Tichys Einblick
Pekings nützliche Idioten

China führt uns an der Nase herum

Eine Studie bestätigt, was viele ahnten: Lockdowns sind de facto wirkungslos. Zugleich erhärten Indizien die Labor-Theorie. China hat uns zwei Jahre lang belogen, doch niemand will darüber reden.

IMAGO/Xinhua

Im Anfang war Wuhan. Man muss es wiederholen, weil es offensichtlich nicht nur vergessen ist, sondern verdrängt werden soll. Der Vorstoß des US-Präsidenten Donald Trump, Covid-19 als „China-Grippe“ zu bezeichnen, war richtig. Die Chiffrierung des Virus als äußere Bedrohung hätte dem Westen vielleicht deutlicher in Erinnerung gerufen, dass er dieses mit den Mitteln der Kommunistischen Partei der Volksrepublik China bekämpfte.

Der „woken“ Kolonne, die sich nolens volens als nützlicher Idiot der Volksrepublik präsentierte, ist es zu verdanken, dass der Begriff sich nicht durchsetzen sollte. Dass die Bezeichnung von Corona-Varianten mittlerweile auf griechische Buchstaben, und nicht mehr auf ihre geografische Herkunft zurückgeht, wirkt deutlich toleranter. Dass es aber offensichtlich ganz klare Bestrebungen vonseiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegeben hat, den Buchstaben „Xi“ zu vermeiden, mit der Begründung, viele chinesische Familien würden sich dadurch diskriminiert fühlen, macht bereits deutlicher, welche subtilen Kräfte am globalen „Framing“ der Corona-Krise mitwirken. Eigentlich müsste die Omikron-Variante Xi-Variante heißen.

Die WHO übernahm Chinas Propagandastrategie

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Bleiben wir bei der WHO. Deren Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte in einem Briefing vom 30. Januar 2020: „Wie ich seit meiner Rückkehr aus Peking wiederholt gesagt habe, muss man der chinesischen Regierung zu den außergewöhnlichen Maßnahmen gratulieren.“ China setze „neue Standards“, das sei „keine Übertreibung“. Er habe kürzlich den Staatschef Xi Jinping besucht und er habe „absolut keinen Zweifel“ an Chinas „Engagement und Transparenz“. Tedros beschrieb damit Chinas Erfolg, über 11 Millionen Menschen einen Lockdown verhängt zu haben.

Es war eine Blaupause für die kommenden zwei Jahre. Die enge Verquickung zwischen WHO und China sind heute nur noch in alternativen Medien Thema. Dabei hatte im März 2020 sogar noch die Süddeutsche Zeitung deutliche Kritik an dieser unheiligen Allianz geübt. Die WHO übernehme Chinas Propagandastrategie und blende die Fehler der Regierung aus. Zitat: „Die Pandemie wird eines Tages aufgearbeitet werden müssen – die Arbeit der WHO kommt dann unter die Lupe.“

Auch nachher fasste die WHO China mit Samthandschuhen an, etwa, als es um die Aufklärung der Entstehung des neuen Virus ging. Nicht nur, dass man die Labor-Theorie sofort ins Reich der Fake News verbannte. Man zweifelte sogar die chinesische Herkunft getreu der Parteidevise an. In Peking geht man so weit, einen amerikanischen Ursprung als offizielle Version darzustellen. Wie viel an der WHO behaupteten „Transparenz“ dran ist, ist bei einem in Corona-Fragen von Anfang an abgeschotteten Land mit autoritärer Führung per se fraglich.

Der Lockdown ist eine chinesische Erfindung ohne Vorbild

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Das hat die WHO nicht davon abgehalten, für jene Lockdown-Methode zu werben, die angeblich so viel Erfolg in China brachte – obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Erkenntnisse gab, ob diese Verlautbarung empirisch begründet sein könnte. Eine solche Studie liegt erst mit dem Papier der Johns-Hopkins-Universität vor. Es wäre eine Floskel zu behaupten, die Ergebnisse ernüchterten. Sie müssten zornig machen. Was wir erlebten, war eine PR-Kampagne, offensichtlich von der Kommunistischen Partei Chinas orchestriert.

Dazu gehörte auch der Stunt, das „flatten the curve“-Paradigma mit Maßnahmen während der Spanischen Grippe zu vergleichen. Der Unterschied: Trotz teils eingeführten Maskenmandaten, der Schließung von öffentlichen Einrichtungen in manchen Ländern sowie des Verbots von großen Veranstaltungen und Versammlungen sind die beiden Fälle historisch kaum vergleichbar. Während der Lockdown einen globalen Charakter hatte, fielen die damaligen Regeln sehr unterschiedlich in ihrer Verbreitung und Härte aus. Ausgangssperren waren unbekannt, stattdessen galt frische Luft als wohltuend gegen Grippe-Symptome. Einzelhandel, Restaurants und andere Teile des gesellschaftlichen Lebens blieben auch 1919 offen. Betroffen von den Maßnahmen waren mehrheitlich Kranke, nicht die gesamte Bevölkerung.

