Tichys Einblick
Bundestagswahl

Das war keine „Schicksalswahl“

Die Deutschen haben gewählt. Aber über die Zukunft des Landes zu entscheiden hatten sie nicht viel. Das passiert in den Parteien, die entweder „ganz links“ sind, oder „nicht ganz so links, aber doch auch ein wenig“.

Der deutsche Michael hat gewählt. Könnte man meinen. Aber damit fängt die Täuschung schon an. Vermutlich mehr als 20 Prozent haben nicht gewählt. (Stand: 19 Uhr). 18 bis 20 Prozent haben Parteien gewählt, darunter die AfD, die an der Regierungsbildung nullkommanix beteiligt sein werden. Das heißt: Nur rund 60 Prozent der Wahlberechtigten haben eine der arrivierten Parteien gewählt, die bei der Regierungsbildung mitmischen werden oder zumindest mitmischen könnten.

Und auch diese 60 Prozent Wahlberechtigten haben eine Partei oder einen Kandidaten gewählt, ohne zu wissen, was daraus wird. Wer mit wem koaliert, wer Bundeskanzler oder Minister wird, all das wird in den kommenden Wochen oder auch Monaten hinter verschlossen Türen und Kungelrunden ausgeheckt werden.

Bundestagswahl 2021:
TE-Livesendung zur Bundestagswahl
Außerdem wird der Bundestag über Ausgleichs- und Überhangmandate auf mindestens 730 Sitze aufgebläht (Mindestgröße: 598). Jeder davon kostet den Steuerzahler all inclusive pro Jahr rund 300.000 Euro. Darunter werden einige hundert sein, die nicht direkt zur Wahl standen, sondern in den Hinterzimmern der Parteivorstände – weil besonders windschnittig und parteitreu – auf „Listen“ gehievt wurden.

Also, eine Schicksalswahl war es sicher nicht, eher eine Farce. Freiheit oder Sozialismus? Diese Alternative ist längst dahin, seit sich die Union mit Merkel weit links vertäut hat. Also war die Wahl ohnehin nur zwischen „ganz links“ und „nicht ganz so links, aber doch auch ein wenig!“ Vor allem aber sind alle irgendwie Klima, Klima, Klima! Auch die „freien“ Demokraten!

Nun mag es ja Leute geben, die Klima nicht für ein Schicksal halten. Weil sie aber größenwahnsinnig meinen, Klima könne von Menschen manipuliert, verschlechtert oder verbessert werden, haben sie die Wahl 2021 zur Schicksalswahl erklärt.

CDU-Generalsekretär
Die Union am Wahlabend – ein Trauerspiel mit Paul Ziemiak
Schicksalswahl? Ja, das war die Bundestagswahl 1949, dann wieder 1990. Da stand der Wähler vor Alternativen: für oder gegen den Westen, für oder gegen das Zusammenwachsen der zwei Staaten in Deutschland. Ab 2005 und spätestens ab 2009 hatte der Wähler keine Alternative, denn ab da wurde Merkel zu Deutschlands Schicksal. Schließlich waren die Wahlen spätestens 2017 Schicksalswahlen. Grenzöffnung, Atomausstieg, Schuldentransfer – man hievte Merkel erneut in den Sattel und unterwarf sich diesem Schicksal.

Und jetzt die neue Legislaturperiode 2021/2025. Wenn sie denn so lange dauert. Was wird der deutsche Michel in dieser Zeit tun? Nix! Er wird es sich – in welcher Regierungskonstellation auch immer – wieder bequem einrichten. Nun ja, ein paar Millionen Verlierer wird es geben. Aber was soll’s, das ist der Preis für „Klimaschutz“ und den Kampf gegen die Pandemie. Schließlich steht nicht nur Deutschland, sondern der komplette Globus auf dem Spiel. Und der politisch-mediale Komplex wird nach einer never-ending-Serie von Heiligsprechungen für Merkel weitermachen, als sei nichts gewesen beziehungsweise alles nach Gusto verlaufen. Egal ob die Regierung nun „Jamaika“ oder die „Ampel“ wird.


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