Seit der Nachwuchskomiker Jan Böhmermann aus Versehen mit einem läppischen Gedicht fast eine Staatskrise auslöste, fühlt er sich als Rebell – dabei ist er so sehr braver mainstream wie Disneys Bambi.
Was ist nur los in diesen Tagen, in denen unsere Regierung von fleißigen Denunzianten gestützt wird, die, großteils SPD-Mitglieder, zu Anzeigenboykotten gegen konservative Seiten aufrufen?
Und was ist in unsere Kabarettisten gefahren, dass sie, normalerweise doch Kritiker der Herrschenden, auf deren Opposition herumtrampeln? Auf allem, was „rechts“ ausschaut und am allerliebsten auf „Ossis“ (doof, islamophob, hinterwäldlerisch) oder demonstrierenden Abtreibungsgegnern (reaktionär, doof) oder sonstigem satirischem Kanonenfutter für sozialdemokratisches Kampagnenkabarett, wie in Oliver Welkes „heute show“, früher mal komisch, nun brav mit dem politisch günstigen Wind segelnd, und überhaupt, der hinterwäldlerische Seehofer mit seinen Träumen von der Obergrenze, bruhahahaa, und geil, wie fies, pfui!
Selbst Dieter Nuhr kehrt in seinem rasend unkomischen Jahresrückblick heim in die unanstößige Mitte der Gesellschaft, als hätte es seinen Mut gegen die Islamisten nie gegeben, und legt ein Solo hin, das „gegen rechts“ nur so schäumt, denn gegen „rechts“ sind alle, bis hinauf ins Kanzleramt. Oder besser: von dort aus hinunter.
Da fehlt doch noch einer. Richtig. Jan Böhmermann, die ZDF-Unterhaltungswaffe für die jugendliche Zielgruppe, der jetzt im Februar eine neue Staffel „Neo Magazin Royal“ auf sein Publikum lossendet.
Als jüngst die Bundesvorsitzende der Grünen/Bündnis 90 Simone Peter die Polizei in NRW für den Ausdruck „Nafris“ kritisierte, weil er „inakzeptabel“ und „rassistisch“ sei, musste sie von ihren eigenen Leuten zurückgepfiffen werden. Sie beeilte sich daraufhin, gleich einen Glückwunsch an die Polizei auf der Kölner Domplatte hinterherzuschicken. „Dass die Menschen in Köln in diesem Jahr friedlicher feiern konnten und sich die Übergriffe des letzten Jahres nicht wiederholten, ist auch der gut vorbereiteten Polizei zu verdanken.“
Damit, so hätte man meinen können, war die Sache erledigt. Doch es gibt immer ein paar Schlachtenbummler, die zu spät kommen. Peters Kritik am ermittlungstechnischen Kürzel der Polizei wurde geteilt vom jüngst in die SPD übergewechselten „Piraten“ Christopher Lauer. Und von Jan Böhmermann.
Böhmermann? Ja, tatsächlich hatte der Nischenkomiker mit der Witterung für politisch korrekte Besserwisserei blauäugig getwittert: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Nafri und Neger?“
Von der resoluten Alice Schwarzer wurde er dafür in der „Emma“ auf den Topf gesetzt. „Im Böhmermann-Jargon geantwortet: Dass die Nafris Kamelficker sind und die Neger White-women-rapists (ACHTUNG: SARKASMUS)“.
Aber da versteht Böhmermann keinen Spaß, Kritik, vor allem ironische, kann er jetzt so was von gar nicht (leiden?), weshalb er twitterte: „Entwurzelte, brutalisierte, radikalisierte Altfrauen wollen es ‚deutschen Schlappschwänzen zeigen‘: Wann stoppt der Staat die #Schwarzis?“
Die Schwarzis! Was für eine biestige, lahme Retourkutsche für Alice Schwarzer, die warnt vor den islamischen Fundamentalisten, welche Frauenrechte mit Füßen treten, die Scharia dem Grundgesetz vorziehen und eingeschworene Antisemiten sind. Und die in den tausend Krawallsüchtigen zu Silvester „brutalisierte, radikale und islamisierten jungen Männer“ sieht, weshalb sie für den politisch korrekten Böhmermann eine „brutalisierte Altfrau“ ist, alt ist wichtig, da kennt er nichts, denn das bisschen Jugend, was wir noch haben, hat immer recht.
