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Rapport am 4. Dezember geplatzt

Der DFB verpasst seine Chance: Joachim Löw bleibt Bundestrainer

Trotz des desaströsen Zustands der Fußball-Nationalmannschaft erteilt der DFB dem Bundestrainer Joachim Löw Absolution. Der Entscheid des DFB ähnelt leider sehr den Durchhalteparolen aus der Politik.

Bundestrainer Joachim Löw, dahinter DFB-Direktor Oliver Bierhoff

imago images / Sven Simon

Die nationale Fußballwelt hatte sich schon auf den kommenden Freitag vorbereitet, die Sportjournalisten ihre Dienstpläne daraufhin ausgerichtet. An diesem Tag sollte sich Oliver Bierhoff, seines zeichens DFB-Direktor, für die letzten Wochen und Monate der Nationalmannschaft im Namen von Joachim Löw offenbaren. Mehr als 70 Prozent der Fans hatten nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien gegen einen Verbleib des Cheftrainers ausgesprochen, die Geduld für zahlreiche Fans war deutlich am Ende.

Doch der deutsche Fußball-Bund ließ am Montagnachmittag schon die kleine Bombe platzen. Joachim Löw bleibt weiterhin im Amt. Der Präsidialausschuss, bestehend unter anderem aus Präsident Fritz Keller und Vize Rainer Koch, hat übereinstimmend festgestellt, „dass die hochqualitative Arbeit des Trainerstabes, das intakte Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sowie ein klares Konzept für das bisherige und weitere Vorgehen zählen. Ein einzelnes Spiel kann und darf nicht Gradmesser für die grundsätzliche Leistung der Nationalmannschaft und des Bundestrainers sein.“ Für den strapazierten Fan sind die Floskeln wie er sie schon seit Jahren und Jahrzehnten kennt, sei es aus der Politik oder aus dem Sportbusiness.

Sowohl das klare Konzept und ein Vorgehen, wie es in dieser Medienmitteilung heißt, sind schon seit langem nicht mehr beim Weltmeister von 2014 erkennbar, vielmehr klingt jede Spielanalyse nach einer Entschuldigung. Einmal sind es die fehlenden Stammspieler der Bayern, dann die heftige Kritik der Medien. Der Bundestrainer und sein treuer Weggefährte Bierhoff vergessen immer wieder, dass die Fans noch keine Antworten auf das Ausscheiden bei der WM 2018 in Russland haben und auch keine Antworten auf den Fachkräftemangel in der Defensive. Der Entscheid des DFB ähnelt leider sehr den Durchhalteparolen aus der Politik und wird spätestens im März wieder in Frage gestellt werden, wenn die nächsten Länderspiele kommen. In diesem Falle werden die nächsten Floskeln aus der DFB-Zentrale und vom Bundestrainer kommen. Es werden die gleichen sein wie heute.

Fest steht: Der DFB hat eine große Chance vertan, neue Besen kehren zu lassen. Er hätte bis zur EM im Sommer eine Übergangslösung finden können, doch er hat es leider verpasst. Es klingt alles ein wenig an die aktuelle Situation beim FC Schalke 04. Dort hat man es auch verpasst, pünktlich aufzuräumen und von Null zu beginnen

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