In Südafrika wurde eine neue Variante des Corona-Virus gefunden: B.1.1.529; der griechische Buchstabe Xi wurde wohl aus Rücksicht vor dem gleichnamigen chinesischen Präsidenten übersprungen, die Variante heißt daher Omikron.
32 Mutationen am Spike-Protein weise die Variante auf. Einige könnten dazu führen, dass die Variante ansteckender wäre, sowie den Immunschutz umgehen könnte. Hinweise darauf, dass die Variante auch schwerere Verläufe verursachen würde, gibt es bis dato allerdings praktisch nicht. Erste Erkenntnisse deuten vielmehr auf das Gegenteil hin. Dr. Angelique Coetzee ist Vorsitzende der South African Medical Association und war die erste Ärztin, die die Behörden vor der Variante warnte. Zu den bisher von ihr behandelten Fällen sagte sie gegenüber The Telegraph: „Ihre Symptome waren so anders und milder als die, die ich zuvor behandelt hatte.“ Gegenüber der BBC sogar: „Bis jetzt haben wir sehr milde Fälle gesehen. Ich weiß nicht, warum alle in Aufregung sind.“ Sie sprach auch von „sehr, sehr milden Fällen“.
Der Biologie-Professor François Balloux vom University College London sagt: „Es ist ziemlich sicher, dass B.1.1.529 die Immunantwort von Genesenen und Geimpften teilweise umgehen kann.“
Bisher ist die Datenlage zu schwach für mehr als Spekulationen. Grund für größere Panik besteht soweit aber nicht.
Überraschend kommt eine solche Variante indes nicht – eine Entwicklung dieser Art ist logisch. Auch Christian Drosten sagte das bereits voraus. Im Interview mit der Zeit sagte er Anfang November: „Wir können es auf keinen Fall wegimpfen, weil wir nicht die ganze Weltbevölkerung impfen können. Und bald kommen auch Immun-Escape-Varianten, gegen die die Impfung nicht mehr wirkt.“
Die deutsche Corona-Strategie fällt genau an dieser Stelle in sich zusammen: Langfristig wird das Virus den Impfschutz immer wieder umgehen, man kann das Virus nicht ausrotten. Entweder bei dieser oder bei einer späteren Variante. Eventuell haben Risikogruppen durch die Impfung dann zwar dennoch individuellen Schutz vor einem schweren Verlauf, das Virus wird aber auch bei noch höheren Impfquoten weiterhin zirkulieren.
Selbst Karl Lauterbach hält das Szenario, dass Omikrom harmloser sein könnte, für „denkbar“ und sagt, es wäre ein „vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“.