Das ZDF berichtet am 26. Februar, dass Gewalt an Schulen eskaliert und Lehrer Hilferufe senden. TE war schneller. Am 10. Februar 2024, aber nicht nur da, berichteten wir über Gewalt, Vandalismus und Bedrohungen an Schulen, hier der Integrierten Gesamtschule (IGS) Stöcken in Hannover. Fast täglich müssen Schüler dort vom Unterricht ausgeschlossen werden, manchmal bis zu fünf an einem Tag, heißt es in einem Brief des Lehrerkollegiums an die Schulbehörde. „Es gab mehrere Reizgasangriffe, und wir bekommen häufiger die Meldung, dass Jugendliche Messer mit in die Schule bringen“, erzählt Lehrerin Imke Ebbing. Das Schulpersonal habe keine Kraftreserven mehr.
Nun hat das ZDF die „Sache“ aufgegriffen und um die Erfahrungen einer anderen Integrierten Gesamtschule in Hannover ergänzt. Das ZDF schreibt: „Beleidigungen, Prügeleien, sexualisierte Gewalt – immer öfter enden Konflikte an Schulen in Schlägereien. Lehrkräfte und Schulleitungen verzweifeln.“
Über das Beispiel der IGS in Stöcken hinaus geht das ZDF auf die IGS Büssingweg in Hannover ein und berichtet von dort: Ein Streit habe mit dem Ritual der ‚Geburtstagsschläge‘ begonnen. Ein Schüler bekommt dabei ‚aus Spaß‘ von seinen Mitschülern so viele Schläge, wie er alt geworden ist. An einem Vormittag sei dann allerdings eine Massenschlägerei daraus geworden, bei der ein Junge eine schwere Gehirnerschütterung erlitten habe, berichtet Schulleiterin Isabell Lenius.
Zunehmend zum Problem wird offenbar auch die Aggressivität mancher Eltern, die die Konflikte ihrer Kinder auf dem Schulhof selbst regeln wollen. „Das sind nicht nur freundliche Eltern, die sind auch sehr aufgebracht, da sieht man sich teilweise in einer bedrohlichen Situation wieder und muss gut deeskalieren können“, berichtet Isabell Lenius von der IGS Büssingweg. Mehr als 100 Klassenkonferenzen gab es an ihrer Schule alleine im 1. Halbjahr. Also de facto an jedem Schultag mindestens eine.
Dabei kümmern sich etwa an der IGS Stöcken bereits zwei Sozialarbeiterinnen um die Probleme der knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler. Doch der Bedarf ist derart gestiegen, dass das längst nicht mehr ausreicht. Die Jugendlichen kommen aus mehr als 40 Nationen, viele stammen aus bildungsfernen oder armen Familien, manche sind als Flüchtlinge hier angekommen.
Beide genannten Integrierten Gesamtschulen in Hannover sind Brennpunktschulen; beide haben sich jüngst mit einem Brandbrief an die Stadt Hannover und das Land Niedersachsen gewandt. „Wir können nicht mehr“, erklärt die Schulleiterin der IGS Stöcken Anja Backhaus.
Hintergründe werden beschwiegen oder gar schöngeredet
Über die Hintergründe und Ursachen schweigt man sich lieber aus. Im Gegenteil: Man scheint sich darin zu sonnen. Kaum anders ist die vom ZDF zitierte Äußerung der Schulleiterin der IGS Stücken zu verstehen: „… möchten eine bunte Schülerschaft, wir möchten Chancengleichheit, und wir erreichen sehr viel bei unseren Kindern. Aber wir haben so viele Aufgaben, so viele Konflikte, so viele Bereiche abzudecken, dass sich eine ganz große Erschöpfung breit gemacht hat.“
Dennoch bleibt es bei hehren Zielen und Ersatzhandlungen: An der IGS Stöcken versucht man in den Jahrgängen 5 und 6, mit Sozialtrainings und Gewaltpräventionsprojekten vorzubeugen. Die Schulen wünschen sich zudem Unterstützung bei der Pausenaufsicht. Ein von der Stadt Hannover kurzzeitig eingesetzter Sicherheitsdienst wurde allerdings nach wenigen Wochen wieder eingestellt. Hannovers „grüner“ Oberbürgermeister Belit Onay hält auf Dauer ein externes Ordnungsteam für den falschen Weg, er will „keine amerikanischen Verhältnisse“. Indes: Er hat sie längst! Es fehlen nur noch die Metalldetektoren an den Eingangstüren.
Was sonst notwendig ist
Die Hoffnung der beiden Gesamtschulen ruht jetzt auf einem Sozialindex, mit dem das niedersächsische Kultusministerium Brennpunktschulen besser ausstatten will. Er soll mehr Personal bringen und die Möglichkeit, zusätzlich Geld aus dem Startchancen-Programm des Bundes zu „generieren“. Eine Milliarde Euro stehen deutschlandweit 4.000 Schulen (von insgesamt 40.000) in schwierigen sozialen Lagen jährlich zu Verfügung. Mit kleineren Klassen, Dolmetschern, mehr Personal und mehr Geld für Präventionsprojekte soll alles besser werden. Pro Schule wären das pro Jahr rund 250.000 Euro. Das ist nicht viel, das ist bereits mit drei zusätzlichen Lehrern oder Sozialarbeitern aufgebraucht.
Nein, das reicht nicht. Der Zuzug von Analphabetismus und Gewaltattitüde in unsere Schulen muss gestoppt werden. Und Schulen sowie Jugendämter müssen endlich eine Handhabe bekommen, mit Sanktionen gegen Bildungsverweigerer und Gewalttäter vorzugehen. Eltern, die nicht mitarbeiten, sollten Transferleistungen gekürzt bekommen. Das ist in vielen Fällen die einzige Sprache, die sie verstehen.
Zudem müssen Schüler mit Migrationshintergrund intensiver auf die deutsche Sprache verpflichtet werden. Notfalls durch entsprechende Pflichtkurse. Denn wenn die deutsche Sprache im Unterricht und auf dem Pausenhof ausfällt, fällt Bildung aus (siehe die jüngsten Pisa-Ergebnisse!) und regiert noch leichter die Faust.