Es gibt Dinge, die sind so unverschämt, dass man sie beim Hören nur für einen dummen Witz halten kann. Doch das ist leider nicht immer so. Frechheit und Dreistigkeit sind bekanntlich Geschwister. Dieses unangenehme Paar hat jetzt den Deutschen Bundestag geritten. Für diesen offenkundigen neuen Adel der Bundesrepublik gelten natürlich Corona-Bedingungen der VIP-Klasse. Für den dummen Deutschen Michel, der den ganzen Laden durch Arbeit und Steuern am Laufen hält, hat die Obrigkeit über Nacht bekanntlich die Genesungsfrist nach einer überstandenen Corona-Erkrankung von sechs auf drei Monate verkürzt. Nur die Abgeordneten des Deutschen Bundestages bekommen eine Extrawurst gebraten. Für sie beträgt die Frist weiterhin sechs Monate.
Eigentlich sind die Abgeordneten Angestellte des deutschen Volkes. Dieses hat sie gewählt und dieses sollen sie vertreten. Stellt sich sofort die Frage, warum die vielen süßen Pralinchen.
Als der langjährige CDU-Politiker und Münchner Staranwalt Peter Gauweiler vor Jahren sein Mandat zurückgab, begründete er seinen Schritt unter anderem so: Ohne jedes Problem könne man den Bundestag in seiner Stärke um 80 Prozent reduzieren. Die wirklichen Entscheidungen treffen eh nur drei bis fünf Leute in den jeweiligen Spitzen von Parteien und Fraktionen. Die meisten Abgeordneten wüssten gar nicht, über was sie da abstimmten.
Und jetzt wundere sich noch jemand, dass die Bürger immer weniger Vertrauen in die politische Klasse haben und der Unmut im Lande zunimmt.
Der Corona-Beschluss muss schleunigst mit einer tiefen Verbeugung vor den Wählern zurückgenommen werden. Ansonsten sollte niemand von den Damen und Herren das Wort „Anstand“ noch einmal in den Mund nehmen.