Tichys Einblick
Überbordender Staatsapparat

Deutschlands größter Arbeitgeber: Über fünf Millionen Bürger im öffentlichen Dienst

Bund, Länder, Kommunen – Der deutsche Staat ist der größte Arbeitgeber des Landes. Die Überbesetzung in den Verwaltungsbereichen sorgt für einen Anstieg der Bürokratiebelastung und langwierige Entscheidungsprozesse. Auch der Steuerzahler wird zunehmend belastet.

picture alliance / 360-Berlin

Laut einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Beamtenbunds, dem „Monitor öffentlicher Dienst 2025‟, sind in Deutschland insgesamt 5,2 Millionen Menschen für Bund, Länder und Gemeinden tätig. Davon sind 1,9 Millionen Beamte, während 3,3 Millionen als Angestellte beschäftigt sind. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Sektor deutlich gestiegen. Im Jahr 2010 waren es noch insgesamt 4,7 Millionen Beamte und Angestellte.

Im EU-Vergleich der Länder mit den meisten Beschäftigten im öffentlichen Sektor liegt Deutschland mit dieser Zahl auf Platz zwei hinter Frankreich, wo sogar mehr als sechs Millionen Menschen im öffentlichen Dienst tätig sind.

Angesichts der hohen Beschäftigungszahl in diesem Sektor könnte man annehmen, dass ein Großteil dieser Beschäftigten in gesellschaftlich wichtigen Berufen tätig ist – etwa als Ärzte, Polizisten, Soldaten, Lehrer, Erzieher oder Feuerwehrleute. Doch die Realität sieht anders aus: In essenziellen Berufsfeldern sind vergleichsweise wenige Menschen angestellt. So arbeiten im deutschen Gesundheitswesen, zu dem unter anderem Ärzte und Arzthelfer gehören, lediglich rund 210.000 Beschäftigte.

Besonders auffällig ist im Vergleich dazu der Bereich „Politische Führung und zentrale Verwaltung‟, in dem knapp 600.000 Menschen entweder verbeamtet oder angestellt sind.

Anstieg der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sorgt für gigantische Personalkosten

Die stetig wachsende Zahl an Staatsbediensteten im oben genannten Sektor stellt eine erhebliche finanzielle Belastung für den Steuerzahler dar. Der Grund: Ein beachtlicher Teil der Steuereinnahmen fließt in die Personalkosten des öffentlichen Dienstes. Interessant ist, dass laut Daten von Statista der Anteil der Personalkosten am Bundeshaushalt seit Amtseintritt der Ampelregierung deutlich gestiegen ist. Im Jahr 2021 belief sich der Anteil der Personalkosten am Gesamthaushalt noch auf 6,1 Prozent. Zwei Jahre später, 2023, war dieser Wert bereits auf 8,7 Prozent gestiegen. Für 2024 liegen noch keine offiziellen Zahlen vor, jedoch prognostiziert Statista einen weiteren Anstieg auf 9,7 Prozent.

Bürokratiehölle Deutschland
Wir verwalten uns zu Tode
Die finanziellen Auswirkungen der steigenden Anzahl staatlicher Beschäftigter zeigt sich auch auf Landesebene, etwa in Baden-Württemberg. Der Doppelhaushalt 2025/2026 des Landes, der im September letzten Jahres vom Ministerrat verabschiedet wurde, umfasst 136 Milliarden Euro. Auch hier wird wohl ein erheblicher Teil für Personalkosten aufgewendet, berichtet der Bund der Steuerzahler.

„Bei allem Verständnis für die Herausforderungen, die zu bewältigen sind, sollte die Landesregierung auch Einsparungen in Betracht ziehen“, fordert Eike Möller, Landesvorsitzender des Bundes der Steuerzahler Baden-Württemberg. Er schlägt vor, Verwaltungsprozesse stärker zu automatisieren, etwa durch den Einsatz moderner Technologien. „Der Wille der Landesregierung, Personalkosten zu senken, ist aus unserer Sicht nicht ausreichend ausgeprägt“, kritisiert Möller deutlich. Wohl oder Übel, wird die finanzielle Mehrbelastung für den Steuerzahler auch weiter ansteigen, selbst wenn es zu einem Stopp von Neueinstellungen oder gar einem
Stellenabbau kommen sollte. Der Grund dafür liegt in den aktuellen Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst, bei denen die Gewerkschaften Gehaltserhöhungen fordern. Konkret stehen 8 Prozent mehr Lohn oder mindestens 350 Euro monatlich im Raum. Zusätzlich werden drei zusätzliche freie Tage, sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 200 Euro monatlich verlangt. Diese Forderungen betreffen rund 2,5 Millionen Beschäftigte bei Bund und Kommunen.

