Gibt es schlechte Gründe dafür, Kinder zu bekommen? Nun, es gibt schlechte Gründe dagegen (etwa, dass Kinder die Karriere bremsen könnten, ob in der Wirtschaft, als Politiker oder als Propagandist beim Staatsfunk) – doch es gibt auch schlechte Gründe dafür.
Es soll Paare geben, deren Beziehung kriselt und bröckelt. Freunde raten mehr oder weniger offen dazu, das Elend aufzugeben und das Glück woanders zu suchen. »Besser Ende mit Schrecken–«, so beginnen die Ratschläge. So ein Paar könnte in die Illusion stolpern, dass Kinder zu bekommen die Beziehung »reparieren« kann. – Es wird scheitern.
Leser wissen: Glück hat mit der »Ordnung der (eigenen!) Kreise« zu tun (siehe »Relevante Strukturen«). – In perfekter, vollendeter Ordnung werden die eigenen Kreise nie sein, und darauf zu warten vergeudet Zeit, doch wenn man in so arger innerer wie äußerer Unordnung lebt, dass man davon ganz unglücklich ist, dann wird mehr Unordnung gewiss nicht helfen. Ordnung und Glück, zwei sehr ähnliche Zustände, kommen von innen, und wenn du meinst, du bräuchtest dringend Lebensordnung von außen, dann hast du womöglich auch noch weitere Probleme.
»Solche Schweine wie …«
In Nordrhein-Westfalen hat ein Mob von etwa 15 Personen vier Polizisten attackiert, welche zwar in Zivilkleidung und privat unterwegs waren, von denen einer aber von den »jungen Männern« aus einem früheren Einsatz erkannt wurden. Was für »junge Männer« waren es? »Genauere Angaben dazu machte er nicht«, lesen wir (focus.de, 25.8.2019). – »Ein Polizist erlitt dabei Schnittverletzungen im Bauchbereich.« Die Verdächtigen sind wieder auf freiem Fuß.
Gleichzeitig ließ, unter anderem, die Regierungspartei und eine Reihe jener diversen »NGOs« Tausende von willigen Demonstranten nach Dresden mit Bussen ankarren, damit sie gegen die Opposition demonstrieren – und man nimmt in Kauf, dass es dabei ganz offen antidemokratisch wird. Wohlfahrtsverbände (von denen einige potentiell viel Geld an der Merkelkrise verdienen), Gewerkschaftler marschierten Seite an Seite mit Antifa-Terroristen und Mitgliedern von Regierungsparteien. Ein Redner fordert, man solle »solche Schweine wie Seehofer und Merkel aus dem Amt jagen« (faz.net, 25.8.2019). Teilnehmer berichten von Aufrufen, das »kapitalistische Schweinesystem« zu beenden. Wo Deutschland und der Westen gehasst wird, da ist unser peinlichster Minister natürlich nicht weit: »(…) Riesiger Dank an alle, die heute bei der @Unteilbar-Demo in Dresden ein Zeichen setzen für #Toleranz und #Freiheit.« (@HeikoMaas, 24.8.2019 – Warum gehen schlimme Dumpfheit in den Äußerungen und blaues EU-Fähnchen im Twitter-Namen so zuverlässig zusammen?)
Ausdrücklich unerwünscht
Wer keine eigene, innere Ordnung aufweisen kann, wer seine Kreise nicht geordnet hat, der könnte versucht sein, durch Fokussierung auf Äußeres zumindest ein Gefühl der Ordnung zu suchen.
Der Kabarettist Volker Pispers wird gelegentlich zitiert mit dem Spruch: »Wenn der Feind bekannt ist, hat der Tag Struktur.« – Die SPD versucht sich derzeit in ihrem wohlverdienten politischen Todeskampf mal mit populistischen Angriffen »gegen Rechts« und mal »gegen die Reichen«, die grünen Populisten predigen den Weltuntergang (außer man rodet Wälder für das Aufstellen von Vogelhäckslern), und währenddessen brennt der Amazonas für die Soja-Produktion (welt.de, 23.8.2019).
Die »jungen Männer« in Hamm, und die Demonstranten von »unteilbar« ticken ähnlich – sie befinden sich selbst in einem Zustand innerer Unordnung, doch statt ihre Kreise zu ordnen, greifen sie jenes an, das die gemeinsame gesellschaftliche Ordnung repräsentiert, seien es die »Almanbullen« oder das »kapitalistische Schweinesystem«.
