Gern denke ich immer wieder an die ersten Stunden, Tage und Wochen nach meiner Impfung gegen das Monster „Corona“ zurück. Man hatte ja schon so einiges über dieses Wundermittel gehört – solches und solches – aber schließlich siegte die Vernunft über die Skepsis. Beim Hausarzt zog ich den Impfstoff aus dem Hause „Johnson&Johnson“ vor, da nur ein Piks zur Erlösung genügte. Nach dieser Impfung, so hatte man das hoch und heilig versprochen, sei alles vorbei – und zwar für immer! Stolz konnte ich jetzt dem Freundeskreis auf die Frage „Geimpft?“ mit einem klaren „Ja!“ antworten. Keiner schaute mich mehr misstrauisch von der Seite an, ob ich nicht vielleicht doch so ein feiger „Sozialschädling“ sei, der sich mit seiner Bequemlichkeit der Solidarität mit allen anderen verschließe. Das Leben schien wieder normal zu werden. Peinlich genau achtete ich auf meine Umgebung, um jeden Verstoß gegen das Maskengebot deutlich zu kritisieren. Ich fühlte mich auf der moralisch und gesundheitlich absolut sicheren Seite.
Angesichts der Aggressivität des Virus kroch mit dem neuen Wissen auch wieder die alte Angst in mir herauf. Mittlerweile hatte ich auch eine Aufforderung zu einer dritten Impfung in der Post. Naja … dachte ich, die Ärzte hatten ja rechtzeitig informiert, und auch die Krankheitsverläufe verliefen dank der Impfung wesentlich harmonischer als bei „Ungeimpften“. Die waren mittlerweile zum „Staatsfeind Nr. 1“ geworden. Zur Strafe sollten sie noch härtere Einschränkungen ihrer Freiheiten hinnehmen müssen als all die anderen Untertanen.
Doch, so fragte ich mich immer wieder, wer sind denn eigentlich diese Ungeimpften? 25 Prozent aller mit Corona stationär im Krankenhaus Liegenden seien Geimpfte gewesen, der Rest – ganz klar: Fahrlässige und allgemein gefährliche Impfmuffel. So ließ es Minister Spahn zumindest die Zuschauer bei Anne Will wissen.
Am nächsten Tag allerdings las ich in einer großen deutschen Zeitung, dass 46 Prozent der Erkrankten vorher ihre Dosis Vakzine bekommen hätten. Das würde ja bedeuten, dass nur jeder Zweite ein Staatsfeind sei, der Patienten mit anderen schweren Erkrankungen die Betten wegnähme, die andere Hälfte aber aus den Guten besteht. Jetzt war ich endgültig verwirrt. Was stimmt denn nun? Gänzlich aus dem Häuschen geriet ich aber, als ich eine Vorschrift des Bundesgesundheitsministeriums zur Erfassung der Corona-Erkrankten in die Finger bekam. Dort nämlich heißt es klipp und klar, dass Geimpfte mit dem Auftreten von Covid-19-Symptomen automatisch wieder als Ungeimpfte zu gelten haben.
Verständlich wäre das. Für die Öffentlichkeitsarbeit der Regierung, die die Impfverweigerer immer massiver zu Schuldigen auch der neuen Welle der Infektionen stempeln, erschiene deren Zahl wesentlich höher als in Wirklichkeit, da man ja die nicht erfolgreich Geimpften davon abziehen muss. Könnte es wirklich sein, dass hier anstelle von Information pure Stimmungsmache betrieben wird? Wollte da jemand vielleicht über eigenes Missmanagement hinwegtäuschen. Mit dem offensichtlich erneuten organisatorischen Versagen der Impfkampagne wäre das erklärbar.
Übrigens – noch etwas will mir nicht in den Kopf: Gerade zu einem Zeitpunkt, an dem die staatlichen Maßnahmen – und da ganz besonders für Ungeimpfte – wieder hochgefahren werden, beobachten Experten, wie der Bonner Virologe Hendrik Streeck, dass sich die jüngste Welle schon wieder im Abklingen befinde und in dieser Woche ihren Höhepunkt überwunden habe. Vielleicht müssen eben nur die für viel Geld eingekauften Impfstoffe irgendwie unter die Massen gebracht werden?
In endgültiger Verwirrung verbleibt mit den besten Wünschen für ihre Gesundheit, Georg Gafron.