Tichys Einblick
designierte „Antidiskriminierungsbeauftragte“

Autorin, Aktivistin, Spalterin: Wer ist Ferda Ataman? – Ein Portrait

Der Soziologe Ahmad Mansour attestiert ihr „Intoleranz unterm Deckmantel der Antidiskriminierung“, für den Journalisten Jan Karon ist sie „eine der prominentesten linksidentitären Spalterinnen“ des Landes, der Integrationsforscher Ruud Koopmans nennt sie eine „Hasspredigerin“: Ferda Ataman ist hochumstritten.

IMAGO / Metodi Popow

Ferda Ataman soll neue Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes werden. Die Stelle an der Spitze der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist seit vier Jahren vakant – nach dem Willen des Bundeskabinetts soll die bekannte Publizistin und Aktivistin nun den Job übernehmen. Das löst bei vielen Entsetzen aus, bis weit in die politische Mitte hinein. Union und Teile der FDP zeigen sich schockiert über die Wahl Atamans für den Posten – und nicht nur sie. Denn die Aktivistin ist hochumstritten – und dazu hat sie selbst am allermeisten beigetragen.

Ataman wurde 1979 in Stuttgart geboren. Sie ist das Kind türkischer Einwanderer und wuchs in Nürnberg auf. Dann zog es sie nach Berlin, wo sie bis heute lebt. Dort absolvierte sie eine Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule und war danach unter anderem für „Spiegel Online“ und den „Tagesspiegel“ tätig. Sie ist vor allem für ihr Wirken als ein Kopf der „neuen deutschen Medienmacher“ bekannt. Die Organisation setzt sich nach eigener Aussage für „Vielfalt“ in den Medien ein – und meint damit vor allem Vielfalt von Hautfarben und Ethnien, aber nicht Meinungs- und Medienvielfalt. „Vielmehr wird an vielen Stellen versucht, die Medienvielfalt einzuschränken, sobald es um Positionen geht, die keine politisch linke Einstellung vermuten lassen“, analysierte die „NZZ“.

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Beispielsweise heißt es in einem Beitrag der langjährigen Vorsitzenden der „Neuen Deutschen Medienmacher“, Sheila Mysorekar, dass Liberale „Faschismus-Apologeten“ seien. Die „Neuen Deutschen Medienmacher (NDM)“ sind überzeugt, dass die deutsche Gesellschaft ein tiefgehendes, strukturelles Rassismusproblem habe. Nicht zuletzt deshalb finden sie Rassismus auch überall – ob er nun da ist oder nicht. Zeitgleich macht der Verein mit Aktionen wie der „Goldenen Kartoffel“ auf sich aufmerksam. Seit 2018 verleiht er diesen Negativpreis „für besonders unterirdische Berichterstattung“.

„Unterirdische Berichterstattung“ ist für die „NDM“ beispielsweise, wenn „Spiegel TV“ sich mit dem Thema Clan-Kriminalität beschäftigt. Migration problematisieren? Das geht gar nicht. Der Begriff „Kartoffel“ ist ein herabwürdigender Slang-Begriff für Deutsche ohne Migrationshintergrund – für Ferda Ataman jedoch überhaupt kein Problem. Deutsche, die nicht so ethnostereotypisch stigmatisiert werden wollen, scheuten nur davor zurück, die „eigenen Privilegien“ anzuerkennen, urteilte Ataman 2020 in einer ihrer „Spiegel“-Kolumnen. Mit den „Kartoffeln“ hat Ataman ohnehin ein großes Problem, über dessen Lösung sie sich wohl freuen würde. So triumphierte sie auf Twitter einst, dass es „nur noch 60 Millionen Blutsdeutsche!“ gäbe – total entgrenzte Rassenrhetorik.