Nein, weder die jungen Männer von Hamm noch die »Demokratiekritiker« von der unteilbar-Demo wären lebensfähig ohne das System, das sie angreifen und hassen. Junge Männer fliehen ja aus den Ländern, wo sie ihre Geisteshaltung erlernten, und auch iPhone-Sozialisten wandern nicht alle nach Venezuela aus, sondern sitzen ihre rotpickligen Kommunistenhintern lieber im bösen Kapitalismus so fett wie breit.
Auf der unteilbar-Demonstration sind Deutschlandfahnen, das erste und edelste der Symbole deutscher Demokratie, ausdrücklich unerwünscht. Es sind Menschen mit innerer Unordnung, im Kampf gegen alles, was Ordnung symbolisiert – man möchte fast sagen, dass einige unter den Unteilbar-Demonstranten und der prügelnde Mob von Hamm sich nur in den Mitteln unterscheidet, doch auch das wäre unvollständig: Bei Unteilbar marschiert die Antifa mit.
Blind und bedingungslos
Die Teddybär-Gutmenschen an den Bahnhöfen von 2015, der Mob auf latent antidemokratischen Demonstrationen wie »unteilbar« und der Mob von Hamm, der Polizisten verprügelt, sie haben einiges gemeinsam mit den Eltern, die ein Kind bekommen, um die Beziehung zu retten.
Die 68er waren für Deutschlands Seele, was die Flächenbrände für den Amazonas sind. Nach dem großen Durchmarsch der Grinsefaschisten in Latzhosen weiß das Land nicht mehr, wer es ist. Man sucht nach einer äußeren Quelle der Ordnung, also einem Feind und zugleich nach einer Art »Kind, das die Ehe reparieren soll«, man sucht nach einem Sinn, und es ist alles verwirrend, und man ist verwirrt, und plötzlich findet man sich Seite an Seite mit Islamisten wieder.
Es sind dieselben Leute, die blind und bedingungslos »für Flüchtlinge« sind (solange es sie nicht selbst trifft, siehe »Aus Gutmenschen, die es selbst betrifft, werden schnell Bösmenschen« – und wehe, man fragt sie nach Zahlen oder Konsequenzen) und sind natürlich, ganz wie der Staatsfunk befahl, »gegen Rechts« (deren Vorstellung darüber, was sie mit »rechts« meinen, speist sich hälftig aus Lügen und bemerkenswerter Ahnungslosigkeit – Stichwort »Fackelzug«).
Verschiedene Weisheitslehrer
»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, so lehren uns verschiedene Weisheitslehrer – es hat nichts, aber auch gar nichts mit linkem Wahn zu tun.
»Ich hasse mich selbst«, so ist deren wahres Motto, »also versuche ich durch ›Zeichensetzen‹, von Außen ein Glück zu erhalten, das ich aus mir selbst nicht gewinnen kann.«
»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, ließe sich auch übersetzen: »Ordne deine Kreise, und hilf deinem Nächsten, seine Kreise ebenfalls zu ordnen.« – Die armen Opfer von Staatsfunk und Propaganda, diese armen Seelen wähnen, ihre innere Unordnung würde erträglicher, wenn sie nur die Leute hassen, die zu hassen ihnen von oben vorgegeben wurde, wenn sie nur bedingungslos ihr Land opfern, wie Globalisten es von ihnen verlangen, dann würden sie innere Ordnung, ein wenig Glück finden – sie werden es nicht.
Nachdem Deutschland zerstört war, versuchten die Alliierten, dem Land zu helfen, sich selbst wieder aufzubauen (und einiges gelang sogar besser als bei den Siegermächten daheim, siehe etwa das Gesundheitssystem). Es gibt keine nachhaltige »Ordnung von außen«, und damit auch kein »Glück von außen«.
Der Mob von Hamm und der Mob von Unteilbar wenden sich beide gegen unsere Ordnung, weil sie ihr Glück in einem äußeren Feind suchen. Die Bahnhofsklatscher von 2015 und jene Eltern, die ihre Ehe durch ein Kind zu reparieren versuchen, suchen ihr Glück in etwas Äußerem.
Kein Freund, kein Kind und kein Asylbewerber wird deine innere Unordnung reparieren. Kein Feind und kein politischer Gegner kann auf die Dauer darüber hinwegtäuschen, dass du im Inneren voller Unordnung bist, dass du leer bist, dass du ohne dein »gegen Rechts« gar nichts mehr zu sagen hättest.
Niemand kann und niemand wird deine Kreise für dich ordnen. Ordne deine Kreise – und ordne sie selbst!
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.