Die europäische Ausgabe der US-amerikanischen Zeitung Politico titelt heute: „Berlin buckles on in € 500 B Franco-German Recovery plan“. Treffend kommentiert sie: „Coronavirus has claimed a new victim: German frugality.“ Der Coronavirus hat ein neues Opfer gefordert: die deutsche Sparsamkeit. Man hätte für Sparsamkeit auch Wohlstand und Zukunft schreiben können. Dennoch kann man es nicht genauer sagen. Deutschland schnallt sich eine gigantische Verschuldung auf, unter der das Land zusammenbrechen wird. Die von Paris initiierten Recovery Bonds, früher Green Bonds, dann Corona Bonds, jetzt Wiederaufbaubonds sollen am Kapitalmarkt als gemeinsame Anleihe aller Mitgliedsstaaten der EU aufgenommen werden und von der EU, also in Wahrheit von Frankreich verteilt, aber von den Nationalstaaten, allen voran von Deutschland abgesichert und zurückgezahlt werden. Das wäre dann nicht mehr die Schuldenunion, in der wir de facto jetzt schon leben, sondern die Hyper-Schulden-Union.
Die kreditfinanzierten Mittel sollen von der EU-Kommission nach eigenem Gutdünken den bedürftigen Südländern in Form von Zuschüssen zum Staatshaushalt zugeteilt werden. Da diese erheblichen finanziellen Zuschüsse für die Haushalte nicht zurückzahlbar sind, werden die aufgenommenen Kredite von allen Mitgliedsländern langfristig beglichen werden. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass aus der fiktiven Gemeinsamkeit für Deutschland eine reale Haftung für ca. 400 Milliarden Euro werden würde, übrigens zusätzlich der Mittel, die Deutschland für den EU-Haushalt ohnehin schon aufbringt. Das Thema der Hebelung, die weit größere Risiken generiert, lauern übrigens im Hintergrund, denn man wird sich mit 500 Milliarden Euro nicht zufrieden geben.
Wenn man weiß, dass Macron aus der französischen Finanzindustrie kommt, weiß man, wessen Interessen er vertritt. Die Sause der französischen Finanzindustrie soll auf Jahrzehnte hinaus der deutsche Steuerzahler berappen. Diesem Plan – und nichts anderem – hat gestern im Gespräch mit dem französischen Präsidenten die deutsche Bundeskanzlerin zugestimmt.
Im Moment können die deutschen Bürger nur noch auf den Widerstand der Regierungschefs von Finnland, der Niederlande und Österreichs hoffen. Aber vielleicht ist auch diese Hoffnung nur eine Illusion, denn es könnte sein, dass diese Staaten ihre Vorbehalte aufgeben, wenn die Bundeskanzlerin erklären sollte, dass Deutschland den Haftungs- und Rückzahlungsanteil der drei Staaten übernimmt. Zugegeben, das ist eine absurde Vorstellung, aber wurde in den letzten Jahren nicht die Absurdität zur Realität und die Realität zur Absurdität?