Zum Teil folgten die verschreckten Menschen im Mittelalter selbsternannten Propheten, sie verehrten Heilige und lauschten in erschrockener Verzückung den Bußpredigern, die ihnen, den bußfertigen Sündern, den Platz in der Hölle in allen grausigen Details ausmalten. Doch zu den furchtbaren Ereignissen der mittelalterlichen Geschichte Europas gehörte der sogenannte Kinderkreuzzug. Junge Leute waren in großer Zahl verleitet worden, zu einer Reise ins heilige Land aufzubrechen, um ihre Seele zu retten, indem sie Jerusalem zurückeroberten. Tatsächlich marschierten sie fast ausnahmslos in den Tod, erreichten das Heilige Land nicht.
Aber was sind schon Fakten für die Seherin Karin Göring-Eckardt, die in einer Kanzelrede in der Salvatorkirche in Duisburg jetzt in Greta eine Prophetin zu erkennen glaubte. Welch gewaltige Vision! Ausgerechnet dem Propheten Amos ähnelt in Göring-Eckardts Vision Greta Thunberg. Amos drohte dem Volk Israel mit einem Strafgericht und dem Untergang, wenn es nicht umkehrte und eingedenk der Erwählung durch Gott seine Gebote erfüllen würde.
Schwierige Zeiten, Zeiten ohne Humor und ohne Vernunft brechen an, wenn das Lächerliche nicht mehr als lächerlich erkannt, sondern geheiligt wird. Dem theologischem Vermögen von Göring-Eckardt im christlichen Sinne darf man durchaus mit Skepsis begegnen, doch sind ihre seherischen Kräfte über jeden Zweifel erhaben, schließlich ist sie eine der ersten Priesterinnen der neuheidnischen Klimareligion, der es nun auch vergönnt war – oh Wunder –, die Prophetin zu schauen. Fürwahr, welch eine Erweckung!