Die Corona-Infektions- und Todeszahlen sinken und sinken, aber es gibt da so eine brandgefährliche Variante, die sich ganz rasant ausbreitet. Man weiß zwar nicht, ob sie gefährlicher ist, es wäre auch nicht wirklich naheliegend, aber man muss ja schließlich auf Nummer sicher gehen. Also kommt der nächste Lockdown. Was heißt der nächste: Der alte Lockdown wird einfach verlängert. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Merkel sagt jetzt, wir müssten „alles versuchen“ um die vierte Welle zu verhindern. Damit ist eigentlich alles gesagt. Bereits Ende Mai kündigte sie in Bezug auf die Bundesnotbremse an: „Sollte sich etwas entwickeln durch Mutationen, was wir alle nicht hoffen, dann können wir das jederzeit reaktivieren“. Und täglich grüßt das Murmeltier.
Was passiert, wenn die Inzidenz wieder steigt?
Inzidenz bedeutet Tote, das hat sich bis heute gehalten. Trotz neuer Studien, trotz den Kurvenverläufen in zahlreichen Ländern im letzten Jahr, die eine andere Sprache sprechen. Selbst im Lager der Lockdownkritiker machen es sich die meisten bequem und argumentieren jetzt allein mit der gegenwärtig niedrigen Inzidenz. Allerdings ist ein Aussetzen des Lockdowns bei niedriger Inzidenz keine Abkehr vom Lockdown-Kurs. Da widerspricht nicht mal mehr Karl Lauterbach. Die Frage ist: Was passiert, wenn die Inzidenz wieder steigt? Das wird eher früher als später geschehen. Doch die Frage will sich keiner stellen, man sonnt sich lieber in neuen Minimalrekorden: Wieder ein Kreis bei Inzidenz 0, wieder ein Bundesland unter 5.
TE fragte das RKI, wie man es denn noch vertreten könne, die DIVI-Zahlen zu den Intensivkapazitäten einfach weiter zu vermelden, wo doch der Bundesrechnungshof nachgewiesen hat, dass das RKI selbst bereits im Januar gegenüber dem Gesundheitsministerium die Ansicht äußerte, die Zahl sei ohnehin nicht mehr aussagekräftig. Antwort: „Das Intensivregister hat zu jeder Zeit belastbare Daten zur Bewertung der Pandemie und der Lage auf den Intensivstationen bereitgestellt.“ Was ist das? Bewusste Realitätsverweigerung?
Dazu kommen ungemütliche Nachrichten aus England, über die TE schon vor einer Woche berichtete, die mittlerweile aber sogar Karl Lauterbach aufgriff: Daten des englischen Gesundheitsamtes lassen allerdings Negatives vermuten. Demnach wurden von den insgesamt gut 60.000 registrierten Delta-Infizierten über 17.500 vorher einfach oder doppelt geimpft, das sind immerhin knapp 30 Prozent. Bei den Toten ist es noch gravierender: Von den 73 hier registrierten Toten (mit oder an der Delta-Variante) waren 37 vorher geimpft worden – also gut 50 Prozent. Nimmt man nur die zweifach Geimpften ist es noch eindeutiger: Hier ist das aus diesen Zahlen hervorgehende Sterberisiko gemessen am Bevölkerungsanteil für zweifach Geimpfte sogar höher als das für Ungeimpfte.
Wenn die Mythen von Triage, Inzidenz & Co. jedenfalls nicht fallen, ist der nächste Lockdown programmiert. Im Strom der Panik, unter dem Eindruck nach oben zeigender Diagrammkurven, werden auch die Gemäßigten umfallen, wie schon die Male zuvor, sofern es nicht gelingt, die Instrumente der Pandemie-Politik als das zu entlarven, was sie sind: Realitätsfern.
Die Agenda der letzten Merkel-Tage ist klar. Erst wenn die Corona-Ära abgeschlossen ist, wird man genauer hinschauen, was schief gelaufen ist. Solange man den Ball im Spiel halten kann und die Leute in latenter Panik, wird die Aufarbeitung gelähmt – es wird versucht, die Negativfolgen auf die nächste Regierung zu schieben.