Tichys Einblick
Grüne plötzlich kleinlaut

Baerbocks Rolle rückwärts

Wer mit dem Kopf durch die Wand will, dem brummt bald der Schädel: Annalena Baerbock stößt mit ihrer „feministischen Außenpolitik“ immer öfter an Grenzen. Auf dem Afrika-Klimagipfel versucht sie es zur Abwechslung nun mal bescheiden.

Ngozi Okonjo-Iweala, Generaldirektorin der Welthandelsorganisation, und Annalena Baerbock im Rahmen der Eröffnung der Konferenz der Leiterinnen und Leiter der deutschen Auslandsvertretungen

IMAGO/photothek

So ein Gipfel ist für einen Politiker eine coole Sache. Man fliegt irgendwo hin (also, wenn das Flugzeug funktioniert) – im Idealfall in ein Land, das man noch nicht kannte. Man trifft Kollegen – im Idealfall auch solche, die man noch nicht kannte und mit denen man die privaten Telefonnummern austauschen kann (das erleichtert die Jobsuche nach der Politkarriere). Und man kann dynamische Fotos machen lassen, auf denen man wichtig aussieht, das hilft zuhause auch immer.

Wenn ein Politiker einen Gipfel auslässt, dann nicht ohne guten Grund. Und manchmal ist der Grund wenig schmeichelhaft.

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Der Kampf gegen den Klimawandel ist bekanntlich ein zentrales Anliegen des grünen Teils der deutschen Bundesregierung. Deutschlands Chefdiplomatin Annalena Baerbock hat bisher keine Gelegenheit ausgelassen, diese grüne Kern-Agenda in die Welt zu tragen.

Der Afrika-Klimagipfel ist dafür ein geradezu idealer Ort. Doch zur allgemeinen Verwunderung lässt sich die Außenministerin auf dem hochkarätig besetzten Treffen in Nairobi gerade von ihrer Staatssekretärin vertreten. Und nicht nur das: Deutschland verzichtet komplett auf eigene Vorschläge. „Wir starten bewusst keine neuen deutschen Initiativen bei diesem Gipfel, sondern konzentrieren uns auf die tatkräftige Unterstützung afrikanischer Initiativen“, heißt es aus der deutschen Delegation.

Das klingt nett, ist aber nur die halbe Wahrheit. Höchstens.

Tatsächlich nimmt Baerbock sich selbst zurück und vollführt eine kleine Kehrtwende, weil ihr bisheriger Ansatz immer öfter an Grenzen stößt. Im Koalitionsvertrag hatten die Grünen festschreiben lassen, dass die deutsche Außenpolitik nicht mehr nur vom nationalen Interesse geleitet sein solle; vielmehr sollten nun vor allem auch Werte im Mittelpunkt stehen: Demokratie, Geschlechtergerechtigkeit und ganz besonders der Klimaschutz.

Allerdings musste Baerbock bei ihren bisherigen Reisen feststellen, dass die Begeisterung dafür außerhalb der Bundesrepublik deutlich geringer ausfällt, als das grün-linke Milieu hierzulande sich das wohl vorgestellt hatte. Zuletzt in Südafrika – wie zuvor auch schon anderswo – wurde der Außenministerin recht unmissverständlich klar gemacht, dass man Deutschland derzeit irgendwo zwischen bevormundend und unverschämt ansiedelt.

So nicht, war die Botschaft.

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Dass Baerbock es mit ihrem allzu selbstbewussten Auftreten übertrieben hat, zeigte sich jetzt auch auf der Botschafterkonferenz des Auswärtigen Amtes, die gerade in Berlin läuft – in einer für erfahrene Mitarbeiter durchaus schmerzhaften Direktheit.

Dort hielt die Generaldirektorin der Welthandelsorganisation WTO, Ngozi Okonjo-Iweala, einen Gastvortrag. Die nigerianische Spitzendiplomatin illustrierte die unterschiedlichen außenpolitischen Konzepte von Deutschland und China, indem sie einen afrikanischen Kollegen zitierte:

„Sprechen wir mit China, bekommen wir einen Flughafen. Sprechen wir mit Deutschland, bekommen wir einen Vortrag.“

Deutlicher hätte die Kritik an deutscher Besserwisserei nicht ausfallen können.

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