Die gestrige Veranstaltung „Stoppt die Heizungsideologie“ auf dem Erdinger Volksfestplatz besuchten über 10.000 Menschen. Erding ist etwa 40 km von München entfernt, soll den Auftakt für weitere Veranstaltungen dieser Art bedeuten und der Regierung in Berlin zeigen, dass an der Bevölkerung vorbei regiert wird und ihr schadet. Die Veranstalter kündigten zudem an, dass auf der Münchner Theresienwiese demnächst eine weitere Veranstaltung stattfinden solle.
Auf der Bühne sprachen die Initiatoren, Politiker, Handwerker und Vertreter von Verbänden. Auch Markus Söder (CSU) war als Redner auf der Bühne und gewiss mit anderen Erwartungen angereist. „A gmahde Wiesn“, also ein müheloses Heimspiel, war das für ihn sicher nicht. Der bayerische Ministerpräsident betonte am Anfang seiner Rede, dass die bayerische Kabarettistin Monika Gruber ihn anrief und zu der Veranstaltung einlud. Worum ging’s? Der Erdinger Optiker Widmann und wohl Nachbar von Monika Gruber brachte diese Veranstaltung ins Rollen. Monika Gruber nahm den Faden auf und machte die Veranstaltung publik. Dreh und Angelpunkt sollte das „Habeck´sche Heizungsgesetz“, welches den Optiker und die Kabarettistin erzürnte, sein. Doch allein um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes ging es nicht. Es wurde insgesamt die Ampelpolitik, insbesondere die Politik der Grünen, massiv kritisiert. Vom Unsinn des Genderns, bis hin zu den Aussagen über Verzicht von Fleisch, wurde auf dieser Veranstaltung so ziemlich alles kritisiert, was die Grünen und die aktuelle Bundesregierung den Menschen im Land derzeit zumuten.
Pfiffe gegen Söder aus der Mitte der Gesellschaft
Auch der bayerische Ministerpräsident wurde kritisiert – und dies ziemlich heftig. Als er seine Rede beginnen wollte, pfiffen und buhten die meisten Teilnehmer der Veranstaltung so laut, dass an eine Rede von Söder gar nicht zu denken war. Erst als Monika Gruber beherzt eingriff und um Ruhe bat, wurde es zumindest ein bisschen ruhiger.
Die Anti-Coronamaßnahmen sind noch nicht vergessen
Was sich in Erding durch ein Pfeifkonzert entlud, das war die komplette Unzufriedenheit der Bürger. Diese Bürger, die tagein, tagaus arbeiten und brav ihre Steuern zahlen, wollen von der Politik nicht mehr wie eine Weihnachtsgans ausgenommen werden. Zudem schien es so – und einige Gespräche mit den Umherstehenden bestätigte diese Annahme – dass viele Bürger die heftigen Corona-Maßnahmen des dafür Verantwortlichen Markus Söder nicht vergessen haben. Als ein Redner, der als Vertreter des Handwerks (Bäckermeister) eingeladen war, auch die Politik während der Pandemie anprangerte, war der Zuspruch der Menge groß. Keine Pfiffe. Keine Buh-Rufe. Nur Beifall und Zuspruch. Keinesfalls kann also hier von ein paar unzufriedenen „Rechtsextremen“ oder AfD-Anhängern gesprochen werden.
Geradezu niederträchtig agieren aber nun diejenigen, die dem bayerischen Ministerpräsidenten vorwerfen, er habe mit „Rechtsextremisten“ gemeinsame Sache gemacht. Dieser Vorwurf der Kontaktschuld dient allein als Instrument der Diskreditierung. Nichts daran ist wahr. Weit und breit waren keine Rechtsextreme zu vernehmen – schon gar nicht auf der Bühne. Eine solche Verzerrung der Wahrheit kann – wie schon in den letzten Jahren ersichtlich – weiterhin großen Schaden anrichten.
Wie ein roter Faden zog sich das Phänomen der „Abgrenzung von rechts“ durch die Reden. Auch wurde stets betont und rechtfertigt kein Leugner des Klimawandels zu sein. Traurig, dass dies notwendig ist. Es verwundert jedoch nicht, da – wie schon während der Pandemie – jegliche Kritik durch einen „rechten Stempel“ unterdrückt werden soll. Davon ließen sich die vielen Menschen in Erding nicht einschüchtern.
Die schweigende Mehrheit
Von der FDP kam der Landeschef Martin Hagen und danach sprach der bayerische Wirtschaftsminister und Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger. Auch diese beiden Politiker hatten anfangs keinen guten Stand. Doch davon findet man in den Berichten der Mainstreammedien bisher wenig. Hagens Rede ging in Buh-Rufen unter. Dass die FDP auf Bundesebene den aktuellen Gesetzesentwurf unterstützte, war den Teilnehmern – wie die Reaktion zeigte – gut bekannt. Dann kam der Auftritt von Hubert Aiwanger und es zeigte sich, dass das von Medien und Gegnern der Veranstaltung gezeichnete Bild der angeblich „wild gewordenen AfD-Menge und den Anti-Demokraten“ völlig daneben lag. Aiwanger verstand es blendend der Menge zu sagen, was die meisten hier schon dachten. Nur eben mit dem Unterschied, dass Aiwanger das Unsagbare aussprach – er bezeichnete das Heizungsgesetz als „Wahnsinn“. Er kanzelte die Bundesregierung in Berlin sprachlich direkt ab und der Applaus aus der Menge wurde von Satz zu Satz stärker. Lag dies daran, dass die Teilnehmer sich verstanden und mitgenommen fühlten oder hatte man die prophezeiten „Anti-Demokraten“ da in Windeseile bereits entfernt?
Wurde Markus Söder nicht angeblich zuvor noch von Anti-Demokraten ausgepfiffen? Sind diese schon verhaftet worden? Waren sie bereits zu Hause? Platzverweis? Gewiss nicht. Wer anwesend war, der kennt die Wahrheit. Grund für die nun ins Positive gewandelte Stimmung war Aiwanger, der die Nähe zur Bevölkerung nicht verloren hat und dafür Anerkennung erhielt. Aiwanger, gewohnt hemdsärmelig und mit rotem Kopf, sprach energisch für die Bürger. Er sprach von der bisher schweigenden Mehrheit, die sich nun die Demokratie zurückholen müsse. Aiwanger fand schon in der Pandemie deutliche Worte zu unsinnigen Maßnahmen, jedoch kein Gehör. Nun scheint, sein Wort hat noch Gewicht. Das war deutlich zu merken. Für Aiwanger dürfte dieser Auftritt heute ein neuer Meilenstein in Richtung des Amtes als Ministerpräsident gewesen sein. Auf jeden Fall hat Aiwanger gestern endgültig die Bühne der Bundespolitik betreten. Die kommenden Wahlen werden es zeigen.
Dr. med. Friedrich Pürner, MPH
Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen, Epidemiologe