Tichys Einblick
Boris Pistorius

Das Land der Lauchs, Warmduscher und Memmen soll wehrtüchtig werden

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat im ZDF gesagt, Deutschland sei nicht "wehrhaft" und "kriegstüchtig". Stimmt. Aber warum ist das denn so?

IMAGO / Future Image

Kurz vor seinem Tod hat ein Journalist Loriot gefragt, was denn später mal auf dessen Grabstein stehen solle. Die Antwort: „Der Name wäre hilfreich.“ Es war eine typische Antwort für Loriot. Sie strafte Dummes und Unangemessenes ab. Für Aufgeblasenes hatte Loriot ein Auge. Und eine Nadel – um die Luft rauszulassen.

Im November jährt sich Loriots Geburtstag zum 100. Mal. Er fehlt. Es wäre eine Wohltat gewesen, seine Reaktion auf Boris Pistorius (SPD) zu hören. Der Verteidigungsminister hat in Berlin direkt gesagt: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel in der Gesellschaft … Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein.“ Würde Loriot noch leben, hätte er dafür vermutlich sein legendäres „Ach“ übriggehabt.

Deutschland ist also nicht kriegstüchtig? Ein Land, das unter „Verteidigungsministerin“ Ursula von der Leyen (CDU) lieber keine Panzer gekauft hat, als welche, die nicht von Schwangeren gefahren werden können. Oder die nicht „klimafreundlich“ sind. Dieses Land soll also nicht kriegstüchtig sein? Ach.

Ein Land, das Sieges- und Ehrenurkunden abschafft, um Verlierer nicht zu demütigen. Das seinen Kindern nicht sagt: Du bist unsportlich, beweg dich mal mehr und gegebenenfalls: iss weniger! Sondern: Ich werde nicht zulassen, dass jemand eine Siegerurkunde erhält und dich damit in deiner Situation diskriminiert. Dieses Land soll also nicht wehrhaft sein? Ach.

Ein Land, das seine Verteidigung seinem Verbündeten überlässt, dessen Forderungen nach Aufrüstung ignoriert und dessen Vertreter auslacht, wenn sie ihn vor einseitiger Abhängigkeit von aggressiven Nachbarn warnt. Und dessen Staatsfernsehen die Berater, die damals gelacht haben, immer noch als Experten zum Nahostkonflikt befragt. Dieses Land soll nicht kriegstüchtig sein? Ach.

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Ein Land, das Arbeitslosen und Studenten erlaubt, Arbeitnehmern täglich den Weg zur Arbeit zu versperren. Dessen Staatsfernsehen die Blockierer als „Aktivisten“ feiert und ihnen versichert, ihre Ziele seien ja nicht zu hinterfragen, nur ob ihre Mittel ausschließlich hilfreich sind, sei offen. Ein Land, das Menschen erlaubt, auf der Straße Süßigkeiten zu verteilen, um den Mord an Babys zu feiern. Die Vergewaltigung von Frauen und die Schändung von Leichen. In dem Leute mit dem Namen Gottes auf den Lippen wahllos Unbekannte töten – und die größte Sorge von Politik und Medien dann ist, festzustellen, dass der Mord nichts mit der Religion des genannten Gottes zu tun habe, und sicherzustellen, dass der Mord nicht so schlimm sei, solange die Rechten davon nicht profitierten. Dieses Land soll nicht wehrhaft sein? Ach.

Ein Land, dessen Journalisten und Politiker zwei Jahrzehnte lang postuliert haben, es dürften nicht immer „die Interessen der Wirtschaft“ im Mittelpunkt stehen. Das seine Landwirtschaft und Chemieindustrie in Fesseln gelegt hat, wenn es um Erkenntnisse der Gentechnologie ging. Das seiner Energiewirtschaft die Entwicklung des Frackings verboten hat. Das die Automobilindustrie, das Herzstück seiner Wirtschaft, systematisch schlechtgeredet und schikaniert hat. Das soll nicht kriegstüchtig sein? Ach.