Und er teilt auf twitter einen Blog, in dem einige, die zu Silvester am Hauptbahnhof kontrolliert wurden, sich über die menschenunwürdige Behandlung durch die Polizei austoben.
„Wenn Menschen wegen ihrer vermeintlichen Herkunft kontrolliert werden, nennt sich das Racial Profiling. Dass Menschen wegen ihres Aussehens kontrolliert werden, passiert auch anderen: Linken, die ’szenetypisch‘ aussehen, oder einfach dem Typen mit Dreadlocks.“
Dass ein als Security beschäftigter Marokkaner zu Protokoll gibt, dass die jungen Kerle aus dem Maghreb, die uns jetzt heimsuchen, schon in ihren Heimatländern Nichtsnutze waren, erwähnt er nicht.
Es geht der Polizei einfach um Risikogruppen. Um szenetypische „Linke“ eben auch, die ihr eigenes profiling haben und ihre Kürzel, zum Beispiel „Faschist“ für alle, die nicht ihrer Meinung sind, so dass sie sich nicht wundern müssten, wenn man ihre Autos abfackelt (in Berlin im Schnitt jeden Tag eines).
Natürlich ist der Streit um das Ermittlungskürzel „Nafri“ ein politisch-korrektes Ablenkungsmanöver. Die deutsche Sprache kennt viele Kürzel, bei den Linksautonomen etwa ist das Wort „Bullenschwein“ als Bezeichnung für Polizei ein Selbstgänger.
Aber Jan Böhmermann war politisch schwer in Form in jener Nacht. Nicht, dass er sich auf die Domplatte getraut hätte, dafür twitterte er, gewohnt sarkastisch oder ironisch, zum Beispiel das: „Heute geile Silvesterparty mit 10 Polizeihundertschaften, 370 Kamerateams, 20 besoffenen Nazis und 200 ‚Journalisten‘ am Hauptbahnhof Köln!“
Ach ja? Wie cool das so rausgehauen wird! Ist er nicht froh, dass den feiernden Frauen an diesem Abend die Torturen der letzten Silvesternacht erspart geblieben sind?
Warum übrigens die Journalisten in diesem tweet in Anführungsstriche gesetzt waren, weiß keiner? Waren es keine Journalisten? Weiß nur Jan Böhmermann, womöglich, vielleicht aber auch nicht, vielleicht hat er sich auf einer seiner Metaebenen verlaufen, ohne in ein racial profiling geraten zu sein, denn natürlich waren Journalisten in dieser Nacht vor Ort.
Man muss sich Jan Böhmermann als sehr einfach gestrickten Menschen vorstellen, einen zarten Jungen eher, mittlerweile auch schon 35, so kulleräugig wie gehässig, und so gewohnheitsmäßig „links“ blökend wie ein Fußballfan in der Stehkurve, der seine Mannschaft nach vorne johlt, ohne groß nachzudenken.
Er twittert viel und oft, als sei er im Vollbesitz einer weltordnenden Kompetenz, aber stets jugendgerecht und einfältig und hip, um nicht zu sagen strunzdumm, wie etwa gerade jetzt wieder: „einigkeit und recht und freiheit sind first world problems, leute“, ach ja?
Wären die von Bürgerkriegen und Korruption gebeutelten Länder der dritten Welt, oder der Irak, Syrien, Libyen nicht auch glücklich über Recht und Einheit und Freiheit?
Aber vielleicht ging es ihm, auf einer Meta-Ebene, versteht sich, einfach darum, die deutsche Nationalhymne und ihre romantischen Beschwörungen mal eben so mit links abzuräumen, denn, ey, die Nationalhymnen sind was für vollgefressene Westler, keine Ahnung, aus welchem Winkel seines labyrinthischen, oft aber nur labernden Hirns das hochgeploppt ist, aber der primäre Impuls ist wohl doch nur der, in der Ökonomie der Aufmerksamkeit Kapital zu generieren.