Atamans Geschäftsmodell ist das Schüren von Ressentiments: nur eben nicht das weiße, deutsche Bier-am-Stammtisch-Ressentiment, sondern das neue, woke, anti-weiße Ressentiment gegen die Mehrheitsgesellschaft. Ihr gesamtes Weltbild ist zutiefst und auf absurdeste Weise rassifiziert – Hautfarbe ist überall und muss als relevantes Kriterium in jede Beurteilung, jede Handlung einfließen. In ihrer Welt sind Migranten – also die „nichtweißen“ – immer Opfer, die deutsche Mehrheitsgesellschaft hingegen eine strukturell böse Ansammlung von Tätern. Diese Spaltung muss geschürt werden – egal ob faktisch fundiert oder nicht.

Umstrittene Aktivistin
Ferda Ataman soll Beauftragte für Antidiskriminierung der Bundesregierung werden
So äußerte Ataman sich im Jahr 2020 mit einem unsäglichen und haltlosen Vorwurf in Richtung der Krankenhäuser in Deutschland: Sie habe „irgendwie eine Ahnung, welche Bevölkerungsgruppen in Krankenhäusern zuerst behandelt werden, wenn die Beatmungsgeräte knapp werden“. Der implizite Vorwurf ist klar: rassistische Triage auf deutschen Intensivstationen. Zurecht ergoss sich damals ein Sturm der Empörung über Ataman. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin wies Atamans Ausfälle als unbegründet zurück, selbst Grünen-Politiker bezeichneten die Vorwürfe als falsch. Sie selbst ruderte zurück, bedauerte einen „falschen Eindruck“ – sie habe nur Gefühle abbilden wollen. Damit mag sie Recht haben: Hass ist ja auch ein Gefühl.

In der ideologischen Welt von Ferda Ataman sind Juden „People of Color“ und nicht „weiß“ – weil „Weißsein“, wie „of color“-sein, eine gesellschaftliche Stellung wäre. So können auch Menschen mit Migrationshintergrund ihre „Migrantenkarte“ verlieren, wenn sie ideologisch ausscheren: Als eine FAZ-Journalistin mit Einwanderungsgeschichte Islamismus und Zwangsheiraten problematisierte, war sie für Ataman plötzlich nur noch „migrantisch gelesen“ – also keine echte „Person of Color“, keine gute Migrantin mehr, weil sie aus dem ideologischen Korsett ausbrach, welches Ataman so gerne anlegt. Menschen mit Migrationshintergrund, die sich gegen Islamismus engagieren, wie Seyran Ates oder Ahmad Mansour, werden von ihr in einem Ton verhöhnt, der an „Uncle Tom“- oder „Haustürken“-Vorwürfe erinnert: Bist du nicht in meinem ideologischen Lager, bist du kein „echter Migrant“. Auch das ist Rassismus: neuer „Woke“-Rassismus.

Wie Ferda Ataman Deutschland sieht, hat sie selbst lange und zur Genüge dokumentiert: Eine „deutsche Heimat“ gibt es für sie eigentlich nicht – wer davon im Kontext von Migration spreche, sei nahe an der nationalsozialistischen „Blut-und-Boden“-Ideologie, urteilte sie 2018 in einem Pamphlet für die „Amadeo-Antonio-Stiftung“. Eine gesetzliche Regelung, die für Einbürgerungen „Einordnung in deutsche Lebensverhältnisse“, ein Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung oder die Ermangelung einer Mitgliedschaft bei Terror-Organisationen voraussetzt, diskreditierte Ataman als ein System, welches „den alemannischen Pass zur Trophäe einer lupenreinen Ausländerkarriere“ erkläre. Deutschland ist ein Einwanderungsland – und mehr nicht. Sie will „de-heimatizen“, also Deutschland als Ursprungsort und Fixpunkt von deutscher Kultur und Lebensart dekonstruieren. Stattdessen, so schreibt sie im „Spiegel“, solle Deutschland die „Heimat der Erinnerungskultur, der Weltoffenheit und der Toleranz“ werden.