Ein Land, in dem die Eltern Lehrer verklagen, wenn die den Kindern schlechte Noten geben. In dem Gerichte diese Klagen annehmen. In dem die Eltern sogar in Vorstellungsgespräche oder Vorlesungen an der Universität mitkommen, weil der kleine 22-Jährige sonst nicht gerecht behandelt würde. In dem Land sollen die jungen Leute nicht wehrhaft sein? Ach.

Ein Land, dessen Bundespräsident zurücktreten musste, nachdem er offen darüber geredet hat, dass Kriegseinsätze dem Freihalten von Handelswegen dienten. Dessen Verteidigungsminister einen Skandal ausgelöst hat, als er „Militäreinsätze“ beim Namen nannte: „Kriege“. Das soll jetzt nicht kriegstüchtig sein? Ach.

Ein Land, in dessen Staatsmedien das Wort „Männlichkeit“ nicht mehr vorkommen darf, wenn es nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit „toxischer“ steht. In dem Quoten verabschiedet werden, um Männer aus guten Jobs rauszuhalten. Und in dem sich Politiker auf Fotos mit Strapse tragenden Männern drängen, weil es nicht mehr darum geht, Weiblichkeit gleichberechtigt zu akzeptieren – sondern als Staatsräson zu etablieren. Dieses Land soll also nicht wehrhaft sein? Ach.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD):
„Die Aussetzung der Wehrpflicht war ein Fehler“
Deutschland hat 18 Jahre geschlafen. So ließe es sich schreiben. Doch die Metapher wäre unzureichend. Deutschland hat nicht nur Fehlentwicklungen verpasst. Ein Großteil seiner Politiker und Journalisten hat gezielt die bekämpft, die auf diese Entwicklungen hingewiesen haben. Und die, die ihre Kritiker bekämpft haben, lassen sich auch beim Namen nennen. Es sind grüne Politiker und Journalisten gewesen, die ein Ideal propagiert haben, das Wolfgang Niedecken schon vor über 40 Jahren in dem Lied „Müsli Man“ parodiert hat. Wobei grüne Politiker mittlerweile in allen Parteien von den Linken bis zur CSU vertreten sind.

Die toxische Männlichkeit, die (falsch verstandene) religiöse Toleranz und die Wirtschaft, deren Interessen allein nicht zählen dürften, das sind alles grüne Gedanken. Und auch die Strategie, Kritiker aus der Gesellschaft auszuschließen mit Schmähworten wie: „Nazis“, „Rechtsextremisten“, „Klimaleugner“, „Sexist“, „Covidioten“, „Coronaleugner“, „Putin-Troll“ und besonders beliebt: „alter weißer Mann“. Das ist eine zutiefst grüne Strategie.

Nun soll das alles rückgängig gemacht werden? Grundsätzlich hat Boris Pistorius recht, das Land ist nicht „kriegstüchtig“. Und auch nicht wehrhaft. Es ist ein Land der Lauchs, Warmduscher und Memmen. Wobei das Land gar nicht kriegstüchtig werden sollte. Aber wehrtüchtig muss es dringend wieder werden. Die Welt ist nicht voller Freunde und Gutmeinender – auch wenn uns das grüne Politiker und Journalisten gerne einreden.

Allerdings wird es ein weiter Weg sein zur Wehrhaftigkeit. Ein Weg, der sich derzeit noch nicht einmal abzeichnet. Denn spätestens in den letzten acht Jahren hat Deutschland alle an den Rand gedrängt, die es zur Wehrtüchtigkeit ermahnt haben. Wir haben nicht einmal mehr einen Humoristen wie Loriot, der uns auf liebenswerte Weise auf Fehlentwicklungen aufmerksam macht. Stattdessen haben wir Jan Böhmermann, der durch staatlich gepresstes Geld Bürger öffentlich mit Fäkalbegriffen überzieht, wenn sie eine andere Meinung vertreten als er.

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