Und das im Pulk der linken Stehkurve, mit voller Zustimmung seiner Szene: Ich bin noch da. Ich bin Jan Böhmermann. Und ich find die Nationalhymne uncool, weil sie so echt voll an den Problemen der Welt vorbeigeht, zu deren größten gehört, dass ich, Jan Böhmermann, immer noch keine Show im Abendprogramm des ZDF habe, sondern nur die Nische von ZDFneo bewirtschaften darf.
Wo man so schrecklich angestrengt schräg ein muss. Wo er in Quatschereien an einer hippen brennenden Teertonne, ganz schmaler Konfirmant im schmalen Dries-van-Noten-Anzug, im Gespräch mit einem Rapper sagt „Ich hab jetzt Lust auf ein Tomatenbrot“, so hippelig und so gespielt tuntenhaft wie die Parodie auf einen aufgeregten schwulen Frisör vor Halloween, was nebenbei eine Frechheit ist gegen schwule Frisöre.
Kann man machen, ist aber nicht gerade der Bringer.
Seine Moderationen verkichert er meistens, seine Spielchen in „Neo Magazin Royal“ sind zum Fremdschämen, er ist für eine ertragreiche Konversation viel zu sehr damit beschäftigt, cool rüberzukommen.
Ja, er twittert viel, unser Nischen-Jan, und, schalten wir uns mal ein, besonders hektisch dann, wenn Florian Silbereisen wie vor kurzem die große Schlagerparade in der ARD moderieren darf und er nicht.
„Jetzt Daumen drücken dass Flori die richtigen Schlussworte findet. Hier ein Orgasmus nach dem anderen!“
Dann auch wieder:
„Ich hab die 30er Moncherie Packung aus dem Kühlschrank geholt. Die GANZE Packung, nicht nur 1 paar. #festderbesten“. Huch, eeeehrlich?!
„Kurz auf Klo (nachpudern). Verpasse ich was? #festderbesten“. Geht jetzt keiner weiter drauf ein.
Plötzlich:
„Idee: Einer macht das Putzlicht an in der ganzen Halle und informiert alle über Lausprecher umfassend über Trump, Aleppo, Mittelmeer usw.“ Wow.
Nun ja, was man so Idee nennt in dieser kurzgeschorenen Bambibirne, in dieser unterbelichteten und unappetitlichen Li-La-Trallala-Politisierung eines ahnungslosen Hipsters zwischen Mon-Cherie-Kirschen und Schlager. Da wird er dann zum Sprecher der „Generation Schneeflocke“, die an dieser Stelle kürzlich so treffend vorgestellt wurde.
Das ist die mit den „Schutzräumen“, in die sie sich flüchtet, wenn irgendetwas gesagt oder geschrieben wird, das nicht in ihr Weltbild passt und selber ständig Kreischalarm auslöst, also mal „informieren“ und zwar „alle“ über „Trump, Aleppo, Mittelmeer usw.“ wobei das usw. wahrscheinlich für Mon Cherie und Silbereisen steht, denn er selber lässt sich durch Aleppo ganz sicher nicht die Laune vermiesen. Ein paar politische Bekenntnisstichworte unters Volk schmeißen wie Puffreis, mit angeekeltem Gesicht und voll in der linken Gesinnungsspur, die so ausgewalzt ist wie eine frisch präparierte Piste auf dem Idiotenhügel, die jeder bewältigt.
Doch das ist für ihn bei weitem nicht das einzige „Kritische“ an diesem Fernsehabend: „Publikum und Künstler müssen vor der Show Seelen in der Garderobe abgeben“, twittert er fundamentalkritisch. „Nicht mit in die Halle nehmen, verboten!“
Nun kann man darüber streiten, wie viel Seele Böhmermann selber bereit ist, abzuwerfen, wenn das Kameralicht angeht, schätzungsweise die ganzen hundert Prozent, denn für eine große Show, raus aus der Nische, würde er, um mal biblisch zu werden, seine Seele ganz verkaufen, todsicher.
