Das, was man, wie vielfach bei TE beschrieben wurde, unter dem Projekttitel „Umbau der Gesellschaft“ zusammenfassen kann, gerät unter der Wucht der Masse immer neuer Einreisen und täglich neuer Zwischenfälle, in schwere See. Der Schleusermarkt ist in Aufruhr, aufkommende Torschlusspanik belebt das Geschäft. Skandale beim BAMF. Bisher Unerhörtes ist sogar aus der Ecke der etablierten Parteien vernehmbar, von Herrn Söder, der „Zurückweisungen an der Grenze“ gefordert haben soll. Sogar Frau KGE scheint (Alexander Wallasch am 23.04.2018 in TE) zu zweifeln, Frau Nahles ebenfalls. Zunehmend kritische Berichterstattung in den sogenannten Qualitätsmedien: Die „Welt“ behauptet mit Verweis auf eine wissenschaftliche Studie, dass die Maxime „Fluchtursachen bekämpfen“ nicht nur wirkungslos sei, sondern genau das Gegenteil auslösen würde. Bayern, Österreicher und Italiener werden verdächtigt, an einer neuen „Achse des Bösen“ zu schmieden.
Erklärte Anhänger und ausgesprochene Befürworter des besonders toleranten Umgangs mit radikalsten gesellschaftlichen Veränderungen bleiben seltsam schmallippig. Wo bleibt die Vision, das ganz neue Narrativ? Verzweifelt klammern sich die vorgeblich Progressiven an den „Kampf gegen die dunklen rechten Mächte“, die sie in Deutschland am Werke sehen wollen. Sogar im Gewand der Groko.
Die Zeit hat einen klaren Kurswechsel ausgemacht: «Im Vertrag der großen Koalition von 2013 fänden sich zahlreiche Formulierungen und Begriffe, die man mittlerweile als „verbrannt“ bezeichnen würde: „Vielfalt als Chance“, „Diversity“, „interkulturelle Öffnung von Staat und Gesellschaft“, „Willkommenskultur“.»
Die schöne Formel, „Die Menschen, die zu uns kommen, suchen nach Freiheit und Sicherheit. Sie hoffen auf eine bessere Gesellschaft, in der Gerechtigkeit und Solidarität real sind.“ (Sigmar Gabriel in einem Artikel vom 29.08.2015 für die „Zeit“), sucht mit jedem Grad Eintrübung des gesellschaftlichen Klimas, jedem begangenen Unrecht, jedem Missbrauch der Solidarität, seine Urheber heim. Dass „Zuwanderung ein Gewinn sei, und Deutschland nicht nur kulturell, sondern auch finanziell beachtlich von den in Deutschland lebenden Ausländern profitiere“, (aus: „Islamhass“ SPD-Zehn Positionen der Rechtspopulisten und Argumente dagegen“) hört man nicht mehr.
Man ist schon dankbar, wenn einige ihr Bleiberecht als Pflegekräfte retten wollen (R. Habeck), wenn Gemäßigte die Salafisten denunzieren (A. Laschet) und die Zahlen zu Tatverdächtigen (BKA) aufgrund „…der laufenden Fallbearbeitung, den andauernden Ermittlungen … erst nach dem Stichtag der Erhebung …regelmässig deutlich zurückgingen … die Datenbasis somit also Schwankungen … und regelmäßigen nachträglichen Korrekturen der übermittelten Fallzahlen … unterliege … “… also „in Ermangelung dafür notwendiger Daten für diese Gruppe … keine Tatverdächtigenbelastungszahl gebildet …“ und wegen der “… Unschärfen, nur Tendenzen und Trendaussagen abgeleitet werden könnten“… (aus: Kernaussagen Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2017). Predigten ersetzen den gepflegten Dialog, weil man nicht erklären kann, was nicht sein darf.
Die SPD beruft sich im Kampf gegen die rechten Aufsteiger auf ihren globalen Erfahrungsschatz, wenn sie meint, es unter der Überschrift „völkisch“ auf den Punkt bringen zu können: „Vielfalt ist gut. Spaltung, Hass und Ausgrenzung schaden uns allen. Denn die Erfahrung weltweit zeigt: Tolerante und weltoffene Gesellschaften sind erfolgreicher und stärker.“ Das ist wohl eher ein Bekenntnis, als eine nachgewiesene Tatsache, daher erspart man es sich in Ermangelung von Leuchtturmprojekten wohlweislich, Beispiele zu nennen.
– riesiger Antragszahlen
– unerfüllbarer Unfehlbarkeitsansprüche
– politischer Vorgaben, Vorzeigeasylanten am Fließband zu produzieren,
nun erste Zeichen einer rapiden Selbstauflösung zeigt.
