Man stelle sich vor, ein Hochhaus steht in Flammen. Seine Bewohner warten verzweifelt auf Hilfe, manche springen sogar aus dem Fenster in den Tod. Da fährt plötzlich die scheinbare Rettung vor. Die Feuerwehr mit einem kleinen Sprungtuch für lediglich sieben Personen. Der Einsatzführer weiß, dass er noch ein vielfach größeres Tuch zur Verfügung hätte. In seinen Anordnungen ist aber nur der Einsatz des kleinen Tuches vorgesehen. Als gelehriger Deutscher wiegt das für ihn mehr, als die Not der Menschen. Kurzum – Sieben springen und werden gerettet. Der Rest wird seinem Schicksal überlassen. Verweigerte Hilfeleistung ist das Mindeste, was man vorwerfen kann – moralisch gesehen ist es ein Verbrechen.
Hunderte zum Himmel flehende Frauen, Kinder und Männer wurden einfach zurückgelassen. Die meisten davon waren Menschen, die der Bundeswehr über viele Jahre hinweg als Afghanen treue Dienste geleistet hatten. Es gibt für ein solches Verhalten der Bundesrepublik nur ein einziges Wort: Verrat. Jeder Deutsche mit einem Rest von Anstand muss sich für diese Regierung schämen. Dies umso mehr, als die Hercules-Jets der US-Airforce und der Briten so viele Menschen ohne jede Kontrolle an Bord nahmen, wie es die Tragfähigkeit kaum noch zuließ. Auch sie hatten Befehlshaber, nur waren das Menschen und keine Maschinen.
Dem militärischen Versagen wurde ein moralisches hinzugefügt, verbunden mit einer unverschämten Lüge. Dass dem so ist, zeigt ein unbeabsichtigter Ausrutscher der deutschen Kanzlerin, eigentlich eine Meisterin der Vertuschung, als sie herausplauderte, sie habe sich schon seit Wochen auf diese Situation vorbereitet. Nur scheint sie ihre einsamen Planungen niemandem mitgeteilt zu haben. Die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses ist das mindeste, was jetzt passieren muss, ganz davon abgesehen, dass eine massive Verstärkung deutscher Präsenz spätestens jetzt, nachdem auch die Franzosen Spezialkräfte entsenden, selbstverständlich sein müsste. Wahrscheinlich lassen aber die bürokratischen Vorschriften auch das nicht zu, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern.
Eine weitere Schäbigkeit kommt hinzu. Verzweifelt bemühte sich die Verteidigungsministerin bei der Benennung der deutschen Einsatzkräfte, die Bezeichnung KSK nicht in den Mund zu nehmen. Wie sollte man auch gerade noch als verkappte Nazis diffamierte Soldaten als Retter in der Not darstellen? Auch hier stellen sich Fragen über Fragen. Jetzt ist es die Stunde der Oppositionsparteien, Tacheles zu reden, damit die Wähler am 26. September diesen grausigen Offenbarungseid nicht vergessen haben.