Man erinnert sich ungern an die Gruppenvergewaltigung im Hamburger Stadtpark. Aber es muss sein, denn es gibt dazu etwas Neues. Das war passiert: Zehn Männer im Alter zwischen 19 und 23 Jahren (also allesamt volljährig) hatten ein 15-jähriges Mädchen sexuell brutal missbraucht. Vor Gericht landeten: ein Afghane, ein Armenier, ein Kuwaiter, ein Montenegriner, ein Syrer – und fünf „Männer mit deutscher Staatsangehörigkeit“. Man ahnt, was das heißt.
Keiner der Männer äußerte in dem Prozess auch nur den Hauch von Bedauern. Zwei Angeklagte wurden komplett freigesprochen. Nur einer musste ins Gefängnis, alle anderen kamen mit Bewährungsstrafen davon und verließen den Gerichtssaal auf freiem Fuß.
Eine 20-Jährige machte das Ganze rasend wütend. Normale Menschen sagen jetzt: nachvollziehbar. Die junge Frau ließ auf WhatsApp Dampf ab und nannte einen der Angeklagten ein „ehrloses Vergewaltigerschwein“. Normale Menschen sagen jetzt: nicht elegant, aber nachvollziehbar.
Da inzwischen hinter jedem Deutschen gefühlt mindestens ein Denunziant steht, landete der derbe Kommentar bei der Polizei. Es kam tatsächlich zu einer Anklage. Jetzt fiel das Urteil: Die empörte junge Frau muss wegen eines sogenannten „Hasspostings“ für ein Wochenende in den Jugendarrest.
Das heißt: Eine Frau, die sich abfällig über einen Vergewaltiger äußert, muss im Ampel-regierten Deutschland des Jahres 2024 länger hinter Gitter als der Vergewaltiger.
Abgesehen davon, dass man beim Lesen des Berichts über diesen Vorgang gerne zur nächsten erreichbaren Flasche greifen möchte, um sich zu beruhigen: Die Sache hat drei Ebenen, die man sich bewusst machen sollte – um die zeitgenössische Bundesrepublik besser zu verstehen.
Erstens haben die grün-linken Neo-Jakobiner es geschafft, die systematische – und für unseren freiheitlichen Rechtsstaat bisher konstitutive – Unterscheidung zwischen Worten und Taten zu verwischen. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man von Gewalt REDET oder Gewalt AUSÜBT. Aber das totalitäre Konstrukt der „Hassrede“ hat die – für eine Demokratie unverzichtbare – Redefreiheit atomisiert und eine ziemlich unverhohlen willkürliche Gesinnungsjustiz gefördert.
Inzwischen sind wir so weit, dass das Reden über eine Tat härter bestraft wird als die Tat.
Zweitens hat sich ein fatales Muster in vielen Köpfen (vor allem bei Staatsanwälten und Richtern und noch mehr bei Journalisten) festgesetzt, wonach das Misstrauen gegenüber Deutschen ohne Migrationshintergrund mittlerweile gewohnheitsmäßig größer ist als gegenüber denen mit Migrationshintergrund – und erst recht größer als gegenüber Ausländern.
So kommt es, dass der 34-jährige Muslim, der 2023 in Leverkusen seiner schwangeren Freundin mit einem 14 Zentimeter langen Küchenmesser aufgelauert und die Frau sowie ihr ungeborenes Kind mit zahllosen Stichen regelrecht abgeschlachtet hatte, jetzt nicht wegen Mordes verurteilt wurde. Der Mann hatte die Beziehung vor seiner Familie geheim gehalten und für den Fall, dass sie von dem unehelichen Kind erfahren würde, einen „Ansehensverlust“ gefürchtet. Doch die Kölner Richter entschieden nur auf Totschlag. Trotz der Tatumstände sahen sie das Mordmerkmal der Heimtücke nicht als erfüllt an.
So kommt es, dass ein 23-jähriger Flüchtling trotz der brutalen Vergewaltigung einer erst 16-Jährigen, trotz dreier weiterer sexueller Übergriffe und trotz zweier sexueller Belästigungen, mit Bewährung davonkommt: Der Richter fand (und sagte das auch), dass der Serientäter „ein Musterbeispiel dafür ist, wie man in Deutschland gut ankommen kann“.
So kommt es auch, dass man die Berichterstattung vor allem in den zwangsgebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien inzwischen – bei allem Respekt – nur noch als vorsätzliche Desinformation bezeichnen kann. In Gera quälen gleich 20 (!) Afghanen und Syrer im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren einen wehrlosen 14-jährigen deutschen Jungen. Sie prügeln auf ihn ein, würgen ihn, beschimpfen ihn – und filmen das alles auch noch.
In ARD und ZDF erfahren wir darüber – nichts. Das sind die Sender mit Milliarden-Etats, die ausführlich (und ohne auch nur halbwegs ordentliche Recherche) über eine angebliche rassistische Attacke auf zwei Mädchen in Grevesmühlen berichtet hatten. Da stellte sich heraus: es war alles ganz anders, es hat nie einen rassistischen Übergriff gegeben.
Die dritte Ebene ist die unterste – und die wichtigste, weil auf ihr alles andere ruht: der deutsche Selbsthass.
Das ist kein rein grünes Phänomen. Auch bei den Sozialdemokraten gab es schon immer zum Beispiel die Strömung, die gegen die Wiedervereinigung war – weil sie die deutsche Teilung als gerechte Strafe für das Dritte Reich ansah.
Aber bei den Grünen kommt ein spezifisch biografischer Zungenschlag dazu. Schon Joschka Fischer fremdelte – wie fast alle 68er – extrem mit seinem Elternhaus. Die Herkunft „Deutschland“ – das „Land der Täter“ – war ihm zeitlebens unangenehm. Und zeitlebens verfolgte er eine Politik, Deutschland so weit wie möglich zu neutralisieren: durch Einbettung in internationale Organisationen (vor allem die EU) und erklärtermaßen auch durch Zuwanderung.
Robert Habeck ist in dieser Hinsicht Fischers legitimer Erbe: Er kann mit „Patriotismus nichts anfangen“. Jetzt gewährt er auch einen Einblick in sein Seelenleben: Die NS-Vergangenheit seiner Vorfahren nehme ihn „bis heute in die politische Pflicht“.
Das war übrigens auch schon bei Richard von Weizsäcker so. Seine gesamte politische Laufbahn über hatte der eigentlich nichts anderes versucht, als nachträglich die NS-Vergangenheit seines Vaters wiedergutzumachen.
Das klingt edel, ist es aber nicht. Denn es führt dazu, dass sehr viele – allzu viele – Grünbewegte nur vordergründig Politik für ein 84-Millionen-Volk machen – in Wahrheit ist es eine Therapie gegen die eigenen Traumata. Da geht es in keinem Winkel um das Allgemeinwohl – sondern ausschließlich um das ganz egoistische Seelenheil von Menschen mit einer nicht unerheblichen Identitätsstörung.
Der deutsche Selbsthass – weltweit ein absolut singuläres Phänomen – ist die Wurzel allen Übels.
Vielleicht sollte ich auch versuchen, mich so zu hassen, wie das offenbar die Grünen und ihre Jünger tun. Dann würde ich mich noch heute als Leiter der Kommunikationsabteilung bei der Amadeu-Antonio-Stiftung bewerben. Der Job ist gerade ausgeschrieben.
Aber für so viel Selbstdemütigung mag ich mich einfach zu gerne.