Tichys Einblick
Grüne Debatten nach EU-Wahl

Auf die harte Tour: Annalena Baerbock will Kanzlerin werden

Zehn Prozentpunkte Vorsprung bei der Bundestagswahl vergeigt. Bei der EU-Wahl das Ergebnis fast halbiert. Mit dieser Bilanz im Rücken will Annalena Baerbock es wissen und nochmal als Kanzlerkandidatin antreten.

picture alliance/dpa/Kimmo Penttinen | Kimmo Penttinen

Annalena Baerbock hat in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung angekündigt, dass sie wieder Kanzlerkandidatin werden will. Das ist die erste wahre 360-Grad-Wende der Geschichte: Nach der Niederlage bei der EU-Wahl haben die Grünen samt ihren befreundeten Journalisten sich in der Analyse so lange im Kreis gedreht, bis sie die Orientierung verloren haben und wieder genau dort stehen wie zuvor: abgehobener als Major Tom, selbstverliebter als ein 17-jähriges „Top Model“ und unrealistischer in Sachen eigener Sieges-Chancen als Al Bundy.

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Auf 11,9 Prozent bei der EU-Wahl gefallen. In der Woche danach in den Umfragen weiter abgestürzt. Die Jugend läuft den Grünen davon und flüchtet zu AfD und Union. Die Grünen reduzieren sich auf ihren Kern, permanent besserwissender und dauernörgelnder Oberlehrer, die persönlich keine Wirtschaftskrise zu fürchten haben. Auch nicht, wenn der grüne „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck zusieht, wie die einen Unternehmen rechtzeitig aufhören zu produzieren, bevor sie in die Insolvenz müssen – während die anderen tatsächlich in besagte Insolvenz gehen. Und die feministische Außenministerin sorgt derweil mit ihren sprachlichen Aussetzern für mehr Lacher als alle Comedy-Formate von ARD, ZDF und RTL zusammen. Nach dem Anschlag vom 7. Oktober war sie die Erste, die forderte, dass Israel auf die Forderungen der Kindermörder, Vergewaltiger und Leichenschänder eingehen soll. Die dafür kämpfte, dass Deutschland das „Hilfswerk“ UNRWA weiter mit Geld mästet, egal wie oft sich noch herausstellt, dass UNRWA in die Morde, Vergewaltigungen und Leichenschändungen verstrickt war.

Vor diesem Hintergrund will Annalena Baerbock 2025 Kanzlerkandidatin werden. 2021 war sie es schon. Damals ging sie mit einem Vorsprung von zehn Prozentpunkten gegen die SPD ins Rennen und scheiterte trotzdem – genau wie an dem Versuch, einen ordentlichen Lebenslauf zu formulieren. Jetzt steht die SPD nur noch bei 13,9 Prozent und die Grünen trotzdem noch dahinter. Zusammen kommen die links-woken Parteien nicht mal mehr auf 26 Prozent, träumen aber trotzdem vom Kanzleramt.

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Die Grünen sind entzaubert. ARD und ZDF haben sie nach oben berichtet. Taz und Süddeutsche Zeitung haben die Grünen derart verklärt, dass sie wie eine alternativlose Regierungspartei schienen. Doch nun sind sie es. Und mit jedem Tag, den die Grünen in Verantwortung sind, erkennen mehr Bürger, wie verantwortungslos die Grünen damit umgehen: Wie die Wirtschaft bröckelt und Deindustrialisierung Realität wird. Wie Transparenz und Bürgerrechte zunehmend zu Fremdworten werden. Wie die Vielfalt an Möglichkeiten zunimmt, auf einem Martkplatz aus dem Nichts niedergestochen zu werden. Oder auf einem Bahnhof. Einer Parkbank oder sogar im eigenen Hof. Wie die Grünen Geld für Klimaschutz versprechen und damit chinesische Betrüger bereichern. Oder vielleicht auch eigene Parteigänger, die an den Phantomprojekten verdient haben könnten.

ARD und ZDF haben die Grünen in der Opposition hochgesendet. Taz und Süddeutsche haben sie hochgeschrieben. Aber sie können in der Regierung die Realität nicht leugnen – nicht, dass sie es nicht versuchen würden. Egal, wie sehr sie Anschlagsgefahren verharmlosen möchten. Der Stacheldraht an Berliner Freibädern erzählt eine andere Geschichte. Von den Pollern und Polizeiheeren vor den Fanmeilen gar nicht erst zu reden.Der größte Verlierer der EU-Wahl ist die Berliner Blase. Diese Analyse hat TE bereits vergangenen Montag geliefert. Über jenen luftleeren Raum, der von Politikern und Journalisten bevölkert wird. Eine Woche danach hat diese Blase ihre Niederlage immer noch nicht verstanden. Stattdessen liefert sie weitere Gründe für weitere Niederlagen. Angesichts dieser ebenso selbstverliebten wie realitätsfernen Attitüde ist Annalena Baerbock tatsächlich die ideale Kanzlerkandidatin. Sie ist die Frontfrau all derer, die von der Welt nichts kennen als ihren eigenen Horizont, die aber meinen, der Welt erzählen zu müssen, wie sie zu sein hat – und die es letztlich nur auf die harte Tour lernen. Mit Annalena Baerbock als Spitzenkandidatin. Bis zur nächsten Niederlage.

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