Die Strategie, sich unter keinen Umständen auf Detaildiskussionen zu den Einzelheiten einer vorgeblichen „Bereicherung“ und deren negativen Begleiterscheinungen einzulassen, sondern immer nur die, die zweifeln, abzupassen und in den Senkel zu stellen, zieht plötzlich nicht mehr (siehe TE-Artikel zu Boris Palmers Aussage zur sog. Nazikeule).
Warte auf die Untergangspropheten und vertraue darauf, dass deren Visionen dem Michel zu monströs sind, um ihnen Glauben zu schenken!
Selbst wenn es gilt, dem „Gottseibeiuns“ der Alternative für Deutschland Paroli zu bieten, verlegt man sich eher aufs Totschweigen als wortreiche Erläuterungen. Lieber den hässlichen Deutschen wieder einmal den Spiegel vorhalten, wie es der Deutschlandfunk in seiner Reihe „Typisch Deutsch“ vormacht:
Konservative Linke: Klammern an das, was man bisher erreicht zu haben glaubt.
Katja Kipping wird seltsam wolkig, wenn es um die Zukunft geht, und das „Neue Deutschland“ meint, da eine neue linke Debatte über Migration zu erkennen. „Für Kippings Anhänger erhöht Migration die Lebensqualität, weil sie beispielsweise sicherstellt, dass in Berlin-Neukölln weiterhin Schnellrestaurants exotische Gerichte zu günstigen Preisen anbieten.“, aber sie gibt auch zu: „linkes Reden über dieses Thema könne zum Beispiel nicht ohne den Verweis auf die politischen und ökonomischen Hintergründe von Flucht auskommen, müsse aber zugleich ehrlich über die sozialen Konsequenzen einer Willkommensgesellschaft sein.“
„Linkes Reden über Asyl, Migration und Einwanderung«, sei eben kompliziert.“ Und dann schwafelt sie von deutscher Migration, von gelungener Integration, von Mobilität, dem europäischen Versagen, der Freizügigkeit, dem Versprechen der Demokratie, den Idealen der Französischen Revolution, aber immer um den heißen Brei herum. Während man weiter darauf wartet, dass die Befürworter „Keiner Obergrenze“ und offener Schlagbäume sich vor den Kameras erklären, wird einem plötzlich klar, dass es diese Erklärungen nie gegeben hat und auch nie geben wird. Das Thema Zuwanderung ist eigentlich ein Phantom, dem man sich ehrlich und in ganzer Breite nur widmen kann, wenn man einer Kaste politisch Aussätziger angehört. Dann allerdings verschließen sich automatisch die Ohren vieler Zuhörer vor dem, was man offenbar nicht hören will und nicht laut aussprechen darf. Zwar ist es erlaubt, Ängste zu haben, nur verniedlicht man sich mit deren Meldung sofort zu einem feigen geistigen Zwerg, von dem klare Standpunkte oder stichhaltige Argumente nicht zu erwarten sind.
Auf der SPD-Webseite findet sich unter der Rubrik „Standpunkte“ kein einziger Hinweis auf „die Sorgen der Menschen vor Zuwanderung“, von denen Sigmar Gabriel noch 2017 behauptet hatte, „es sei ein Fehler gewesen sei, versäumt zu haben, diese offen anzusprechen“ (Quelle Focus). Die Partei scheint nicht bereit, Argumente zu dem Thema nachzuliefern. Jedenfalls nicht auf ihrer Internetseite.
Einige Treffer ergibt die Suche, darunter in den Anträgen zum Landesparteitag zur „sozialen Verträglichkeit, den verborgenen Chancen, des Effekts auf den Zuzug von Fachkräften“ der Zuwanderung. Man sei auf „sie angewiesen … müsse gestärkt daraus hervorgehen … sie stabilisiere die Bevölkerungsentwicklung … um deren Chancen nutzen zu können, müsse man schnell zu Verfahren, Handlungen und Maßnahmen kommen, mit der die aktuelle Lage nachhaltig geordnet und sie kontrolliert und gesteuert werden kann.“ Ganz oft wird erwähnt, dass man deren „Geschwindigkeit reduzieren müsse“. Skurril der Beitrag der Jusos: „Zuwanderung sorge auch für einen Preisverfall bei sexuellen Dienstleistungen in Europa.“
Die Losung lautet: „Schluss mit Vorurteilen über Flüchtlinge!“, aber auch der Focus stellt dann eine Wahrheit vor, die im Dienste der scheinbar guten Sache durch eine rosa Brille betrachtet wird. Die noch mit all dem eitlen Phrasenlametta behängt ist, das der strenge Beobachter schon lange vorher abgeschmückt hat. Die Suche nach dem Stichwort “Zuwanderung“ ergibt auf der Webseite der deutschen Grünen, 42 Treffer. Wer klare Kante sucht, findet nur Wachsweiches. Besonders hervorzuheben ist die pauschale Bezichtigung, dass man als deren Gegner wohl in den „Mief der 50er Jahre zurückwolle“. Viele dürften mit dem so von Herrn Özdemir stigmatisierten Jahrzehnt, entgegen seiner Intention, wohl eher schöne Erinnerungen verbinden. Dabei hat er selbst das naive Glück dieser Epoche im Bilde festgehalten: Seine strahlende Mutter mit dem eher pikiert blickenden Papa vor dem heimatlichen Weihnachtsbaum. Ob er Weihnachten auch noch so feiert?
