Vom 1. bis zum 5. April soll das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt werden. Neben den Feiertagen sollen auch Gründonnerstag und Ostersamstag als „Ruhetage“ mit „Ansammlungsverbot“ definiert werden. Gottesdienste mit Präsenzpublikum soll es nicht geben. Private Zusammenkünfte sind in dieser Zeit nur mit Angehörigen des eigenen Hausstandes und mit einem weiteren Haushalt möglich, aber auf maximal fünf Personen beschränkt. Der „Lebensmitteleinzelhandel im engen Sinne“ dürfe am Ostersamstag aber öffnen.
Ostsee statt Mallorca? Für Urlaub in Deutschland gibt es keine neuen Lockerungen. Mehrere Bundesländer hatten gefordert, den Bürgern im eigenen Bundesland Urlaub in Ferienwohnungen oder Wohnmobilen möglich zu machen. Nach zähem Ringen und diversen Unterbrechungen wurde der Passus gestrichen – vor allem auf Dringen von Merkel, die den „kontaktarmen Urlaub“ unbedingt verhindern wollte. „Wir haben das Virus noch nicht besiegen können, es lässt nicht locker“, erklärte die Bundeskanzlerin.
Und das bei einem Land, über dem langsam aber sicher der Pleitegeier kreist, die Familien nach ewigen Schulschließungen an der Belastungsgrenze sind und die psychischen Krankheiten zunehmen, müsste die Debatte eigentlich nur eine Richtung kennen: Öffnen, lockern, entspannen!
Stattdessen diskutiert man von vornherein nur darüber, ob es scharf oder extra scharf werden soll. 82 Prozent der Deutschen wollen die Außengastronomie geöffnet haben. Eine ganze Serie von Gerichtsurteilen legt zahlreiche auch verfassungsrechtliche Mängel in der Coronapolitik offen.
Das Volk möchte lockern, die Gerichte sehen die Politik zunehmend kritisch, der Bogen ist längst überspannt. Und wie reagiert die Politik? Die Schrauben sollen noch enger geschraubt werden. Was spricht dafür? Warum sollte man den Lockdown nicht sofort aufheben? Was wäre möglich gewesen?
Die Infizierten
Ja, die „Inzidenz“ steigt – daran hängt die Politik nach wie vor alles. Doch bei einer Krankheit mit einer Letalität (Sterblichkeitsrate) unter 0,2 Prozent und aktuell etwa 170.000 Infizierten bedeutet das nun keine Katastrophe. Die Frage ist nicht, wieviele Menschen infiziert sind, sondern wer. Bei unter 60Jährigen liegt die Corona-Letalität im Promille-Bereich.
Während im Dezember die Alten und sehr Alten noch überdurchschnittlich oft infiziert waren, ist das jetzt ganz anders. Das mag an der endlich anlaufenden Schnellteststrategie an der großflächigen Impfung in den Heimen liegen. Das ist jedenfalls genau die Stelle, an der man ansetzen muss und an der man es viel zu oft versäumt hat. Man muss die Inzidenz in diesen Altersklassen drücken, darauf kommt es an – aber was bringt es da, Nachtclubs und Schulen zu schließen?
Die Toten und Intensivpatienten
Die Zahl der mit oder an Corona Gestorbenen ist in der zehnten Woche in Folge gesunken und liegt mittlerweile deutlich unter dem Niveau der ersten Welle. Hier kann kaum noch von einem Ereignis nationaler Tragweite gesprochen werden. Die Zahl der mit Corona-Fällen belegten Intensivbetten hat sich seit Dezember halbiert. Wobei selbst in Dezember die Gesamtbelegung im Vergleich zu den Vorjahren nicht überdurchschnittlich war.
Todeszahlen wie noch im Dezember sind aufgrund der erläuterten Verschiebung der Infektionen in den Altersgruppen, selbst bei sehr hoher Gesamtinzidenz nicht mehr möglich – und damit ist die Corona-Gefahr endgültig auf das Niveau einer Grippewelle gesunken. Wenn auf Grundlage solcher Zahlen ein Lockdown nötig wird, wäre er auch während jeder beliebigen Grippe-Welle der letzten Jahre nötig geworden.
Retrospektiv kann wohl kaum jemand erklären, warum wir die letzten Monate im Lockdown verbringen mussten, während in Schweden fast alles geöffnet blieb und man im Wochenvergleich gemessen an der Bevölkerung auch nicht mehr Corona-Tote zu verzeichnen hat.
Warten bis zur Impfung?
Zu Anfang, als man den Lockdown noch rational begründen musste, wurde immer klipp und klar gesagt: Der Lockdown ist eine Maßnahme, um Infektionen zu verschleppen, um Intensivstationen zu schonen, verhindern könne man sie ohnehin nicht. Doch wofür jetzt noch verschleppen? Bis die Bevölkerung durchgeimpft ist, heißt es dann immer. Aber inwiefern ist das sinnvoll? Die Hochrisikogruppen sind durch die Impfung jetzt bereits großflächig geschützt und die Jungen sind durch Corona nur minimal gefährdet. Unter 30 gibt es bis dato ganze 40 Todesfälle in Deutschland. Die jüngst publik gewordenen Nebenwirkungen von AstraZeneca bergen im statistischen Vergleich für gesunde, junge Menschen etwa das gleiche Risiko, wie an Corona zu erkranken und daran zu sterben.
Fazit: Der Lockdown sollte aufgehoben werden, schon allein, weil er einfach nicht funktioniert. Wenn man Menschenleben schützen will, muss man Konzepte für Altersheime und Hochrisikogruppen vorlegen und auch den öffentlichen Fokus darauf konzentrieren.
Das Hardliner-Sprücheklopfen lenkt nur ab von den eigentlichen Problemen – und vom Versagen der handelnden Akteure. Die regierenden Politiker sonnen sich in ihrer Allmacht und genießen ihre völlig überzogene Rolle. Mit gesundheitlichen Notwendigkeiten hat dieser Exekutivfetischismus nichts mehr zu tun.