Tichys Einblick
Rückblick auf 2024

Die zehn größten Gewinner: das Jahr der Comebacks

Wer waren die großen Gewinner des Jahres 2024? Nun. Deutschland und seine Wirtschaft gehörten nicht dazu. Dafür waren es alte Männer, die zurückkehrten, und Helden, die sich gegen den übergriffigen Staat stemmten.

Manche Aufträge lassen sich nicht erfüllen. Etwa der: Fassen Sie die zehn größten Gewinner der deutschen Politik im Jahr 2024 zusammen, Herr Thurnes! Zehn Gewinner? Wo sollen die bitte in einer politischen Landschaft herkommen, in der Friedrich Merz zum „Spitzenduell“ mit Olaf Scholz antritt? Also suchen wir die Gewinner eher woanders als in der deutschen Politik und hoffen darauf, dass Deutschland und seine Wirtschaft irgendwann auch mal wieder ein Fall für diese Liste werden. Das scheint zwar unmöglich. Doch das Unmögliches möglich ist, beweist schon …

Platz 10: Javier Milei. Die Südtiroler Wirtschaftszeitung berichtet über die Bilanz des argentinischen Präsidenten Javier Milei. Es geht um Erfolge: Die Arbeitslosigkeit ist unter 7 Prozent zurückgegangen, zum ersten Mal nach 16 Jahren hat er die Neuverschuldung des Staates gestoppt und die Inflation ging von über 25 auf unter 4 Prozent zurück. Klar. Noch ist Argentinien ein Land in der Wirtschaftskrise, aber unter Milei wird es eben deutlich besser. Wie betitelt die Südtiroler Wirtschaftszeitung also ihre Geschichte? „Bilanz eines Verrückten“. Ist jemand kein Linker, feuern Linke aus alllen Rohren. Der ist dann radikal, rechtsextrem, neo-liberal, herzlos oder eben verrückt. Alle positiven Attribute sind den Linken vorbehalten. Nur erfolgreich nicht. Erfolg ist messbar. Bloß nicht bei Linken. Denn bei denen kommt er nicht vor.

Platz 9: Joachim Steinhöfel. Anwälte sind die Helden des Jahres 2024. Sie verteidigen den Bürger gegen einen immer übergriffigeren Staat. Ein Staat, den es nicht stört, wenn ein arabischer Arzt einen Massenmord ankündigt – und dann durchführt. Der aber mit einer Armee von Polizisten morgens um sechs Uhr klingelt, wenn ein Bürger im Netz den Habecks, Schwesigs und Baerbocks nicht genug Respekt gezollt hat. Wobei Steinhöfel nur pars pro toto für alle Anwälte steht, die sich gegen den übergriffigen Staat stemmen. Etwa für Ulrich Vosgerau, der entscheidend dazu beigetragen hat, das Lügengebilde von Potsdam zu zertrümmern, das die teils staatlich finanzierten Kollektiv-Journalisten von Correctiv verbreitet haben.

Platz 8: Frank Zander. 2024 war das Jahr der Comebacker. Der vielleicht sympathischste darunter ist Frank Zander. Der 82-Jährige hat zum 30. Mal vor Weihnachten Obdachlose in Berlin mit Gänsebraten verköstigt. Fünf Jahre hatte der Sänger mit seinem sozialen Engagement pausieren müssen. Zuerst die Pandemie-Politik und dann aufgestaute Hirnflüssigkeit hinderten ihn daran. Gibt es an diesem Mann etwas auszusetzen? Eigentlich nein, für Peta schon. Die selbst ernannten Tierschützer forderten Zander auf, auf Gänsebraten als Speise zu verzichten. Irgendwie muss man halt in die Schlagzeilen, zumindest dann, wenn man – anders als Zander – Spenden nicht gibt, sondern nimmt.

Platz 7: Oskar Lafontaine. Wäre der Autor dieses Textes prominenter, wäre er ein Fall für die größten Verlierer des Jahres, die demnächst an dieser Stelle bekannt gegeben werden. Denn 2022 schrieb er einen politischen Nachruf auf den ehemaligen Ministerpräsidenten des Saarlandes. Doch der 81-Jährige ist zurück und der eigentliche Strippenzieher der Partei, besser bekannt als Bündnis Sahra Wagenknecht. Die Bundestagswahlen sind erst 2025, im Jahr 2024 aber fanden unter anderem eine EU-Wahl und drei Landtagswahlen im Osten statt. Deren Sieger war die Partei mit Lafontaine als Strippenzieher.

Platz 6: Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Zahlen lügen nicht. Zum Beispiel 5,2 Prozent. Für ein solches Ergebnis würde FDP-Chef Christian Lindner am 23. Februar wem auch immer auf Knien danken. Genau dieses Ergebnis holte die Partei aber bei der EU-Wahl mit der Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Und das, obwohl im Juni die Ampel noch wie Blei an ihr hing. An Strack-Zimmermann lässt sich viel aussetzen. Doch sie zeigte klare Kante und überzeugte damit – für die FDP – ausreichend Wähler. Sie ist damit der Gegenentwurf zum D-Day-Übertaktieren von Lindner und seinem General Bijan Djir-Sarai – und sollte die FDP von mehr Aufrichtigkeit überzeugen.

