Annalena Baerbock hat in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung angekündigt, dass sie wieder Kanzlerkandidatin werden will. Das ist die erste wahre 360-Grad-Wende der Geschichte: Nach der Niederlage bei der EU-Wahl haben die Grünen samt ihren befreundeten Journalisten sich in der Analyse so lange im Kreis gedreht, bis sie die Orientierung verloren haben und wieder genau dort stehen wie zuvor: abgehobener als Major Tom, selbstverliebter als ein 17-jähriges „Top Model“ und unrealistischer in Sachen eigener Sieges-Chancen als Al Bundy.
Vor diesem Hintergrund will Annalena Baerbock 2025 Kanzlerkandidatin werden. 2021 war sie es schon. Damals ging sie mit einem Vorsprung von zehn Prozentpunkten gegen die SPD ins Rennen und scheiterte trotzdem – genau wie an dem Versuch, einen ordentlichen Lebenslauf zu formulieren. Jetzt steht die SPD nur noch bei 13,9 Prozent und die Grünen trotzdem noch dahinter. Zusammen kommen die links-woken Parteien nicht mal mehr auf 26 Prozent, träumen aber trotzdem vom Kanzleramt.
ARD und ZDF haben die Grünen in der Opposition hochgesendet. Taz und Süddeutsche haben sie hochgeschrieben. Aber sie können in der Regierung die Realität nicht leugnen – nicht, dass sie es nicht versuchen würden. Egal, wie sehr sie Anschlagsgefahren verharmlosen möchten. Der Stacheldraht an Berliner Freibädern erzählt eine andere Geschichte. Von den Pollern und Polizeiheeren vor den Fanmeilen gar nicht erst zu reden.Der größte Verlierer der EU-Wahl ist die Berliner Blase. Diese Analyse hat TE bereits vergangenen Montag geliefert. Über jenen luftleeren Raum, der von Politikern und Journalisten bevölkert wird. Eine Woche danach hat diese Blase ihre Niederlage immer noch nicht verstanden. Stattdessen liefert sie weitere Gründe für weitere Niederlagen. Angesichts dieser ebenso selbstverliebten wie realitätsfernen Attitüde ist Annalena Baerbock tatsächlich die ideale Kanzlerkandidatin. Sie ist die Frontfrau all derer, die von der Welt nichts kennen als ihren eigenen Horizont, die aber meinen, der Welt erzählen zu müssen, wie sie zu sein hat – und die es letztlich nur auf die harte Tour lernen. Mit Annalena Baerbock als Spitzenkandidatin. Bis zur nächsten Niederlage.