Erinnern Sie sich? Als die ersten Maskenlieferungen, aus China natürlich, in München ankamen, konnte Merkel-Adlatus Markus Söder nicht schnell genug am Flughafen sein. Ein Hauch von Nordkorea: die Rettung ist da, der Retter setzt sich in Szene, Fotos und Filme für die Propaganda-Show. Das war im Juli. Und der eher CSU-freundliche Münchner Merkur sprach von einer „schamlosen Selbstinszenierung.“ Acht Millionen Schutzmasken! Halleluja! Zur Segnung vor Ort fehlte nur noch das Duo infernale des Münchner Klerus, Marx und sein protestantisches Pendant.
Propaganda und Populismus, damit krönen Regierende die Corona-Zeit für sich und künftige Wahlen. Denn die Wirkung dieses Wortpaares ist und bleibt die Gleiche: viel heiße Luft und wenig Substanz. Denn wo sind denn zum Beispiel die Masken geblieben? Wir Regierten bekamen doch erst Mitte Dezember, als alles sich theoretisch bereits infiziert hatte, die kostenlosen FFP2-Masken. Und mir berichten renommierte Klinikleiter, dass zum Jahresende totale Mangelwirtschaft herrsche. Pflaster, Kanülen und Spitzen fürs Impfen bringen Mitarbeiter zum Teil privat mit. Inzwischen schlägt auch noch die Deutsche Krankenhausgesellschaft Alarm: es fehlt nicht nur an allem, die Angestellten, also Ärzte und Krankenschwestern, bekommen bald auch kein Gehalt mehr.
Der Pleitegeier kreist über Kliniken, deren Hauptbeschäftigung die Aufnahme ganzer Alters- und Pflegeheime „auf Intensiv“ ist. Und wenn man bedenkt, dass es ja „post coronam“ erst richtig los geht mit den dramatischen Folgen der Maßnahmen, kann einem nur Angst und Bange werden. Die Masken kamen zu spät, die Schutzmaßnahmen für Alten- und Pflegeheime waren pure Propaganda. Polizei kontrollierte lieber Glühweinstände, kleine Läden oder Gaststätten — die Hauptrisikogruppe war derweil der Infektion ausgeliefert, wie die Zahlen eindeutig belegen. Eindeutig!
So ist es auch in Wahrheit, soweit dieses Wort überhaupt noch Geltung hat. BILD enthüllt heute mittels umfangreicher Recherche (war mal oberstes journalistisches Gebot, heute stören Fakten nur), dass die gefeierten Impfstoff-LKW (siehe oben Söders Maskenempfang) pure Propaganda waren: „Leere Parolen statt volle Impf-Laster!“ Die Fracht als Fake. China, Nordkorea oder Honeckers einstiges Arbeiter- und Bauernparadies hätten es nicht besser machen können. Bejubelt wurde ein Potemkinsches Kraftfahrzeug, das statt Hoffnung heiße Luft durch die Lande fuhr. Reuters lieferte dazu das passende Foto: ein Riesen-Truck a la USA mit einer mit Lupe und Mikroskop nicht zu erkennenden Ladung. Das war also die erste, allseits von willigen Medien gefeierte Palette mit 9.750 Impfdosen — für das Bundesland Nordrhein-Westfalen mit immerhin 17,9 Millionen Einwohneren. 9.750 Fläschchen in einem überdimensionalen LKW. Karl-Eduard von Schnitzler hätte seine wahre Wonne. Doch die Medien sind auf system-treuen Alarmismus gestimmt. Kontrolle der Herrschenden? Null! Der moderne Journalist verkündet, statt zu hinterfragen. Bezeichnend auch, dass renommierte Impfkritiker mit seriösem wissenschaftlichen Hintergrund so gut wie kein Gehör finden. Und der Kanzleramtsminister impft vor laufender Kamera. Aus welchem Propaganda-Handbuch er das wohl hat?!
Doch ein bißchen „Gerechtigkeit“ gab es auch: ausgerechnet in Franken (!) versemmelte man rund 1.000 Impf-Dosen, weil man die Kühlkette nicht einhielt. Wenn man Söders Impf-Ideologie plus Massensterben-Propaganda zugrunde legt, bedeutet das ja im Klartext: Tausend Menschen müssen jetzt sterben, weil das Allheilmittel buchstäblich auf der Strecke blieb. Jetzt stürzt also nicht nur ein Flugzeug täglich bundesweit ab, sondern derer drei allein in Oberfranken. Toll! Und der mutige „Impf-Boss von Halberstadt“ musste sich der Kritik stellen, weil er bereits letzten Samstag in seinem Landkreis Harz mit dem Impfen begann. Also nicht auf die große sonntägliche Spahn-/Söder-Show warten wollte. Leben sei ihm wichtiger als Politiker-Fotos. Hoffentlich hat der Mann nicht irgendwann mal mit einem AfD-Kollegen Kaffee getrunken, sonst ist der als Held gefeierte Halbertstädter seinen Job schneller los als der nächste Riesen-LKW mit Mini-Ladung ankommt.
