Die Berliner Spitzenkandidatin Bettina Jarasch hat uns ein Geheimnis verraten, oder sogar zwei: Erstens, die grüne Indianerhäuptling*in ist ganz frisch von Kreuzberg nach Charlottenburg oder Wilmersdorf umgezogen. Zwei pubertierende Jungmänner verlangten ihren Platz. Zweitens: Bevorzugen Sie Neubauwohnungen! »Zumindest solange der Mietendeckel noch galt«, verrät uns Jarasch im Tagesspiegel-Gespräch mit Ann-Kathrin Hipp, war das die einzige Chance, um überhaupt an eine Berliner Wohnung zu kommen. Die grüne Spitzenkandidatin als Opfer rot-rot-grüner Gesetzgebung und des grünsten Milieuschutzes. Sollte sie davon nicht einmal dem Berliner Bausenator erzählen?
Mit welchen Mitteln, welchen ›Grenzgängen‹ Florian Schmidt hier etwas bewegt hätte und in welche Richtung, diese Fragen werden immer interessanter und drängender. Der Verdacht, den man seit Schmidts Trickserei mit landesverbürgten Vorkaufsmillionen sowie direkten Landeszuschüssen zu seinen Vorkäufen zugunsten der Diese eG haben konnte, hat sich nun von Neuem bestätigt: Der grüne Stadtrat ist bei der Ausübung des Vorkaufsrechts bereit, das Recht zu drücken und zu biegen, bis es bricht. In seinen Tweets geht es viel um Betrug und den rollenden Rubel – das aber immer nur bei den anderen.
Der Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt, der sich leidenschaftlich für genossenschaftlichen Wohnraum einsetzt, und die von ihm gegründete Mietergenossenschaft Diese eG sind wieder einmal in die Schlagzeilen geraten. Aber die Wähler der Berliner Grünen interessiert das wohl wenig. Vor allem nicht, solange Bezirke wie der neureiche Prenzlauer Berg noch halbwegs lukrativ unterhalten werden können und in Friedenau oder im betuchten Zehlendorf die »Refugees welcome«-Plakate an den Altbaubalkons hängen dürfen. Störe meine Kreise nicht, ist das Motto des gemeinen Grünen-Fans.
Beim unbebauten Tempelhofer Feld fiel Jarasch der neue Wahlspruch der Hauptstadt-Grünen ein: »Das sollte man einfach mal so lassen, wie es ist. Viele Menschen kommen nach Berlin, weil’s hier einmalige Orte gibt.« Stimmt, Erhaltungszustand und Schönheit sind da wohl allenfalls zweitrangig. Aber diese scheinbare Gemütlichkeit und Wurschtigkeit täuscht durchaus, denn hinter ihrer milieuschützerischen Fassade planen die Grünen, sind sie erst an der Macht, einen radikalen Umbau (oder doch eher Rückbau?) der Gesellschaft. Das verhehlt auch die Oberindianerin Jarasch nicht. Ihr Wahlslogan lautet: »Wie gelingt radikal-vernünftiger Klimaschutz?«