Er hat praktisch alles gemacht, Radio, TV, Buch, noch mal Radio, noch mal Städtetour, kichernd im Gespräch mit Olli Schulz. Er hat Preise im Gros abgegriffen – aber immer noch keine Late-Night-Show im Hauptprogramm, von der großen Abendunterhaltung ganz zu schweigen.
Tatsächlich, Böhmermann ist einfach zu schmal. Er ist politisch so lausbubenfrech, wie man sich in den ergrauten Chefetagen des öffentlich-rechtlichen und steuerfinanzierten ZDF (Zuschaueraltersschnitt um die 60) „die jungen Leute“ eben heutzutage vorstellt, halbgebildet, halbinformiert, urteilsschnell. Weshalb Intendant Bellut auch findet, dass Böhmermann in dieser Nische bei ZDFneo genau die Zielgruppe anspricht, die angesprochen werden soll.
Er hält Böhmermann für das Sprachrohr dieser Jugend. Aber ist die Jugend wirklich so blöde? Hat sie wirklich einen Böhmermann verdient?
Antwort: nein. Und sie schaut auch nicht hin. Man könnte die Zuschauer seiner Magazin-Sendung „Neo-Magazin-Royale“ bequem per Handschlag begrüßen, die Quoten sind im Promille-Bereich, die Ausstattungen prächtig, Geld spielt keine Rolle, die Steuermittel fließen, welches irrsinnige Missverständnis hat diesen durch und durch unkomischen Narzissten vor die Kamera gelassen?
Er gilt als Sensation, seit er vor ein paar Monaten die Feuilletons in eine Raserei über die „Grenzen der Meinungsfreiheit“ und „staatliche Zensur“ versetzt hat, dem Spiegel war er eine Titelgeschichte wert, nämlich mit der sogenannten „Ziegenficker“-Affäre.
Er habe, so war zu lesen, in einer hintersinnigen Meta-Aktion „die Grenzen der Satire getestet“. Ach was? Tatsächlich?
Böhmermann hatte Erdogan einfach beleidigt mit einer Art kicherndem Klingelstreich. Mal was reinrufen in die Gegensprechanlage und weglaufen. Hier Auszüge aus seinem Gedicht:
„Sackdoof, feige und verklemmt,
ist Erdogan, der Präsident …
Am liebsten mag er Ziegen ficken
und Minderheiten unterdrücken.“
Dass Erdogan, um im Bilde zu bleiben, die Tür aufriss und versuchte, den Schlingel am Wickel zu packen, und dass es tatsächlich einen veralteten Paragraphen gibt, den der „Majestätsbeleidigung“, der auch die Beschimpfungen ausländischer Staatsoberhäupter unter Strafe stellte, damit hatte der kleine Jan nicht gerechnet und verzog sich schlotternd vor Angst für ein paar Wochen aus der Öffentlichkeit, in seinen Schutzraum.
Doch diese ist genau die Droge, von der Böhmermann abhängig ist wie der Junkie vom nächsten Schuss. Er stand also bald wieder vor einer Studiokamera. Um eine „Wetten, dass …“-Sendung zu moderieren, denn eigentlich möchte er Thomas Gottschalk sein. Der bemitleidete ihn jüngst.
„Der arme Böhmermann ist da auch in etwas hineingeraten, was ihm, glaube ich, nicht recht sein kann. Der arme Mensch lebt ja jetzt unter dem Druck, wenn er nicht alle zwei Jahre eine Staatsaffäre erzeugt, dann sagt man, mit dem ist auch nichts mehr los.“
Böhmermann habe ihn, so Gottschalk, in Malibu besucht und mit ihm einen Wein getrunken. Hat er sich vertan, hat er den Böhmermann verwechselt mit irgendeinem anderen TV-Lausbuben? Kann passieren, doch Böhmermann macht eine Staatsaffäre von Erdogan-Ausmaß daraus.
