„Allahu Akbar“ – Allah ist am größten. „Es gibt keinen Gott außer Allah, Mohammed ist Allahs Gesandter. Eilt zum Gebet.“ Der arabische Muezzin-Gesang, der in islamischen Ländern fünfmal am Tag von Moscheen erschallt, wird bald auch in Köln zu hören sein.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat einen zweijährigen „Modellversuch“ gestartet, der es den 35 Moscheen der Stadt ermöglicht, zum Freitagsgebet zwischen 12 und 15 Uhr einen Muezzinruf per Lautsprecher nach außen zu übertragen. Dagegen gibt es zwar einen Sturm der Entrüstung, besonders in sozialen Medien. Aber Reker bleibt hart.
Um Vorbehalte der Bevölkerung zu begegnen, gelten Einschränkungen für den Muezzinruf in der Zeit des Modellversuchs: Der Ruf mit den viermal wiederholten Worten „Allahu akbar“ soll auf fünf Minuten beschränkt sein, die Moscheegemeinde muss zuvor die umliegende Nachbarschaft per Flugblatt informieren und Ansprechperson für Fragen oder Beschwerden benennen.
Während Reker von einem „Zeichen des Respekts“, der „Religionsfreiheit“ und „Vielfalt“ schwärmt, hat ihr Muezzin-Vorstoß eine Welle der Kritik ausgelöst. Viele sehen in dem per Lautsprecher übertragenen muslimische Gebetsaufruf einen unangenehmen islamischen Herrschaftsanspruch. „Die Betreiber der Moscheen wollen Sichtbarkeit. Sie feiern den Muezzin als Machtdemonstration über ihre Viertel“, kritisiert der Integrationsexperte Ahmad Mansour. Der frühere Präsident des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofs, Michael Bertrams, kritisiert das Modellprojekt. Die Zulassung des Muezzinrufes sei für Erdogan „ein politischer Triumph ersten Ranges“, sagte Bertrams in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des Kölner Stadt-Anzeigers.
Manche sprechen von einem weiteren Schritt zur Islamisierung der Viertel um die Moscheen, in denen ein hoher Anteil Muslime lebt. In Köln leben geschätzt 120.000 Muslime, ein Anteil von rund 12 Prozent der Bevölkerung.
Der Bild-Journalist Claus Strunz beschrieb den Muezzinruf unverblümt von einem „Sieg über die Ungläubigen“. Die Vereinigung „Christen in der AfD“ kritisierte am Dienstag, die Stadt Köln stelle „ihr christliches Fundament und das Christentum im Alltag“ zunehmend infrage. Ausgerechnet in der Domstadt dürften „Erdogans Ditib-Islamisten“ nun den muslimischen Ruf im gesamten Stadtgebiet verbreiten.
Noch deutlicher wurde der Islamkritiker Hamed Abdel-Samad: „Der Gebetsruf beginnt mit Allahu Akbar, welcher auch der Schlachtruf der Muslime ist. Er bedeutet Allah ist größer. Größer als die Feinde, größer als die Menschen, größer als das Leben, größer als Deutschland, größer als alles. Da er größer ist als Demokratie und Vielfalt, gilt am Ende nur sein Gesetz, die Scharia.“ Die Stadt Köln wolle mit einer symbolischen Aktion unter dem Mantel der „Vielfalt“ das Scheitern der Integration verdecken, bemängelt Abdel-Samad.
Gegenwärtig gibt es rund 3.000 Moscheen in Deutschland. Eine zunehmende Anzahl sind nicht mehr nur kleine Hinterhofgebetsräume, sondern repräsentative Gebäude, teils auch mit Minaretten, wie die DITIB-Zentralmoschee in Köln. Die Zahl der Muslime ist durch die große Flüchtlingszuwanderung 2015 und 2016 auf mehr als 5,5 Millionen gestiegen.
Die Frage stellt sich, ob der „Modellversuch“ des Muezzinrufs auf Köln beschränkt bleiben wird. Bislang haben nur einzelne Städte, vor allem in Nordrhein-Westfalen wie Düren, Dortmund oder Hamm, den Ruf erlaubt. In Duisburg-Marxloh teilte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage gerade mit, es gebe keine diesbezüglichen Pläne.
Dennoch ist davon auszugehen, dass Köln als viertgrößte Stadt Deutschlands große Symbolwirkung hat und von vielen als Pilotprojekt gesehen wird. Schon schreibt der einflussreiche linksliberale Journalist Malte Lehming im Berliner Tagesspiegel, dass auch die Hauptstadt mit ihren bis zu 300.000 Muslimen Muezzins von Moscheen rufen lassen soll. „Warum soll in der Dom-Stadt möglich sein, was sich die Hauptstadt nicht traut?“
Dagegen sprechen natürlich mehrere Argumente: Der Vergleich der „Allahu Akbar“-Rufe mit der Glocke einer christlichen Kirche geht fehl: Der Glockenschlag ist ein akustisches Signal, das keine auftrumpfende Botschaft („Es gibt keinen Gott außer Allah“) beinhaltet. Noch schwerer wiegt, dass die umliegende Nachbarschaft gezwungenermaßen mit dieser verbalen Botschaft konfrontiert wird. Es gibt auch eine negative Religionsfreiheit: Niemand sollte systematisch genötigt werden, religiöse Botschaften anderer zu „konsumieren“.
„Nach Abschluss der zweijährigen Projektlaufzeit werden die Stadt und die beteiligten Moscheegemeinden gemeinsam ihre Erfahrungen auswerten, um auf dieser Basis zu entscheiden, ob die neue Regelung beibehalten werden kann“, schreibt die Stadt Köln. Wird sie mit dauerhaften Protesten konfrontiert oder fügen sich die Bürger der neuen akustischen Islamisierung?
In den französischen Vorstädten kann man sehen, wohin es führt, wenn sich islamische Parallelgesellschaften immer weiter ausbreiten. Deutschland ist gewarnt.