Was wir erleben, ist nicht das, was untertrieben DDR-light genannt wird. Die gähnend leeren Impfstoff-Lastwagen zeigen das neue Deutschland: Mangelwirtschaft und Mangelverwaltung. Einer der bekanntesten und durch seine Forschung bedeutendsten deutschen Mediziner mailt mir: Eine Verwandte ist Klinkärztin im Intensivbereich, hat bis heute noch keinen vorschriftsmäßigen Schutzkittel oder ein Visier und bekommt höchstens eine neue Maske pro Tag. Es ist wie vor 1989 in dem damaligen (!) Dunkel-Deutschland: wir sind alle solidarisch, sozusagen Corona-solidarisch. Und zwar solidarisch vereint im Mangel, für den ausschließlich die Politik verantwortlich ist. Für einen Lockdown, der bis zum Sommer dauern könnte, bis dann alles plattgemacht ist. Denn bis mindestens Sommer laufen wir dem Impfstoff hinterher. Einen befreienden Jubeltag wie den 9. November 1989 werden wir wohl nicht mehr erleben. Denn da gab es wenigstens noch den größten Teil Deutschlands als wirtschaftlich stabilen Motor.
Der Sozialismus bricht sich längst in der regierenden CDU/CSU-Spitze Bahn. Armin Laschet geißelt bereits einen „Impfstoff-Nationalismus“, um den Mangel mit sozialistischem Kampfbegriff zu verschleiern. Klar, wenn’s keine Zitronen gab, war das auch der Überlegenheit des Systems zu danken. Sowas nennt man: Dialektischer Materialismus! Lupenrein Karl Marx. Frage nebenbei: Warum wurden nicht schon im Sommer Produktionsanlagen gebaut?! BILD bemerkt trocken: „Das kleine Israel hat für seine 8,8 Millionen Einwohner bis Ende Januar mehr Impfdosen beschafft als Deutschland für 83 Millionen.“ Der wirre Berliner Provinzbürgermeister Müller verlautbarte vor Weihnachten, wer einkaufen geht, nimmt Tote in Kauf. Nur dass er ein Massensterben in Pflegeheimen „in Kauf nahm“, darüber spricht er nicht. Im Sozialismus a la Wandlitz erfindet die Politik ihre eigene Realität.
Die Wahrheit beschreibt ein Klinikchef: „Auf den Intensivstationen liegen zu einem ganz hohen Anteil Menschen aus Altenheimen. Diese dürfen erst nach einem Negativtest entlassen werden; auch wenn man sie entlassen könnte. Damit werden Betten belegt, die frei sein könnten. Es werden sehr alte Menschen an Beatmungsgeräte gehängt, die das nie wollten, aber leider keine Patientenverfügung haben. Eine mir bekannte Hausärztin sagt, dass fast alle, die zu ihr kommen, in so einem Fall zu Hause oder im Heim sterben wollen und nicht noch mal mit einer Hochleistungstherapie ein paar Tage/Wochen länger „leben“ würden. Das gab es wohl noch nie, dass man so viele Menschen aus den Heimen in die Krankenhäuser bringt.“
Es geht also nicht das „Corona-Jahr 2020“ zuende, wie die meisten Kommentatoren meinen. Nein, es war das Jahr von Pleiten, Pech und Pannen. Und das nächste Jahr, dessen bin ich mir sicher, wird noch dramatischer. Jetzt leben wir noch auf Pump, 2021 bekommen wir die Rechnung präsentiert. „Wo sind wir hingekommen?“, fragt mich einer der renommiertesten Medizin-Wissensschaftler der einstigen DDR und setzt traurig hinzu: „Gegenüber der heutigen Parteidisziplin war das ZK ein schlimmes, jedoch harmloses Beispiel.“ Die seelischen Folgen derartiger Enttäuschung (besser: Täuschung) werden wir bitter büßen müssen. Die Schweiz bilanziert jetzt schon einen Zustrom zu Psychiatrien und eine dramatische Zunahme von Suiziden. Sollten die deutschen Zahlen jemals veröffentlicht werden, wir werden ein jähes Ende der Polit-Euphorie erleben. Wie sagt Henryk M. Broder bei Welt: „Mir sind die voreiligen Jubelschreie suspekt, wonach das Virus (durch Impfung) bereits besiegt sei. So haben auch die Meldungen von der Ostfront geklungen — vor Stalingrad.“