Der „Lockdown“ hat damit kein historisches Vorbild. Er ist in seiner allumfassenden Totalität eine chinesisch-kommunistische Erfindung. Doch niemand benennt den Drachen im Raum. Die westlichen Staaten verlegen sich darauf, sich intern selbst zu zerfleischen. Statt sich gemeinsam gegen China zu verbünden, das offenbar einen erheblichen Anteil an der Zerstörung der westlichen Wirtschaft in den letzten zwei Jahren hatte, hat man in der Vergangenheit lieber die Schuld bei „Lockdownbrechern“, politischen Gegnern, Ungeimpften und anderen Minderheiten gesucht. Die Spaltung unserer Gesellschaft, die Traumatisierung von Schulkindern, die Komplettisolation von Alten und Kranken, die Existenzkrise kleiner und mittlerer Betriebe, die Vernichtung von Gastronomie und Hotelgewerbe, die pure Lust an der Zerstörung des Alltags zugunsten einer sterilen, rationalisierten Machbarkeitspolitik, die den Staat statt des Individuums in den Mittelpunkt drückt, ist ein chinesischer Import.

Zu viele Zufälle machen es schwer, die Labor-These auszuschließen

Wiesendanger-Papier über Corona-Ursprung
Gefängnisstrafe für Fauci? – Wissenschaftler kritisiert auch Drosten
Die Studie kommt zu einer bemerkenswerten Zeit, in der auch die „zweite Frage von Wuhan“ wieder an Dringlichkeit gewinnt: Ist es Zufall, dass ein neues Coronavirus in einer Stadt auftritt, in der zufällig ein Biolabor steht, das genau an diesen Viren forscht? Von Anfang an lag die Theorie nahe, dass das Virus nicht von einem Tiermarkt, sondern aus dem Labor stammt. Die Vehemenz, mit der Christian Drosten gegen den Verfechter dieser These – Roland Wiesendanger – vorgeht, ist bemerkenswert. Es stimmt, dass Wiesendanger nur Indizien liefern kann und keinen Beweis. Doch Drosten findet auch nach zwei Jahren keinen Zwischenwirt. Es waren allerdings Drosten und seine Kollegen, die die Anhänger der Labortheorie zuerst diffamierten, bevor es zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung kommen konnte.

Laut Wiesendanger waren die Wissenschaftler mehrheitlich der Überzeugung, dass das Virus aus dem Labor stammte – bis zu jener medialen Kampagne, die jeden als Verschwörungstheoretiker brandmarkte, der diese These formulierte. Stichwort chinesische Transparenz: Warum am 12. September 2019 die weltweit größte Datenbank für Coronaviren vom Netz genommen wurde und heute nicht mehr in Betrieb genommen wird, begründet das Institut für Virologie in Wuhan bis heute mit „Hackerangriffen“. Und ist es Zufall, dass Sars-CoV-2 über eine sogenannte Furin-Spaltstelle verfügt, die es von allen anderen Coronaviren unterscheidet – und dass zur künstlichen Implementation einer solchen Furin-Spaltschnelle in Sars-Viren ein Antrag aus dem Jahr 2018 stammt?

China gibt der Welt sein Narrativ vor

Gefährlicher als Außenpolitik
Westeuropa ist in Gefahr, sich innenpolitisch China zu nähern
Es gibt keinen Beleg, dass an dieser Furin-Spaltstelle in Wuhan gearbeitet wurde. Wieder ein Zufall, dass der Antrag von Peter Daszak stammt, dessen Eco Health Alliance mit dem Labor in Wuhan zusammenarbeitet? In die Zusammenarbeit war auch die US-Gesundheitsbehörde von Anthony Fauci involviert, die massiv in den Standort investierte. Amerikanische Forschungslabore brauchten Virenprobe für Experimente nach Wuhan, die in den USA verboten waren. Daszak initiierte zudem das „Lancet“, dass Wissenschaftler desavouieren sollte, um die Labor-Theorie unter den Teppich zu kehren.

Das ändert allerdings nicht die chinesische Verantwortung in eine amerikanische. Es zeigt vielmehr die Vernetzung zwischen führenden Persönlichkeiten in der Corona-Krise, die auch ganz ohne Labor-Ursprung nachdenklich stimmen. Die Frage steht im Raum, wem sich diese ganzen Leute verpflichtet fühlen. Der bizarre Auftritt von Staatschef Xi beim Weltwirtschaftsforum erinnert daran, dass die Vertreter der Weltkonzerne in China die Zukunft sehen. Über die Pleitewelle des europäischen Mittelstands zuckt man in Davos nur die Achseln. Stattdessen hat man Maßnahmen und Narrativ von China übernommen: Von der Volksrepublik lernen, heißt siegen lernen. Im Corona-Jahr 2020 hat die Wirtschaft des Westens nachgelassen – China konnte dagegen weiter ein Wirtschaftswachstum verzeichnen. Es hat einen merkwürdigen Beigeschmack, wenn China um südeuropäische Firmen mitbietet, die wegen einer Maßnahme in den Bankrott getrieben wurden, die man sich in Peking ausgedacht hat.

Es bleibt nur der Schluss: China hat uns an der Nase herumgeführt. Und es führt uns weiter an der Nase herum. Solange Medien und Politik ihre Landsleute als größere Gefahr ansehen als den Handelspartner in Fernost, wird sich nichts daran ändern. Man kann sich nur davor wappnen, mit welchen Importen die gewaltige Wirtschaftsnation uns als Nächstes beglücken wird.

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