Tichys Einblick
Islamistischer Anschlag

Die blutige Messerattacke in Mannheim

Es gibt Orte, die für islamkritische Auftritte besonders brisant sind, dazu gehört Mannheim zweifelsohne. Messerfreie Zonen und Videokameras schützen jedoch offensichtlich nur bedingt vor Angriffen. Schärfere Maßnahmen sind notwendig, es reicht nicht, nur politisch die Gewalt zu verurteilen. Von Munawar Khan

picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Wieder ist der öffentliche Aufschrei groß, als am Freitagnachmittag in Mannheim ein Attentäter sechs Personen mit einem großen Messer teilweise schwer verletzt. Da bei den Straftaten gegen das Leben in Mannheim bei rund der Hälfte dieses Tatwerkzeug eingesetzt wurde, war der Marktplatz zur „Messerfreien Zone“ erklärt worden. Die präventiv an Kriminalitätsschwerpunkten aufgestellten Videokameras konnten das Geschehen detailliert filmen, also auch wie einer der zur Hilfe eilenden Polizisten von hinten niedergestochen wurde. Am Sonntag wurde bekannt, dass er die ihm zugefügten sehr schweren Verletzungen nicht überlebt hat.

Der Angriff fand noch während des Aufbaus zu einer Kundgebung der islamkritischen „Bürgerbewegung Pax Europa“ statt und richtete sich offensichtlich gezielt gegen Mitglieder dieser Bewegung, die ihren Sitz in Krefeld hat. Die Schatzmeisterin Stefanie Kizina sprach kurz darauf in den Medien von einem „Terrorangriff“, da die Attacke gezielt gegen den Journalisten Michael Stürzenberger gerichtet war, der am Bein und im Gesicht schwer verletzt wurde. Er war als Hauptredner der Veranstaltung geplant.

Der Verein selbst setzt sich nach eigenen Angaben für die „Bewahrung christlich-jüdischer Kultur in Deutschland und Europa und der Erhaltung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ ein. Man engagiert sich insbesondere gegen den Neubau von Moscheen in Deutschland. Dafür ist Mannheim sicherlich einer der hervorstechendsten Orte.

Deutschlands größte Moschee steht in Mannheim

Rund 50.000 Muslime gibt es in Mannheim und mehr als ein Dutzend Moscheen. 1995 wurde die Yavuz Sultan Selim-Moschee in Mannheim eingeweiht, die bis jetzt mit einer Kapazität von 2.500 Personen als die größte Moschee Deutschlands gilt. Sie ist damit größer als die DITIB-Zentralmoschee in Köln, die 2018 von Staatspräsident Recep Erdogan nach jahrelangen Verzögerungen durch die Bürgerbewegung pro Köln offiziell eröffnet wurde.

Zwischen Mannheims Marktplatz und dem nur rund 25 Kilometer entfernten Heppenheim, dem Wohnort des Attentäters Sulaiman A. aus Herat in Afghanistan, liegt der Ortsteil Käfertal. Dort wehrten sich Anfang des Jahres Anwohner dagegen, dass der Islamische Arbeiterverein e.V. und das angeschlossene Omar al-Faruq Center eine weitere Moschee errichten. Das Omar al-Faruq Center gilt als Anlaufstelle für das konservative bis reaktionäre Spektrum der regionalen Community, die Ortschaft Käfertal als Hort des Islamismus.

Das Omar al-Faruq Center wird vom Verfassungsschutz beobachtet, seitdem 2017 im Irak ein Vereinsmitglied festgenommen wurde, das für den Islamischen Staat kämpfte. Das ließ sich zurückführen auf den Imam Amen Dali, der dort von 2008-2017 nachweislich salafistisches Gedankengut in verbreitete. Nach eigenem Bekunden distanziert sich der heutige Moscheeverein vom Salafismus, das bestätigte auf Anfrage auch der zuständige Verfassungsschutz.

Islamkritiker leben in Deutschland gefährlich

Der Islamkritiker Michael Stürzenberger wird vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz als „zentrale Figur der verfassungsschutzrelevanten islamfeindlichen Szene in Bayern“ angesehen, er wurde mehrere Jahre beobachtet. Sicherlich stellt er für jeden radikalisierten Islamisten ein rotes Tuch dar. Bereits bei einer Kundgebung in Bonn vor zwei Jahren wurde er durch Faustschläge eines Angreifers verletzt, seitdem hat Stürzenberger aber im Ton keinesfalls klein beigegeben. Doch es bedarf schon lange keiner Ausfälle mehr, um bei öffentlichen Auftritten Polizeischutz zu benötigen. Das könnten auch fundierte Islamkritiker wie Ahmad Mansour oder Hamed Abdel-Samad bestätigen.

Sicherlich gibt es Orte, die für öffentliche Auftritte besonders brisant sind, wie es Mannheim zweifelsohne ist. Über 40 Prozent der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs ist eine in arm und reich gespaltene Stadt, bei der fast ein Viertel der Bevölkerung in sozialen Brennpunkten lebt. Daran haben auch die seit mindestens zehn Jahren intensiven Bemühungen der Stadtverwaltung nichts geändert.

Messerfreie Zonen und Videokameras dienen offensichtlich nur bedingt zum Schutz öffentlicher Kundgebungen. Daher sollten Maßnahmen wie die frühzeitige Gefährderansprache, eine im Strafmaß deutlich rigidere Strafverfolgung sowie die zeitnahe Abschiebung zumindest eine Abschreckung garantieren. Es reicht nicht, nur politisch die Gewalt zu verurteilen. Und ohne stärkere Kontrolle der Einfluss nehmenden Imame und insbesondere der Inhalte ihrer Predigten kommen wir hier keinen Schritt weiter.

Brutalisierung der Gesellschaft

Was wir tagtäglich erleben, ist eine zunehmende Brutalisierung der Gesellschaft, ob islamistische Anschlagspläne auf den Kölner Dom, jüngst die Schüsse auf die türkische Ehefrau und weitere Unbeteiligte in Hagen oder die Messerangriffe in Duisburg aus dem Februar, wo zwei Grundschulkinder verletzt wurden. Dort kam es zuletzt im Mai zu einer Messerattacke auf eine Gruppe Jugendlicher, bei der ein Passant beherzt eingriff und so Schlimmeres verhinderte.

Sicherlich ist jede Tat einzeln zu betrachten, die Tätermotivation ist unterschiedlich. Aber die Hemmschwelle zur Anwendung von Gewalt gegen andere ist generell in unserer Gesellschaft erstaunlich weit gesunken. Das lässt sich auch an den Angriffen auf Politiker jeder politischen Richtung sehen. Am Samstagmorgen betraf es den CDU-Politiker Roderich Kiesewetter.


Änderungshinweis: Ursprünglich stand in diesem Bericht, dass die von der DITIB-Betriebene Yavuz Sultan Selim-Moschee durch den Verfassungsschutz beobachtet wurde, da Amen Dali dort predigte. Das war falsch. Tatsächlich predigte Dali im Omar al-Faruq Center des Islamischen Arbeiterverein e.V.. Das Center wurde beobachtet, nicht die Yavuz Sultan Selim-Moschee. Die Gemeinde der Yavuz Sultan Selim-Moschee teilte Tichys Einblick außerdem mit, dass kein Mitglied ihrer Gemeinde im im Irak oder Syrien kämpfte und verurteilte den Angriff durch Sulaiman. A.. Die Gemeinde spricht der Polizeidirektion ihr Beileid für den Tod Rouven L. aus.

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