Seltsam verdreht liest sich die Schelte für solcherlei verbotene Nostalgie beim sonst doch so eloquenten Türk-Deutschen: „Aber nur weil einige Menschen den Weg nicht mitgehen wollten und glaubten, dass ein Zurück zum Nationalstaat für sie der gemütlichere Weg sei, werde man das nicht machen. Man müsse für eine offene Gesellschaft werben. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tue das sehr offensiv. Verdruckst, versteckt und heimlich werde das aber nichts.“
Also: „Kampf für die bunte Republik Deutschland!“ Die Grüne Website bleibt aber bis auf den Link zum verdrucksten Text des Vorsitzenden Cem Özdemir schweigsam. Warum eigentlich ?
Ein Thema, scheinbar harmlos wie ein Mauerblümchen, aber abgrundtief wie die Sünde.
Die Zeit hatte zu ihrem 70-Jährigen Bestehen eine Umfrage gemacht, wie sich Deutsche ihre Zukunft vorstellten. Eine Umfrage, die hauptsächlich Fragen nach Befindlichkeiten und Umständen (Natur, Umwelt, Technologie, Gutes Aussehen, Gesundheit) in den Vordergrund stellte, die eigentlich aber nur dann Gewicht haben, wenn es einem an den Grundvoraussetzungen nicht fehlt: Friede und Freiheit, sie in Ruhe zu genießen.
Auch die Umfrage bei der „BILD“, zu dem, was man Deutschland wünsche: „Mitmenschlichkeit, Sicherheit und Chancen, eine Prise Optimismus, eine Starke Rolle in Europa, Vielfalt und Respekt, volle Kirchen, Einheit in den Köpfen, einen brummenden Arbeitsmarkt und landschaftlichen Reichtum.“, zeigt, dass es am Blick für das Wesentliche fehlt, das immer noch als selbstverständlich betrachtet wird. Gesellschaftlicher Friede. Zusammenhalt. Gute Nachbarschaft, um die jeden Tag gekämpft werden muss. Durch den freundlichen Blick, den Schnack am Gartenzaun, die Begegnung auf Augenhöhe. Die Gewissheit, dass Kamerad Mitmensch nicht nur mit im Boot sitzt, sondern tief drinnen ehrlich gewillt ist, mitzurudern. Keine Tricks, kein Faustrecht, keine verborgene „Agenda“. Auch nicht, um damit evtl. Defizite bei Sprache, Schulleistung oder gesellschaftlicher Stellung auszugleichen. Und obwohl die vielgescholtenen Sekundärtugenden zugegebenermaßen verblassen, besteht der Verhaltenskodex hierzulande eben aus wesentlich mehr, als die paar Zeilen Grundgesetz abbilden können.
Darf es noch etwas mehr sein?
Die Website „Deutsch Plus“, die über eine lange Liste von Unterstützern verfügt, verlangte, vielleicht im Überschwang, das „Gute“ zu wollen, anlässlich der Groko-Gespräche etwas, was sie doch eigentlich schon lange hatte. Nämlich eine durchaus vielfältige, aber eben doch im Kern „biodeutsche“ Gesellschaft. Vielleicht war ihnen das noch zu viel „Nation“.
Zitat: …“Mut zur Vielfalt! Wir brauchen ein Bekenntnis zur Einwanderungs-gesellschaft in Deutschland!“
„…als wäre Deutschland nicht schon lange ein Land, das von Einwanderung und Vielfalt geprägt ist. Statt Entschlossenheit und neuer Ansätze zur Gestaltung einer Gesellschaft der Vielfalt, dominierten Begrenzung und die Angst vor Überforderung und Überfremdung“.
Aktuell weise jeder *fünfte Einwohner*in Deutschland einen Migrationshintergrund auf (bei Kindern unter sechs Jahren betrage der Anteil in manchen Regionen bereits mehr als 60 Prozent). Diversität sei kein Sonderfall, sondern längst Normalität.
Eben. Da fragt man sich als nüchterner Leser doch, ob denn dieser Status Quo nicht eigentlich ausreichen sollte, was denn die unter anderem „vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen, der Bundeszentrale für politische Bildung“ geförderte Webinitiative denn noch erreichen will?
Wo bleibt das prächtige, aber bitte detailgenaue, Gemälde dieser Zukunftsvision?