Das Entlastungspaket entpuppt sich nach einer Woche genau als jene Mogelpackung, die man erwartet hatte. Am Pfingstwochenende winkten dank dem 9-Euro-Ticket statt Sylt die Chaostage. Davon sind nicht nur die 9-Euro-Passagiere genervt. Erfahrene Bahnfahrer hatten den Ärger geahnt. Jeder, der mit der Bahn fährt, hatte offenbar eine bessere Vorstellung von dem, was ab dem 1. Juni geschehen würde, als die Verantwortlichen in den Ministerien.
Der Tankstellen-Interessenverband (TIV) sieht die Mineralölkonzerne in der Verantwortung. „Die Mineralölgesellschaften machen Kasse angesichts eines Klimas im Markt, das einen relativ hohen Benzinpreis ermöglicht“, warf ein Sprecher den Gesellschaften vor. Diese wiesen die Anschuldigung zurück und befürworteten eine Prüfung durch das Bundeskartellamt. Es sei ein „unangenehmer Zustand“, wenn man dauernd „an den Pranger“ gestellt würde, so ein Sprecher des Minerölverbands Fuels und Energie.
Da fällt das Gnadenbrot „Kinderbonus“, das vor allem deswegen auffiel, weil es nicht alle bekamen, kaum noch ins Gewicht. Es bleibt allerdings Symbol einer verfehlten Verteilungspolitik, die auf Staates Gnaden basiert, aber so undurchdacht ist, dass die davon ausgelöste Häme in jedem Fall den Tatbestand der neu eingeführten „Verfassungsrechtlichen Delegitimierung des Staates“ erfüllen würde. Die 100 Euro Almosen, die die Bundesregierung dem Michel vorhält, sind bereits am ersten Tag vertankt.