Tichys Einblick

Das gemischte Duo der ARD assistierte Merkel

Eines nahm man gestern Abend dennoch mit: Im Propagandastab um Regierungssprecher Seibert muss gewaltige Unruhe herrschen, sonst hätte man die Kanzlerin wohl nicht ein zweites Mal so kurz hintereinander in das Staatsfernsehen gedrückt.

Screenprint: ARD

Das einzige, was am abendlichen Auftritt der Kanzlerin gestern gut war, war der gewählte Zeitpunkt. Kurz nach der Tagesschau und unmittelbar vor dem DFB-Pokal-Achtelfinalspiel zwischen Borussia-Dortmund und dem SC Paderborn 07 war eine Zuschauerquote in Millionenhöhe gesichert.

Alles andere aber kam einer Realsatire gleich. Man hätte die Kanzlerin auch mit ihren Aussagen von vorgestern zur nahezu gleichen Zeit mit den eingeschnittenen neuen Fragen der beiden zustimmend „nickenden Chinesen“ noch mal ausstrahlen können. Denn Neues war von Frau Merkel nicht zu hören. Wieder erfuhren wir auf die Frage, warum beispielsweise der Impfvorgang in den USA, Großbritannien und Israel so wesentlich schneller und effektiver ablaufe als bei uns, dass die jeweiligen Situationen mit denen in Deutschland nicht vergleichbar seien: Die USA verfügten über große eigene Produktionsstätten im Lande und seien sozusagen autark. In Großbritannien werde mit einem unter Notzulassung genehmigten Serum gespritzt. So etwas sei mit ihr nicht zu machen.

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Und bezogen auf Israel herrschten in vielen Bereichen, beispielsweise beim Datenschutz, andere gesetzliche Rahmenbedingungen. Und weiter – die lange Verhandlungsdauer der EU habe unter anderem daran gelegen, dass mit den beteiligten Pharmaunternehmen lange über Haftungsfragen diskutiert werden musste. Schließlich stellte die Kanzlerin mögliche Lockerungen des Corona-Regimes nur für den Fall in Aussicht, dass sich die Zahlen, die ja dank ihrer Maßnahmen auf einem guten Weg seien, weiter nach unten entwickeln.

Auf Nachfrage hieß es mit einem für ihre Verhältnisse freundlichen Lächeln, bis zum Ende des Sommers sei das sicher möglich. Allerdings, so schränkte Merkel zugleich ein, müsse man bei all dem abwarten, welche Auswirkungen die nun bekanntgewordenen Mutationen des Virus haben werden. Konkreter wurde Merkel nicht und natürlich wiederholte sie ihre „Bitte” an die Bevölkerung, diese harte Zeit gemeinsam weiter durchzustehen. Das einzig Neue war noch die Mitteilung, dass sie mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ausführlich gesprochen habe, und natürlich freue sie sich auch, wenn der Sputnik-Impfstoff, made in Russia, bei uns eingesetzt werden könnte, allerdings müsse zuvor sichergestellt sein, dass er den Kriterien der EU entspreche.

Eigentlich dürfte man doch von den mit unseren Gebührengeldern alimentierten Größen der ARD erwarten, dass sie auch ein paar kritische Fragen stellen. Zum Beispiel, warum die Bevölkerung um Weihnachten herum mit großem Tamtam auf die erlösende Impfung euphorisch eingestimmt wurde, nach dem Motto, jetzt wo der Impfstoff da ist, ist auch die Pandemie vorbei. Das süße Glockengeläut zu Jesu Geburt brach aber kurz nach Neujahr abrupt ab. Chaotische Organisation im Lande und nicht genügend Impfstoff von außen. So was nennt man GAU, nur nicht bei der ARD.

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Nachzufragen wäre an dieser Stelle auch noch, wer für den Maskenwirrwarr und das App-Desaster Verantwortung trug und trägt. Auch ein Nachbohren im Sinne der Länder und Kommunen, die mit großem Aufwand und der Hilfe vieler Freiwilliger Impfzentren aus dem Boden gestampft haben, wer denn die Kosten für diese Potemkinschen Dörfer am Ende nun trägt, hätte sicher viele interessiert. Besonders wohl auch die Älteren über 80, die ihren Impftermin schon mitgeteilt bekommen haben und nach einer zum Teil mühseligen Anreise vor verschlossenen Türen standen. Doch nichts davon gestern Abend in der ARD.

In den letzten Tagen war wiederholt Kritik an der eigenwilligen und kritikfreien Beraterrunde der Kanzlerin geübt worden. Auch dazu hätte man wohl gern die Meinung der Kanzlerin gehört – aber wer das von den Öffentlich-Rechtlichen erwartet, muss wohl bis zu einer späteren Neugründung der Staatssender warten. Und wieder fühlt man sich an die DDR erinnert, über deren Staatsfunk, der an den Folgen seiner Stasihaft verstorbene DDR-Bürgerrechtler Jürgen Fuchs spöttisch bemerkte: Wieder meldete die Aktuelle Kamera zum Jahresende beim Präsentieren der Wirtschaftsbilanz: „Auch in diesem Jahr fielen beim Hobeln unserer Bretter keinerlei Späne“.

Eines nahm man aber gestern Abend dennoch mit. Im Propagandastab um Regierungssprecher Seibert muss gewaltige Unruhe herrschen, sonst hätte man die Kanzlerin wohl nicht ein zweites Mal so kurz hintereinander in das Staatsfernsehen gedrückt.

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