Tichys Einblick
WM der Lebenslügen

Brüssel enthüllt das Scheitern der woken Krokodilfütterer

Die WM der Lebenslügen enthüllt nicht nur die woke Ideologie im Ausland als Heuchelei, sondern zeigt auch das Scheitern von Diversitäts- und Akzeptanzsstrategien daheim. Was könnte aussagekräftiger sein als ein brennender Haufen „grüner“ E-Scooter neben wedelnden Marokko-Fahnen, um den erreichten Ist-Zustand des Abendlandes zu verdeutlichen?

IMAGO / Belga

Wir erleben in Katar eine WM der Lebenslügen. Und umso mehr man versucht, sich selbst anzuschwindeln, desto härter wird der Aufprall in der Realität.

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Das fängt damit an, dass man daheim die woke Ideologie beschwört, wo der Applaus sicher ist, aber im Ausland, wo Gewalt gegen Homosexuelle, Frauen und religiöse Minderheiten tatsächlich zur Tagesordnung gehört, blitzschnell einen Rückzieher macht, weil die Sache dann plötzlich doch „komplizierter“ ist, als man es vorher zugeben wollte. Es gehörte schon bei der Abreise der „Mannschaft“ zu den Treppenwitzen der Geschichte, dass man sich vor jedem Spiel gegen einen wie auch immer gearteten Rassismus bekannte, um sich mutig gegen ein imaginiertes Nazi-Phantom zu behaupten, andererseits aber für den muslimischen Antisemitismus komplett blind war.

Schon vor dem Streit um die berüchtigte „One Love“-Binde war die Heuchelei für jeden offensichtlich, der sie sehen wollte: Während man etwa bei der Partie gegen Ungarn 2021 – eines der Kernländer abendländischer Zivilisation – ein gefühltes Imperium des Bösen mit Regenbogenbinde bekämpfte, lebte man zugleich mit der kognitiven Dissonanz, die tatsächlichen Feinde der öffentlich gepriesenen Toleranz im Inland zu verschweigen.

Die WM in Katar und die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Brüssel markieren damit die Spitze einer Entwicklung, die Konservative seit Jahrzehnten als logische Folge gesellschaftlicher und demographischer Zwänge prophezeit haben, während Linke und teilweise auch Liberale exakt diese Zwänge entweder ausblendeten, leugneten oder mit den bunten Blumen der Diversität beschmückten: Am Ende des Abendlandes bietet sich die Groteske einer Auseinandersetzung zwischen linksextremen Wokisten und dem Gewaltpotenzial der muslimisch geprägten Einwanderungskultur. Was könnte aussagekräftiger sein als ein brennender Haufen E-Scooter – das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Hipster – neben wedelnden Marokko-Fahnen, um den erreichten Ist-Zustand des Abendlandes zu verdeutlichen?

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Selbst an diesem Scheitelpunkt versuchen diejenigen, die diesen vielleicht letzten Konflikt europäischer Geschichte ausblenden, das Narrativ zu wahren, indem nicht etwa bekannte Minderheiten – in Teilen Europas muss man allerdings für die Städte konstatieren: Mehrheiten – für die Gewaltorgien der letzten Nacht verantwortlich sind, sondern das neuerlich von der Zeitgeistideologie aufgebaute Feindbild „Mann“. Mit einem gewissen Sardonismus kann man Schlagzeilen und Artikel des gestrigen Abends zur Kenntnis nehmen, wenn bei eindeutigen Bildern sofort die berüchtigte journalistische „Einordnung“ folgte, es handele sich um „Personen“ oder „Männer“. „Menschen“ zerstörten oder randalierten – könnte man nicht diese diskriminierenden Benennungen in Zukunft vermeiden, indem man wertneutral von Kohlestoffeinheiten spricht?

