Mittlerweile sagt auch der Chef des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, was sämtliche Spatzen von allen Dächern pfeifen: „Wir können flächendeckende Stromausfälle nicht ausschließen.“ Vor allem, wenn die in diesem Jahr verkauften 650.000 Heizlüfter gleichzeitig ans Netz gehen, gebe es dafür nicht mehr genügend Strom, meint er. Jeder Bürger müsste sich vor Augen führen, was passiert, wenn kein Strom fließt, sagt er tatsächlich.
Ein auf preisgünstige und verfügbare Energie angewiesenes Industrieland redet über Vorbereitung auf einen Blackout wie über die Ausgestaltung der nächsten Ferien. Eine vollkommen durchgedrehte Regierung kümmert nicht eine sichere Energieversorgung, sondern sie provoziert Mangel, Not und Abwürgen der Energieproduktion. Das hat Auswirkungen, die man spätestens merkt, wenn das Rolltor der Garage nicht mehr aufgeht, weil kein Strom mehr da ist, und man nicht mehr wegfahren kann.
Jetzt sind Wärmepumpen angesagt. Das sind umgekehrte elektrische Kühlschränke, die ein bisschen Wärme aus der Erde, dem Grundwasser oder sogar der Luft heraussaugen. Dafür müssen sich ebenfalls Motoren, Pumpen und Gebläse bewegen, häufig so laut, dass es für ausgedehnte Nachbarschaftsstreits reicht. Sie werden angetrieben – durch elektrischen Strom. Ohne Strom versagt die Umwälzung und das wärmepumpenbeheizte Haus bleibt kalt.
Die Energiedifferenz ist vor allem im Winter ziemlich dünn oder nicht mehr vorhanden. Deshalb muss elektrisch durch eine Art Tauchsieder zugeheizt werden. Doch auch hier: Wieder mal ohne Strom nix los, das Haus bleibt weiterhin kalt.
Hübsch wird es bei Stromausfall auch im sogenannten Null-Energiehaus zugehen. Dieser Energiestandard für Gebäude soll nach den Vorstellungen des Industrieausschusses des EU-Parlaments zumindest für alle öffentlichen Gebäude gelten. Idee: Das Haus, in das außer beim Bau keine Energie mehr hineingesteckt werden muss. Dazu ist das Gebäude wie eine Thermoskanne so rundum abgeschirmt, dass keine Energie mehr verloren gehen soll. Luftaustausch durch Wände und undichte Fenster soll es nicht mehr geben. So jedenfalls der ideologische Ansatz, bei dem Fenster – außer denen in südliche Richtungen – auf Schießschartengröße verkleinert werden, die sich auch kaum noch öffnen lassen.
Denn Fenster öffnen, frische Luft hineinlassen – wie schrecklich, geht doch dabei Wärme verloren. Luft wird stattdessen durch dünne Rohre und Filteranlagen geführt, frische Luft atmet man gewissermaßen durch Strohhalme. Die sogenannte „Luftwechselrate“ ist fest definiert, „Lüftungswärmeverluste“ sollen verschwinden. Jedes Fünkchen Wärme aus Waschmaschine, Geschirrspüler und sonstigen Ablüftern soll über Wärmetauscher an die hereinkommende Luft abgegeben werden. Kontrollierte Wohnraumlüftung nennt man das im Gegensatz zur old fashioned „freien Wohnraumlüftung“, bei der noch Fenster geöffnet werden können. Doch irgendwas läuft schief, wenn an warmen Darmwinden die Welt genesen soll.
Das funktioniert nur mit einem ausgeklügelten System an Ventilatoren, Filtern und Mess- und Steuerungstechnik. Dies bedeutet auch: keine Ventilatoren ohne Strom, keine Lüftungstechnik, keine Frischluft mehr von außen. Fenster öffnen geht meist auch nicht mehr. Innen sammelt sich verbrauchte Luft. Blackout – oder der Tod in der Thermoskanne.
Vielleicht können Noch-nicht-solange-hier-Lebende Beratungsstellen aufmachen, wie man mit Stromausfall am besten umgeht, wie es ganz ohne Strom geht. Damit kennt man sich in vielen Ländern aus. Energiewende heißt, von der Dritten Welt lernen. Der Rat muss ja nicht gleich sein, die Dielenbretter zu verfeuern.