Sollte eine Gehaltserhöhung von 8 Prozent für alle Beschäftigten im öffentlichen Sektor durchgesetzt werden, hätte dies massive Auswirkungen auf den Bundeshaushalt. Währenddessen bleiben viele für die Gesellschaft wichtige Berufsgruppen unterbezahlt.

Zudem stellt sich die Frage, wo die Entlastungen etwa für Rentner bleiben. Viele Bürger, die das Land nach der Wende mit aufgebaut haben, leben heute unter dem Existenzminimum. Die durchschnittliche Rente in Deutschland beträgt lediglich 1.800 Euro brutto im Monat – ein Wert, der viele Einzelschicksale nicht abbildet, da zahlreiche Rentner deutlich weniger erhalten. Außerdem wird das gesetzliche Renteneintrittsalter kontinuierlich angehoben: Bis 2031 steigt es von ursprünglich 65 auf 67 Jahre.

Bürokratie als Wachstumsbremse: Wie der öffentliche Sektor die Wirtschaft belastet

Mit der finanziellen Belastung durch den überbordenden Staatsapparat ist es jedoch nicht getan. Die steigende Zahl an Beschäftigten im öffentlichen Sektor trägt nachweislich zu einer Zunahme des bürokratischen Aufwands bei. Laut einer Studie des ifo-Instituts kostet die Bürokratie in Deutschland jährlich rund 146 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung. Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst Anreize haben, immer neue Maßnahmen und Regelungen zu schaffen, jedoch kaum Motivation, bestehende Vorgaben abzubauen oder zu vereinfachen.

Mit der Zunahme der Beschäftigten kommen mehr und mehr Beamte und Angestellte hinzu, die sich aktiv an der Entwicklung neuer Regularien beteiligen. Die Auswirkungen der überbordenden Bürokratie treffen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden: Mit einem Anteil von 99,6 Prozent aller Unternehmen (Stand 2022) und einem Beitrag von rund 77 Prozent zum Gesamtumsatz, sowie 87 Prozent der Beschäftigten dominieren sie die deutsche Unternehmenslandschaft.

Argentinien als Vorreiter: Das kann Deutschland von Milei lernen

Um Unternehmen von der erdrückenden Bürokratie zu entlasten und den Bundeshaushalt langfristig zu stabilisieren, und so auch den Steuerzahler zu unterstützen, ist es essenziell, den Staatsapparat zu verkleinern. Ein unmittelbarer Einstellungsstopp, oder auch Entlassungen im politischen und administrativen Bereich, könnten dabei effektive Maßnahmen sein.

Ein Blick nach Argentinien zeigt, wie erfolgreich ein solcher Ansatz sein kann. Der libertäre Präsident Javier Milei hat seit seinem Amtsantritt vor etwas mehr als einem Jahr eine umfassende Reform des öffentlichen Sektors eingeleitet. Laut Federico Sturzenegger, dem argentinischen Minister für Deregulierung und Transformation des Staates, wurden seit Mileis Übernahme bis November 2024 insgesamt 35.936 Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut. Mit seiner konsequenten Politik der Verschlankung des Staatsapparats hat Milei erreicht, was viele für unmöglich hielten: Der stark angeschlagene Haushalt des Landes konnte sich stabilisieren. Erstmals seit 2010 erzielte Argentinien einen Haushaltsüberschuss – ein Beleg dafür, dass ein radikaler Umbau der staatlichen Strukturen positive Auswirkungen auf die finanzielle Lage eines Landes haben kann. Es liegt nun an der neuen Bundesregierung einen ähnlichen Schritt zu wagen.

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