Berlin ist immer eine Geschichte wert – in der Metropole sind große gesellschaftliche Fortschritte zu verzeichnen. Wurden noch vor einiger Zeit für die Polizei 1.139 alte und ausgemusterte Dienstpistolen, das Stück 1 Euro, aus Schleswig-Holstein geordert, so wurde inzwischen einmal richtig eingekauft. Ab Juli 2018, so ein Bericht, gibt es für die Bediensteten die neue Pistole SFP 9 von Heckler & Koch. Leider sollen dafür keine geeigneten Holster vorhanden sein, berichtet die Berliner Zeitung. Der Journalist fragt sich, ob sich Polizeibeamte die Waffentasche häkeln sollen? Warum eigentlich nicht. Eine Ausstechform für Plätzchen hatte es ja als Weihnachtsgeschenk vom Polizeipräsidenten und seiner Stellvertreterin schon gegeben. Hätte man auch noch Häkelutensilien beilegen können.
Glaubt man zumindest von sich selbst. Wäre ja auch das Neueste, wenn es für bestimmte Ämter nach fachlicher Eignung ginge. Egal, die angebliche Freude in der Berliner Polizei über ihren Abgang, soll durchaus nicht klein sein.
Seit einigen Jahren plagt sich Berlin mit einem Schießstand-Skandal herum. Durch defekte bzw. mangelhafte Lüftungsanlagen waren die Schützen und Einsatztrainer giftigem Pulverdampf ausgeliefert. „Viele der Beamten sind erkrankt, haben Gift (Blei, Arsen und Antimon) im Blut, leiden unter Atem- und Lungenbeschwerden.
Jahrelange sexuelle Missbräuche an einem schutzbefohlenen Kind, mit einem sich anschließenden Strafverfahren konnten nicht verhindern, dass der Täter im Hort einer Grundschule tätig war. Dort konnte der Pädophile noch drei weitere Jahre andere Kinder betreuen. Erst als das Amtsgericht Tiergarten den Mann zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilte, erfuhr der Arbeitgeber von dessen Straftaten. Eine weitere Panne im Behördendschungel.
Die Höhe dürfte eher im Promillebereich gelegen haben. Geld muss dafür genügend vorhanden sein. Jedenfalls scheinen die diesbezüglichen Mittel reichhaltiger zu sprießen, als für die materielle und personelle Sicherheitsausstattung seiner Justizvollzugsanstalten. Immer wieder waren von dort entwichene Häftlinge zu beklagen. Neben der Flucht durch Lüftungsschächte und Zäune sei es auch üblich, dass Drogen über den Zaun geworfen und Handys in die JVA geschmuggelt werden. Eine JVA-Angestellte bringt die Handys für Rocker gleich selbst in den Knast.
Stichwort Berliner Staatsschutzabteilung. Jetzt kommt etwas Licht ins Dunkel, ein kleines Streichholz wurde angezündet. Der Terrorattentäter Anis Amri war in Berlin nur noch telefonisch überwacht worden, lediglich am Tag – und am Wochenende gar nicht. 2016 hatte man bereits eine Observation eingestellt. Das Ergebnis ist bekannt. Nun heißt es: „Rette sich wer kann!“ Die Chefin des Berliner Staatsschutzes schiebt am 26.01.2018 vor dem Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses die personelle Verantwortung auf den Leiter des Berliner LKAs. Immerhin räumt sie ein, zum Fall Amri ein „falsche Entscheidung“ getroffen zu haben, da man dessen Gefährlichkeit als „nicht besonders hoch“ eingeschätzt habe.
Wurde der Gefährder, Passfälscher und Drogendealer mit den 14 Identitäten gehandelt wie ein Taschendieb? Das sieht der Leiter des Staatsschutzes aus NRW völlig anders, dem „ist keine Person erinnerlich, die er derart kritisch gesehen hätte.“
Der Erfolg hat immer viele Väter, der Misserfolg keinen, es sei denn, man findet noch jemanden, der sich nicht wehren kann. Ähnlich den Vorkommnissen auf der Kölner Domplatte zu Silvester. Dort wollte man einem kleinen Dienstgruppenleiter alle Schuld in die Schuhe schieben.
Egal, 60 Milliarden Euro Schulden in einer Stadt, in der wir gerne leben. So könnten das die 25 Staatssekretäre empfinden. Bei den Verbindlichkeiten ist Berlin Spitze, bei der Anzahl der Staatssekretäre einsamer Spitzenreiter.