Tichys Einblick
Deutschlands Kampf gegen Ungarn

Unsportlich und antieuropäisch – und sie merken es nicht einmal

Die Ungarn werden während der Nationalhymne ausgepfiffen. In der FDP will man jedes Tor gegen Ungarn als Sieg für die LGBT-Community umdeuten. Welche deutsche Überheblichkeit.

IMAGO / Matthias Koch

Im Rahmen des umstrittenen Gesetzes in Ungarn forderten viele „Zeichen“ aller Art. Auch die FDP-Bundestagsfraktion schloss sich an. Auf Twitter fordern die Liberalen, dass bei Treffern der deutschen Mannschaft Lieder mit Homosexuellen-Bezug eingespielt werden sollen – so zum Beispiel „YMCA“ von den Village People oder „I want to break free“ von Queen. Es war die FDP, die bereits die Beleuchtung der Allianzarena in München gefordert hatte – nach Willen der Freien Demokraten soll nicht nur um, sondern auch auf dem Platz politisiert werden.

Schon die politische Kritik am Gesetz der Regierung Orban ist etwas, das in eine Botschaft oder ein politisches Gremium, nicht aber auf einen Fußballplatz gehört. Doch die FDP im Bundestag will noch über Kritik hinausgehen: Jedes deutsche Tor soll umfunktioniert werden zu einem Schuss auf Budapest und die ungarische Politik, jeder Treffer auch eine Demütigung des ungarischen Staates werden. Von einer EM als Völkerfest bleibt so nicht mehr viel übrig – die Ungarn, die als Gäste zu uns kommen, sollen durch die sich selbst als moralisch überlegen sehenden Deutschen vorgeführt werden. Und ausgerechnet die „Europapartei“ FDP ist an vorderster Front dabei, wenn es darum geht, Zwietracht zu säen. Passend dazu werden die Ungarn während ihrer Nationalhymne ausgepfiffen, ein Störer läuft mit LGBT-Flagge aufs Spielfeld.

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In ihrer moralischen Trunkenheit hat man nur eines gesehen: Auf dem Platz steht nicht Viktor Orban, sondern die ungarische Nationalelf. Zum Beispiel Peter Gulacsi. Der Torwart, der in Leipzig unter Vertrag steht, ist einer der bekanntesten Kritiker des ungarischen Gesetzes. Bereits im Februar hatte er sich öffentlich gegen Orbans Homosexuellenpolitik positioniert und sich für Gleichberechtigung ausgesprochen. Davon scheint man in der FDP-Fraktion nichts zu wissen: Sonst würde man dem ungarischen Team und Gulacsi nicht jeden Ball, den er ins Tor lässt, metaphorisch an den Kopf werfen wollen. Denn schwule Torhymnen wären nichts anderes als eine Umdeutung jedes deutschen Tores zu einem politischen Triumph gegen die Ungarn – ausgerechnet auf Kosten des Mannes, der sich deutlich gegen Orbans Politik stellt.

Man erhebt sich wieder einmal über die Völker Europas – und merkt es nicht mal. Kaum etwas war in den letzten Jahren antieuropäischer, nichts war unsportlicher. Manuel Neuer sitzt später mit seiner Regenbogen-Binde vor einer Sponsoren-Wand auf der das Logo von Qatar Airways steht, die Staatsairline jener absoluten Monarchie, in der Homosexualität als „Sodomie“ verboten und unter Gefängnisstrafe steht.

Doch all diese Widersprüche bemerkt keiner. Es geht offensichtlich nicht um die Rechte von Schwulen und Lesben, sondern einzig und allein wieder einmal darum, dass die Deutschen die besten sind.

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