Einige journalistische Erzeugnisse dürften sich dabei neuerlich einen Platz in der Ruhmeshalle denkwürdiger Berichterstattung gesichert haben. Der Stern etwa mahnte: „So bitter die Niederlage gegen Außenseiter Marokko für die belgischen Fans auch sein mag – die Ausschreitungen in Brüssel stehen in keinem Verhältnis.“ Aussagen wie diese fanden sich gestern häufiger. Es sind Zeugnisse einer Zeit, die eine Fundgrube für spätere Historiker sein werden. Dabei ist nicht nur die verdrehte Täterbenennung beachtlich. Selbst in diesen Zeilen schwingt der Unterton mit, dass etwas Randale in Ordnung ginge, aber bitte nicht so viel. Vielleicht, weil man erkannt hat, dass dies die Lebensverhältnisse sind, mit denen man sich täglich arrangieren muss. Man will die Wirklichkeit nicht benennen – wappnet sich aber schon für den Fall, damit man nicht am Ende selbst betroffen sein könnte, wenn die „Fußballfans“ und „Menschen“ morgen wieder in andere Wesen metamorphosieren.

Mit der ideologischen Verzückung eines „Panzerbären“, der noch im Frühjahr 1945 bei den Kämpfen um Berlin an den Endsieg glauben wollte, liefern sich die Zeitungen, Fernsehsender und Onlineportale letzte Gefechte gegen den imaginierten AfD-Politiker oder „rechten“ CDU-Wähler, der solche Aussagen für seine Agenda „instrumentalisieren“ könnte, indes weite Teile der europäischen Hauptstädte an einen ganz anderen Gegner gefallen sind, der weitaus mehr Einfluss und Substanz mit sich bringt als die in den täglichen Warnungen vorkommenden Rechtsextremisten, die morgen schon das Vierte Reich aufgebaut haben.

Dass die bürgerkriegsähnlichen Zustände in mehreren Zentren des Benelux-Gebietes stattfanden, der Schwerpunkt allerdings auf der belgischen Stadt Brüssel lag, verwundert dabei nicht. Dieselbe Stadt, die als gefühlte Hauptstadt der EU dient und damit höchsten symbolischen Wert hat, lebt genau jenen Kontrast zwischen real-existierender zivilisatorischer Herausforderung und politisch wie medial betriebener zivilisatorischer Selbstzerstörung. Während man in der einen Straße die nächste Gesetzgebung für Gender und gegen Christentum, für mehr Migration und gegen Familie, für mehr staatliche Kontrolle nach innen und weniger Schutz nach außen abstimmt – packen in der nächsten Straße die letzten autochthonen Belgier ihre Sachen. Stattdessen übernimmt die Scharia.

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Die Menetekel standen in den letzten Jahren deutlich an der Wand. Auch die Manifestation des kompletten Kontrollverlustes in Brüssel wird daran nichts ändern. Spätestens seit den Ausschreitungen in den Pariser Banlieues standen die alten europäischen Nationalstaaten vor dem Scheideweg: gegenlenken oder ignorieren (und damit: akzeptieren). Die Entscheidung ist klar. Es folgte eine Selbstvernebelungsstrategie, in der ein Einwanderer, der sein Einwanderungsland hasste, immer noch bereichernder war als ein provinzieller Patriot. Noch mehr: Nicht der Verächter der europäischen Kultur, sondern der provinzielle Staatsbürger mit Bezug zur eigenen Heimat wurde zum Problem aufgebauscht. Wer die Regenbogenharmonie störte, wurde – und wird – gecancelt.

Politik, Medien und Kulturbetrieb betrieben Appeasement, fütterten das Krokodil und erklärten den Islam zum Teil der nationalstaatlichen Geschichte. Man glaubte wohl, dass auch die Kriminalität und der Widerstand gegen die Integration in den Problemvierteln damit erledigt sei. Für diejenigen, die glauben, dass mit Sprachmagie aus einer Frau ein Mann und ein Mann eine Frau gezaubert werden könne, ist es auch möglich, dass durch benevolente Worte ein Migrant mit komplett widersprechender Werteinstellung ein Musterdemokrat wird, solange man es nur häufig genug behauptet. Nicht nur für Klima-Extremisten gilt, dass man glaubt, dass diese schon aufhören, wenn man sich ihnen genügend anbiedert. Bis die brutale Realität dann eines Tages an die Türe klopft.

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