In China hergestellte Covid-Impfstoffe dienen der KPCh als Instrument zur Abmilderung ihres Reputationsschadens. Der vertuschte 2019er Unfall im Wuhan-Virenlabor, das Verschwindenlassen der Erstinfizierten, das Hinhalten der WHO-Experten sowie das gleichzeitige Vorgehen gegen die uigurische Minderheit hat verheerende Auswirkungen.
Dazu gehört auch, dass bei einer im Januar 2021 publizierten YouGov-Umfrage von China angebotene Covid-Impfstoffe – zusammen mit indischen – in 17 befragten Nationen die zweitschlechteste Einschätzung erhielten. Den höchsten Respekt verdienten sich – allerdings noch gar nicht lieferbare – Produkte aus Deutschland. China schneidet auch deshalb so negativ ab, weil Veröffentlichungen zu Effektivität und Nebenwirkungen seiner Medikamente nur sporadisch erfolgen.
Insofern ist verständlich, dass Chinas Impfdiplomatie in der westlichen Öffentlichkeit kaum beachtet wird. Gleichwohl pflegt das Reich der Mitte – nach Auskunft von Associated Press (AP) – eine Covid-Kooperation mit 53 Nationen und liefert seine Impfstoffe an rund 30 davon. Manches ergeht als Spende, das meiste aber wird verkauft und notfalls zwischenfinanziert: Länder mit rund 1,7 Milliarden Einwohnern, die Covid-Impfstoffe aus China.
Weil China schnell liefern kann, springt es ein, wo westliche Firmen ihre Zusagen nicht einhalten können. Eine halbe Milliarden Dosen sind an schlecht versorgte Länder mit zumeist niedrigem und mittlerem Einkommen bereits ausgeliefert oder fest vereinbart.
Im arabischen Raum greifen die United Arab Emirates zuerst zu. Nach Israel erreichen sie die zweithöchste Impfrate der Welt. Indonesien, wo die chinesische Minderheit bis in die 1960er Jahre tödlich verfolgt wurde, bezieht 140 Millionen Dosen. Präsident Joko Widodo persönlich erhält vor Fernsehkameras die erste Spritze. In Lateinamerika hat Chile – das Musterland der Region – mit chinesischen Injektionen die siebthöchste Durchimpfung der Erde realisiert.
In Europa erhält Serbien im Januar 2021 eine Lieferung von 1,5 Millionen Sinopharm-Dosen. Das bewirkt global die sechstbeste Impfrate. Deutschland liegt mit Bahrein und der Slowakei auf den Plätzen elf bis dreizehn. Mit China im Geschäft sind auch Ungarn, Weißrussland und die Ukraine.
Deutschlands Ruhm als „Apotheke der Welt“ ist keineswegs verflogen, aber einlösen kann es ihn immer weniger. Der berühmte Pharmazie-Cluster ums schweizerische Basel steht ebenfalls ohne Impfstoff da. In der Dritten Welt mag man glauben, dass die „Reichen“ die beste Covid-Vorbeugung für sich behalten. Realiter sind die Substanzen einfach knapp. Damit geht es einmal um die sprichwörtliche Krise, die zur Jahrhundertchance werden kann. Es ist nicht auszuschließen, dass im Verlauf dieses Pharma-Rennens der Pandemie-Schurke zum Helfer der Menschheit mutiert.