Spaltung, Diffamierung von Religionskritik, neuer Rassenhass: Kaum jemand hat diese Dinge in den vergangenen Jahren so salonfähig gemacht wie Ferda Ataman. Falls Sie sich beispielsweise wundern, warum die Frage, woher ein Mensch komme, mittlerweile eine „rassistische Mikroaggression“ ist: Dazu hat Ataman maßgeblich beigetragen. Sie schrieb sogar ein ganzes Buch, welches diese harmlose Frage stigmatisierte. Sie sei „eine Hasspredigerin, die sich wirklich für keine, sei sie noch so schäbige Unterstellung schämt“, urteilte Integrationsforscher Ruud Koopmanns über die Journalistin und nun vermutlich baldige „Antidiskriminierungsbeauftragte“. Vor diesem Hintergrund erscheint es zynisch, wenn Bundesfamilienministerin Lisa Paus behauptet, Ataman werde sich in ihrer neuen Rolle „authentisch und überzeugend gegen jegliche Form von Diskriminierung einsetzen“.

Die Kritik am Vorschlag Atamans für die Position reißt nicht ab. „Mit dieser Personalie als Antidiskriminierungbeauftragte zeigt die Bundesrepublik, was sie wirklich von den Bemühungen hält den Islam zu demokratisieren, vom täglichen Kampf für Menschenrechte, Mündigkeit und Meinungsfreiheit, nämlich nichts!“, rechnet der Soziologe Ahmad Mansour scharf mit der Personalie ab. Ferda Ataman werde „in Wahrheit eine Beauftragte für Cancel Culture und Spaltung der Gesellschaft sein“: „Diese Politik wird für noch mehr Diskriminierung sorgen, da sie Menschen nach Herkunft und Hautfarben unterteilt. Der Kritik an ‚alten weißen Männern‘ oder ‚Kartoffeln‘ ist Intoleranz unter dem Deckmantel der Anti-Diskriminierung.“ CSU-Politikerin Andrea Lindholz stellt fest: „Frau Ataman fiel bisher vor allem mit plumpen Provokationen und harter linker Ideologie auf.“ Es sei falsch, „die Mehrheitsgesellschaft zu beleidigen oder soziale Gruppen gegeneinander auszuspielen.“

Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus
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Doch genau das droht mit Ataman als neuer „Antidiskriminierungsbeauftragten“: Die weitere Verfestigung des neuen, hyper-rassifizierten und spalterischen Weltbildes der Woke-Ideologen in staatlichen Strukturen. So hatte Ataman in der Vergangenheit bereits „eine rassismuskritische Prüfung aller neuen und bestehenden Gesetze“ gefordert. Und „Rassismus“ ist für sie vor allem strukturell. Wenn es zwischen „People of Color“ und „Kartoffeln“ keine totale Gleichheit nach eigentlich schon marxistischen Maßstäben gibt, ist dieser „strukturelle Rassismus“ daran schuld, der bekämpft werden müsse. Werden junge, algerische Männer beispielsweise öfter von der Polizei kontrolliert als ihre deutschen Alters- und Geschlechtsgenossen, ist das beispielsweise „struktureller Rassismus“ – völlig egal, was die Kriminalstatistik sagt. Die Erfassung von Herkunft durch die Polizei ist wahrscheinlich an und für sich schon „struktureller Rassismus“. Alles Dinge, die die kommende „Antidiskriminierungsbeauftragte“ bald in Angriff nehmen und abschaffen könnte.

Abschließend bleibt nur festzustellen: Viele Personen wären für die Rolle eines „Antidiskriminierungsbeauftragten“ fehl am Platz gewesen. Mit Ferda Ataman hat die Bundesregierung sich jedoch für die wohl krasseste Fehlbesetzung entschieden. „Es ist ein Armutszeugnis, dass die Ampel identitätspolitische Ideologen in solche Ämter hievt“, urteilt der ARD-nahe Journalist Jan Karon. In kaum einer öffentlichen Persönlichkeit fließen Deutschland- und Deutschenhass, Bagatellisierung von Islamismus, linke Identitätspolitik und institutionalisiertes Opfergetue zu so einer toxischen Mischung zusammen wie bei Ferda Ataman. Jetzt wird sie ihr hetzerisches Gift wohl bald in hochoffizieller Position versprühen können.

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