Der „Kampf gegen rechts“ (25 Millionen Einträge bei Google) ist in letzter Zeit zum beherrschenden Politik-Event geworden: „Demos im ganzen Land“ meldete die wochen-taz (3. – 9.2.2024). Am Wochenende vom 2. bis 4. Februar waren es demnach deutschlandweit rund zweihundert, darunter eine in der oberbayerischen Gemeinde Gauting (22.000 Einwohner) im Landkreis Starnberg. Dabei gerieten zwei Handwerker in den Verdacht, AfD-ler zu sein. Mit Folgen.
Im Rahmen einer Informationskampagne hatte die AfD angekündigt, mit ihrem „Bürger-Mobil“ in den Landkreis Starnberg zu kommen, und zwar nach Gauting am 2. Februar um 10:30 Uhr. Daraufhin rief das Bündnis „Starnberger Dialog“ (Netzwerk für ein friedliches Zusammenleben) zu einer gleichzeitigen Anti-AfD-Demonstration auf; O-Ton: „Wir wollen solchen Leuten unsere Plätze nicht widerspruchslos überlassen. Wir zeigen denen die rote Karte, die von „Deportationen“ fantasieren und rassistisches, rückwärtsgewandtes, undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut verbreiten wollen“.
Das Bürger-Mobil, besetzt mit drei Frauen und einem gehbehinderten Mann, traf pünktlich in Gauting ein und wurde von – laut Polizeiangaben – 80 bis 120 Demonstranten mit einem Trillerpfeifenkonzert begrüßt und begleitet. Kommunikation war schon akustisch nicht mehr möglich. Das mussten auch zwei selbständige Handwerker erfahren, die im Blaumann aus einem Café traten und am AfD-Stand diskutieren wollten. Sie gingen dann vom Stand wieder weg, blieben aber in der Nähe und wurden, in ihrem Blaumann vor dem blauen AfD-Schirm stehend, von einigen Demonstranten für AfD-ler gehalten.
Nach der Anti-AfD-Demo stand bei den Handwerkern (einer ist CSU-Gemeinderat) das Telefon nicht mehr still: die Anrufer wollten wissen, ob die beiden jetzt „bei der AfD“ seien. „Das ist für beide eine unangenehme Situation“, kommentierte der Münchner Merkur, der am 7. Februar unter dem Titel „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ über den Vorfall berichtete; denn „angesichts der aktuellen Stimmung müssen sie damit rechnen, Kunden zu verlieren“.
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Laut einer aktuellen Umfrage stimmen 60 Prozent der Deutschen der Aussage zu: „Ich mache mir Sorgen, dass man wegen seiner Meinung bei bestimmten Themen ausgegrenzt wird“. Im Falle der beiden Handwerker genügte schon eine vermeintliche Meinung zur Ausgrenzung.
Der Starnberger Dialog tritt übrigens „für ein respektvolles Miteinander“ ein und „für Vielfalt und Toleranz“.