Er stellte richtig, mit Posaune: „Das ist eine infame Lüge“. Er schwöre an Eides statt. Die tz titelte prompt: „Lügt Thomas Gottschalk?“
Böhmermanns Version von „Wetten, dass …“ war eine Art Vatermord: Er ließ diesen Uralt-Klassiker der Abendunterhaltung schrumpfen auf ein 45-Minuten-Format, in dem er kichernd einen Baggerfahrer aus Geilenkirchen vorstellte, der seine Frau, einer älteren Lebedame in roter Reizwäsche, mit dem Bagger zum Orgasmus bringen wollte.
Und ein 12-jähriges Mädchen, das, prust, mit den Füßen die Gesichter von Politikern ertasten und die Parteizugehörigkeit herausfinden wollte.
Mit dieser Art Pennäler-Humor hat er seine ganze Karriere bestritten, doch nun war er ja mit seinem kindischen “Ziegenficker“-Gedicht in die Stratosphäre katapultiert worden. Schwer kokett versprach er, dass „diese Sendung keine Staatskrise“ auslösen werde. Zwinker, zwinker.
Selbst das Rolling Stone Magazin, das doch, was Pop und Gegenkultur angeht, eine gewisse street-credibility hat, gähnte und schrieb genervt über das von Böhmermann reanimierte „Wetten-dass“, dessen zweiten Teil schon niemand mehr sehen wollte: „Nur 340.000 Menschen schalteten ein, um zu sehen, dass der Satiriker auf jeden Fall nie ein zweiter Gottschalk und nicht einmal ein zweiter Markus Lanz werden wird.“
Nicht einmal Markus Lanz! Das müsste ihn mehr erschreckt haben als Erdogans Zorn: Dass er einfach nicht das Zeug zum Talkmaster, zum Moderator einer großen Show hat. Der dafür sein politisches Pipi machen darf in der Nische, wo lauter Gesinnungsfreunde sitzen, die dem Muslim zurufen: Wir schaffen das.
Und er müsste es doch, wenn es nach ihm ginge, längst nach oben geschafft haben, zumal sich jetzt auch Oliver Welke für ihn eingesetzt hat, eben für eine regelmäßige Late-Show im Hauptprogramm. Er müsste es doch längst geschafft haben, wo das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland nicht gerade gesegnet ist mit großen Figuren. Aber Bellut, der ZDF-Intendant, bleibt zögerlich. Wahrscheinlich ahnt er, was Böhmermann fehlt: Persönlichkeit. Und was Lanz angeht: zumindest TV-Persönlichkeit, Takt, Neugier auf seine Gesprächspartner und nicht nur das Abrastern von Möglichkeiten, diese als mögliche Pointenlieferanten zu nutzen. Böhmermann, nichts für die erste Garnitur. Dabei kennt er sie aus der Nähe, denn er arbeitete eine Zeit lang Harald Schmidt zu.
Aber das wirklich Verstörende an diesem Fliegengewicht ist, dass er sich als Provokateur verkauft und dabei so artiger mainstream ist und regierungsnah, wie die meisten jungen Gesichter auf der Mattscheibe, etwa bei „heute+“, wo sich, sehr spät in der Nacht, junge Milchgesichter zehn Minuten lang im süffisanten Nachrichtenton über Donald Trump lustig machen oder über die Polen echauffieren, weil sie nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen wollen wie die Deutschen, oder über den fiesen ungarischen Viktor Orbán. Und die dabei natürlich one world und hip sind.
Insofern ist Jan Böhmermann tatsächlich und erschreckenderweise sowas wie ein Phänotyp: Im Grunde haltungslos, völlig entkernt, immens ehrgeizig, rampensüchtig, ein unkomisches, selbstverliebtes, geltungssüchtiges Bambi als politisch korrekter Staatskomikernachwuchs.
Ach, noch ein letzter tweet. Von Böhmermann.
„Rundum erfolgreiches Top-Jahr 2016 für Jörg Bömmermann, der jetzt das Glück hat, berühmt zu sein. #printlebt @fr“
Wenn es die Frankfurter Rundschau meldet, muss es einfach stimmen, und verdient es, getwittert zu werden, von ihm selber, wieder und wieder und wieder.
Von Matthias Matussek.