Im Gespräch mit dem türkischen Friseur, im Gemüseladen, beim russlanddeutschen Handwerker und bei asiatischen Freunden bietet sich das gleiche Bild. Mit deutscher Politik wollen sie nichts zu tun haben, deutschen Medien wird nicht geglaubt. Ein Unterschied gibt es allerdings zu der deutschen Mittelschicht: Sind die Deutschen Medien und Politik gegenüber gleichgültig oder enttäuscht, ziehen sich die muslimisch geprägten Einwanderer aktiv in Parallelgesellschaften zurück und leben dort ihre Kultur. Warum? Sie fühlen sich von der woke-feministischen „Wertediktatur“ provoziert und wollen damit nichts zu tun haben. So verhindert die rigid herrschende politisch korrekte Leitkultur geradezu Integration. Sie wendet also genau das ab, was sie zu fördern vorgibt.
Grob gesagt, gibt es in Deutschland drei große Einwanderergruppen:
- Türkische, jetzt auch arabische und afrikanische Einwanderer,
- Russlanddeutsche,
- Asiaten.
Viele der türkischen Einwanderer sind schon in den 1960er Jahren nach Deutschland gekommen, Russlanddeutsche in den 1990er Jahren, Hunderttausende Vietnamesen kamen entweder als südvietnamesische Boatpeople auf der Flucht vor der KP Vietnams nach Westdeutschland oder Nordvietnamesen als Arbeiter oder Studenten in die DDR.
- Viele Türken kamen als Arbeiter nicht aus dem europäisch, sondern aus dem arabisch geprägten Teil der Türkei, aus Anatolien, was kulturell einen großen Unterschied macht. Sie halten Abstand zu Deutschland, heiraten unter sich und bleiben auch in der dritten Generation vornehmlich unter sich.
- Asiaten sind kulturell harmonieorientiert und fallen schon deshalb nicht auf. Traditionell interessieren sie sich nicht für Politik, solange es die Regierung ökonomisch richtet.
- Russlanddeutsche sind da schon kritischer, aber auch sie wollen nicht auffallen. Die haben nichts mit der ökowoken Werteherrschaft am Hut und sehen sich ähnlich vielen Ostdeutschen in der Opposition.
Fragt man diese Personengruppen nach der Entwicklung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten, so ist die Antwort aller Gruppen frappierend ähnlich: Alle sehen die Entwicklung Deutschlands negativ.
Alle Gruppen, auch die Türken, sagen: Seid ihr verrückt, die ganzen Araber und Afrikaner reinzulassen? Seht ihr nicht, welche Zustände in diesen Ländern herrschen. Das bringen die doch mit. Wollt ihr das hier haben? Wir sind hierhergekommen, um diese Zustände hinter uns zu lassen. Jetzt importiert ihr sie und ihr wisst nicht, was ihr tut. Was sagte Göring-Eckardt : „Die Welt wird bunter und ich freue mich darauf!“ Den heute ganz offensichtlich naiv dummen Satz hat sie nie korrigiert.
Bei dieser neuen Leitkultur, die in der Öffentlichkeit rigide eingefordert wird, wollen sie nicht mitmachen. Also wandern sie in Parallelgesellschaften ab, in der sie ihre traditionellen Kulturen zugunsten einer „Geschlechter-wechsel-dich“-Ideologie nicht aufgeben müssen. Sie haben auch keine Lust auf das umständliche Genderdeutsch, das diese Ideologie in der Öffentlichkeit ohne Rücksicht durchsetzt. Für diese Kulturen ist es pervers, sich als Teil einer Schuldkultur fühlen zu müssen, auf die sie auch noch stolz sein sollen. Cannabis-Legalisierung, während das Land in einer Rezession steckt und die Kriminalität steigt, wird mit Fassungslosigkeit und weiterer Flucht in die Parallelgesellschaft beantwortet.
Fassungslos wird auch zur Kenntnis genommen, dass Recht und Ordnung nicht konsequent durchgesetzt und Vaterlandsliebe negativ konnotiert wird, denn das ist die Grundlage für den Respekt, den Einwanderer der heimischen Kultur entgegenbringen. Dies kann man nicht nur an Justiz und Ordnungskräfte delegieren, dafür muss auch die Bevölkerung einstehen. Das wird aber verhindert, indem sie systematisch mit einem Rassismusvorwurf eingeschüchtert wird.
Zudem wird insbesondere die afrikanisch-arabische Kultur eingeladen, jedes kulturell bedingte Leistungsversagen mit Rassismus zu entschuldigen. Aber Leistungsvermögen und Kultur bedingen sich gegenseitig in höchstem Maße. (Wer in Afrika gelebt hat oder im arabischen Orient gereist ist, weiß, wovon ich spreche.) Wenn diese Probleme dann einfach der Heimkultur zugeschoben werden, wird genau das Gegenteil von Integration erreicht.
Je mehr die deutsche Kultur zerfleddert, ins Beliebige abgleitet, Rollenwechsel von Vater, Mutter, Kind als zeitgemäß und modern gilt, desto rigidere Parallelgesellschaften werden gesucht. Für die arabisch-türkischen Einwanderergruppen bietet sich als Überideologie der konservative Islam an, der den untereinander zerstrittenen Asyl-Einwanderer-Nationen eine übergreifende ideologische Heimat bietet. Wenn in einer islamischen Demonstration in Hamburg das Protestschild – Wertediktatur – emporgereckt wird, kommt genau dieser Protest zum Ausdruck. Und da schäumt die Mainstream-Presse, anstatt in sich zu gehen.
Die Polin Brygida Helbig spricht ganz selbstverständlich über Einwanderung aus, was sich kaum ein Deutscher trauen würde – wie beschämend ist das, dass sich inzwischen viele nicht mehr trauen, in der Öffentlichkeit ihre abweichende Meinung zu sagen. – Kein Wunder, dass sich einige Ostdeutsche an die DDR erinnert fühlen. – Aber nun das Zitat von Helbig: „Inzwischen kennen wir alle Sigmund Freud gut genug. Es könnte wohl mitunter besser sein, Leute nicht ins Land zu lassen, als sie ins Land zu lassen und dann zu diskriminieren oder zu demütigen. Das fördert nur eins – eine Wut der Benachteiligten, deren sie sich oft nicht einmal bewusst sind, die sich aber ihre Wege suchen wird.“