Wer könnte denn dagegen sein, die Umwelt zu schützen? Das Klima? Braune Babys in Schlauchbooten? Niemand, eben, höchstens jemand, der explizit böse ist. So funktionierte lange Zeit das grüne Narrativ als ein Hebel, um bestimmte Themen am gesellschaftlichen Diskurs vorbei zu lotsen, denn unsere Hypermoral besagte, dass es an diesen Fragen nichts zu rütteln gäbe.
Nur haben die Dinge häufig doch miteinander zu tun. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer Energiewende sagt, muss auch Verarmung sagen, wer Refugees welcome ruft, muss auch Gruppenvergewaltigungen und Messergewalt in Kauf nehmen. Das auszusprechen ist noch immer tabu, aber die Realität lässt sich selbst von den hauptberuflichen Umdeutern öffentlich-rechtlicher Medien nicht länger uminterpretieren.
Spätestens mit dem neuerlichen Ausbruchs des Konflikts in Israel treten nun aber die Diskrepanzen offen zu Tage. Die Unterstützung Israels galt lange Zeit als unumstößliche Staatsräson, nun aber stellt sich heraus, dass wir über gar nicht so viele Ecken auch die Hamas finanziell unterstützen. Muslimische Migranten, deren mangelnde Integration Grüne vor allem der einheimischen Bevölkerung anlasteten, entpuppten sich – wer hätte das gedacht? – als Unterstützer der Palästinenser und nicht Israels. Gleichzeitig muss man sich fragen: Warum waren die zahllosen Messerangriffe, Massenvergewaltigungen und Morde nicht genug, um diese Mär zu entzaubern, warum bedurfte es dazu erst Israels?
Die Situation spitzt sich zu und die grüne Maskerade, die einfach überall das moralisch Gute einfordern möchte, ohne dass es anderweitige Konsequenzen hat, ist nicht länger aufrechtzuerhalten. Greta Thunberg unterstützt offen Palästina, sodass selbst alte Klimaschützer auf den Trichter kommen, dass es sich von Anfang an um eine politische Bewegung handelte, und nicht bloß um den vermeintlichen Schutz von Klima. Baerbock und Habeck wirken in ihren Ministerien entzaubert. Die Mär vom grünen Wohlstand und der feministischen Außenpolitik erweist sich fast täglich als leere, hohle Hülle, demaskiert von einer gnadenlosen Realität, die keine hypermoralischen Zwänge kennt.
Alles ist im Fluss, aber den Dammbruch haben die Grünen selbst herbeigeführt. Oft fragt man sich, wie viel davon Kalkül ist. Die bisherigen Reaktionen auf Gegenwind offenbaren aber, dass auch die Grünen wohlstandsverwahrloste Revoluzzer sind. Träumer von einem Blackout, die beim ersten Stromausfall bereits vom Leben überfordert wären. Die hilflos zusehen, wenn andere Parteien die Zusammenarbeit mit ihnen aufkündigen und – wie nun in Hessen – das Gendern einfach wieder abschaffen wollen.
Panisch wird nun nach einer stabilen Position gesucht, bevor den Grünen der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Ricarda Lang probiert es mit einem verhaltenen Bekenntnis zu Israel, ebenso wie Robert Habeck, dessen Qualifikation für sein Amt sich für Kanzler Olaf Scholz scheinbar daraus ergibt, dass Habeck eine pro-israelische Rede halten konnte. Man distanziert sich anscheinend von Greta Thunberg und auch von Fridays for Future, aber an Luisa Neubauer hält man fest.
Doch wie lange werden die Grünen noch auf zwei Hochzeiten tanzen können? Man befriedet nun mit halbgaren Bekenntnissen zu Israel jenen Teil der Bevölkerung, der mit diesem Bekenntnis als Staatsräson aufgewachsen ist, aber gleichzeitig muss auch den Grünen bewusst sein, dass nicht unbeträchtliche Teile jener Geister, die sie zu ihrer Unterstützung riefen, sich im jetzigen Konflikt anders positionieren und auch diesbezüglich eine klare Position der Grünen fordern. Der Platz zwischen den Stühlen könnte den Grünen zum Verhängnis werden. In Hessen erhielten sie dafür bereits die Rechnung, weitere könnten folgen.