Platz 5: Der peruanische Radweg. Die Anden, der Pazifik und Flötenspieler, denen man in deutschen Fußgängerzonen Geld gibt, damit sie aufhören zu spielen. Dafür war Peru bisher bekannt. Die Radwege dort sind eher ein Grund, das Auto zu nehmen. Bis die Retter aus Deutschland kamen. Die legten ein Gesamtprogramm von 315 Millionen Euro an, um das zu verbessern. Die Peruaner griffen zum Pinsel und malten gelbe Linien auf die Straße. Zack. Erledigt. Wieviel kann das kosten? Zwei Euro für den Pinsel, 20 Euro für die Farbe und 100 Euro für das Malerteam am Tag. Macht zusammen 20 Millionen Euro allein für die Radwege in der Hauptstadt Lima. Der Rest ist die handelsübliche Verdunstung, wenn rot-grüne Beamte und Vorfeldorganisationen Steuergeld ausgeben.

Platz 4: George Michael. Vor acht Jahren ist der griechisch-britische Sänger gestorben. Doch ein Künstler geht niemals so ganz. Schon gar nicht George Michael. Sein Last Christmas ist aktuell die Nummer eins der deutschen Charts. 40 Jahre, nachdem Michael es mit der Band Wham veröffentlicht hat. Und mögen die Grinche noch so sehr klagen … Wenn Michael davon singt, sein Herz dieses Jahr an jemand Besonderen zu verschenken, dann wärmt das von Innen. Auch wenn es viel zu früh passiert ist: Passender als an Weihnachten hätte dieser Sänger nicht sterben können, dessen Festgesellschaft auf der verschneiten Berghütte für immer einen Platz in der Popkultur haben wird.

Platz 3: Monika Gruber. Im Jahr 2023 veranstaltete die Gruberin eine Demo, auf der Tausende ihre Wut gegen eine Politik ausdrückten, die von irrsinniger Ideologie geprägt ist – und ihnen massiv an den Wohlstand geht. 2024 gehört Monika Gruber allein schon deshalb zu den Siegern, weil sie noch da ist. Nach der Demo von Erding haben die Linken nichts unterlassen, um die finanzielle Existenz der Kabarettistin zu zerstören. Denn nichts hassen Linke mehr als andere Meinungen. In deren Zwangsfernsehen kommt Gruber zwar kaum noch vor. Das unternimmt stattdessen alles, um Carolin Kebekus als Star erscheinen zu lassen. Doch auf der Bühne zeigt sich, dass die Zuschauer die Gruber freiwillig wollen, während es für Kebekus Zwangsgebühren braucht.

Platz 2: Donald Trump. They never come back. Es gibt kein Zurück. Für Boxer mag das gelten. Der alte und neue amerikanische Präsident hat das Gegenteil bewiesen. Nach Grover Cleveland ist er der erste Abgewählte, der ins Weiße Haus zurückkehrt. Und das, obwohl fast die gesamte Elite aus Medien und Showgeschäft gegen Trump Wahlkampf machte. Vielleicht aber auch weil. Denn in den USA wirkte sich aus, was sich auch in Deutschland immer mehr zeigt: Die Leute sind Stars leid, die in ihrem Swimmingpool Videos aufzeichnen, man könne doch während der Pandemie einfach zu Hause bleiben oder Journalisten, die sich nicht mehr als Informationsbeschaffer, sondern als Lehrer und Prediger verstehen. Trump ist der Albtraum dieser Promis und Journalisten und sein Sieg auch ihre Niederlage.

Platz 1: Julian Nagelsmann. Als der DFB Hansi Flick 2023 entlässt, liegt die Nationalmannschaft am Boden. Polen, Kolumbien oder Japan schicken das deutsche Team mit teils demütigenden Ergebnissen vom Platz, nur noch Peru lässt sich schlagen – waren die Radwege doch für etwas gut. Julian Nagelsmann übernimmt eine nahezu aussichtslose Aufgabe. Mit Erfolg. Er baut junge Spieler wie Jamal Musiala und Florian Wirtz auf, lässt wieder selbstbewusst spielen und scheidet bei der Europameisterschaft erst im Viertelfinale aus – in der Verlängerung gegen den späteren Turniersieger Spanien und nach einer massiven Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Vor allem hält Nagelsmann aber verkappte Politfunktionäre wie Leon Goretzka klein, verbittet sich jedes Kasperletheater um irgendwelche Fahnen und spricht glaubwürdig davon, dass es bei der Nationalmannschaft darum gehen muss, dass sich alle Deutschen hinter ihr versammeln können müssen.

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