Tichys Einblick
Frühsexualisierung wie anno 1968?

AWO-Kita mit eigenem Raum für „Körpererkundung“

Wer meint, die AWO (Arbeiterwohlfahrt) sei nach den Skandalen um die AWO Frankfurt/Main und weitere Niederlassungen endlich aus den negativen Schlagzeilen herausgekommen, hat sich gewaltig getäuscht.

IMAGO / biky

Wir hatten hier auf TE als erste und dann kontinuierlich von der Vetternwirtschaft des mittlerweile durch Volksentscheid aus dem Amt entfernten vormaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD) und seiner Gattin Zübdeye F. berichtet. Es war um verschwundene AWO-Millionen und um eine Kita-Blitzkarriere der OB-Gattin gegangen.

Nun zeigt eine andere AWO-Kita eine andere skandalträchtige Seite. Die AWO der Region Hannover plante in mindestens einer ihrer Kitas einen eigenen „Körper-Erkundungsraum“. Zehn Regeln wurden dafür von den Kita-Verantwortlichen aufgestellt. Zum Beispiel, wie die Kinder sich selbst und andere Kinder „streicheln und untersuchen“ können. Denn die Kinder hätten ein Interesse am Erkunden des eigenen Körpers oder auch von anderen Kindern, heißt es. Diese Neugier habe sich bislang nur in Waschräumen und im Gebüsch ausleben können. Der „Körper-Erkundungsraum“ samt „Sofa mit Decken und Kissen, einer überdachten und gepolsterten Spielhöhle sowie Bodenmatten“ sei nun – vor Blicken von „Fremden“ geschützt – der richtige Ort für dergleichen. „Bild“, „Spiegel“ und „Focus“ berichteten mittlerweile darüber.

Zehn Regeln wurden für die Spielchen aufgestellt und den Eltern mitgeteilt. Diese Regeln haben es in einigen Punkten in sich. Nacktheit sei übrigens nur erlaubt, wenn pädagogische Fachkräfte da seien, um die Einhaltung der Regeln zu gewährleisten. Andernfalls könne es zu „Spieleinschränkungen“ kommen. Wie beruhigend!

Die 10 Regeln gingen per E-Post an die Eltern. Nicht wenige reagierten fassungslos, wie „Bild“ berichtet. „Das ist mit Abstand das Widerlichste, was ich je gelesen habe“, schreibt ein Elternteil in der Chatgruppe. Ein anderer Elternteil bietet an, den Betreuungsvertrag der Tochter zu verschenken. Vater Bernhard C. (43) sagt zu „Bild“: „Ich finde das ganz schlimm. Meine Tochter ist fünf Jahre alt. Ich möchte nicht, dass sie von Jungs begrapscht wird.“ Ein anderer Vater meint: „Ich bin erschüttert. Uns wurde gesagt, dass das vom Kultusministerium so bestimmt worden sei.“

Die Angelegenheit ist mittlerweile beim niedersächsischen Kultusministerium anhängig. Von dort wurde das Landesjugendamt als Aufsichtsbehörde mobilisiert. Von ministerieller Seite hieß es, „dass das pädagogische Konzept der Körpererkundungsräume in den AWO-Kitas so keinen Bestand haben kann und hierdurch das Kindeswohl in Gefahr ist.“ Das Kultusministerium teilte zugleich mit: „Das Landesjugendamt hat für den weiteren Betrieb der Einrichtung die Auflage gemacht, dass das pädagogische Konzept der AWO-Kitas in Hannover sowie das Kinderschutzkonzept mit externer Beratung sofort überarbeitet werden muss.“ Offenbar hat man sich im niedersächsischen Kultusministerium daran erinnert, dass das „Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Erziehung“ vor geraumer Zeit eine ausgesprochen kritische Betrachtung der „Antiautoritären Sexualerziehung“ aufgelegt hatte.

Die AWO der Region Hannover indes versucht, die Eltern zu beruhigen, und verweist in einem Schreiben an die Eltern aller AWO-Kitas auf die Verpflichtung des Landes Niedersachsen, bis zum 31. Juli ein „Kinderschutzkonzept“ vorzulegen. Zugleich nimmt die AWO das Konzept des „Körper-Erkundungsraums“ in Schutz: „Die Phase, in der sich Kinder für ihre und die Körper anderer Kinder interessieren, stellt nur einen kleinen Ausschnitt des Kinderschutzkonzeptes dar“, schreibt die AWO-Fachbereichsleitung. Ansonsten eiert die AWO-Bezirksleitung herum. So heißt es: „Die Erkundung des eigenen Körpers ist ein Bestandteil kindlicher Entwicklung, bei der sie auch lernen, eigene Grenzen zu erkennen, sie deutlich zu äußern, Scham zu entwickeln … Kinder spielen dazu auch Rollenspiele in ihren Gruppenräumen. Darin sehen wir keine Kindeswohlgefährdung.“ Extra dafür ausgewiesene Räume seien nicht vorgesehen und auch von keiner Seite gefordert. Und dann noch eine Mini-Distanzierung: „Der Ihnen vorliegende Elternbrief wurde von dem Leiter der Kita aus einem internen Entwurfspapier entwickelt, ohne Abstimmung mit seiner Dienst- und Fachaufsicht herausgegeben und stellt nicht die Trägermeinung dar“, erklärt Dirk von der Osten, Vorstandsvorsitzender der AWO Region Hannover.

Nach den Berichten in der Presse und einem öffentlichen Protest hat das Landesjugendamt Niedersachsen die Pläne der Kita nun gestoppt – vorläufig, zumindest.

Da kann man noch so schlaue „Kinderschutzkonzepte“ vorlegen, im Endeffekt wird mit „Körpererkundungen“ (Gruppen-)Druck auf alle Kinder ausgeübt, gerade auch auf solche, bei denen das Schamgefühl – etwa aufgrund elterlicher, religiöser oder kultureller Prägung – besonders ausgeprägt ist.

Insgesamt erinnert dieser neue AWO-Kita-Skandal an die schräge „Kinderladen“-Pädagogik der 68er und der frühen „Grünen“ mit ihrem Bekenntnis zur „Sexuellen Revolution“. Das „Entdecken der Sexualität“ konnte dort nicht früh genug beginnen. „Die Sexualität eines Kindes ist etwas Fantastisches.“ Solche Sätze stammen von der deutsch-französischen „Grünen“-Ikone Daniel Cohn-Bendit (*1945). „Dany le Rouge“ hat seine Erfahrungen als Erzieher in einem Frankfurter Kinderladen von 1972 bis 1974 mit dem Buch „Le Grand Bazar/Der große Basar“ (1975) ausgebreitet. Er geriet damals geradezu ins Schwärmen ob seiner Erfahrungen in einem Frankfurter Kinderladen, wo er gearbeitet hatte. Viele Jahre später hat er sich davon bemüht distanziert. Den „Theodor-Heuß-Preis“ für bürgerschaftliche Initiative und Zivilcourage (sic!) hat er trotzdem bekommen.


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