Tichys Einblick
Mannheim

Attentat auf Islamkritiker: Opfer deutscher Heuchelei

In die Sorge um die bei der Messerattacke in Mannheim schwer verletzten Opfer mischt sich Zorn: der Zorn über unsere politische Klasse, die es sehenden Auges so weit hat kommen lassen, dass man auf Deutschlands Straßen in Angst vor islamistischen Gewalttätern leben muss.

picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Gebangt wird um den Polizisten, der in einem Mannheimer Krankenhaus notoperiert wurde und noch immer um sein Leben kämpft. Gebangt wird um Michael Stürzenberger, der schwere Stichverletzungen im Gesicht und an einem Bein erlitt und ebenfalls im Krankenhaus liegt. Gebangt wird um die andern fünf Opfer des Attentäters.

Der Mann hat auf dem Mannheimer Marktplatz Stürzenberg mit einem Messer attackiert, ihn zu Boden geworfen und mehrfach auf ihn eingestochen. In der unübersichtlichen Situation machte nach Berichten von Augenzeugen ein Polizist offenbar einen folgenschweren Fehler:

Als ein Mann den Täter stoppen wollte, interpretierte der Beamte das möglicherweise als bloße Rangelei. Er versuchte wohl, die vermeintlichen Raufbolde voneinander zu trennen. Dabei befreite er versehentlich den eigentlichen Angreifer. Der griff daraufhin erneut zum Messer und verletzte den Polizisten lebensgefährlich. Erst ein anderer Kollege konnte den Messerstecher durch einen offenbar nicht lebensgefährlichen Schuss aus der Dienstpistole stoppen.

Das Ganze passierte an einem Infostand Stürzenbergs Bewegung „Pax Europa“. Der 59-Jährige war einst Pressesprecher der CSU. Nach dem Tod eines engen Freundes bei den islamistischen Terroranschlägen in der indischen Metropole Mumbai 2008 machte er sich als kenntnisreicher Islam-Kritiker einen Namen.

Für Weggefährten von Stürzenberg ist das Attentat „leider keine Überraschung“. Für den Islamismus-Experten Irfan Peci ist die Attacke jetzt das Ergebnis von „Versagen auf mehreren Ebenen“. Peci erzählt, wie er und Stürzenberger auf gemeinsamen Kundgebungen 2022 mit Steinen beworfen wurden. Schon damals habe es keine Absperrgitter gegeben. Zudem hätten die Polizisten immer viel zu weit weggestanden, um rechtzeitig eingreifen zu können. „Ich habe bereits 2022 gesagt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Islamist durchkommt“, sagt Peci.

Bezeichnenderweise ist es der Publizist Ahmad Mansour, der die deutlichsten Worte zu dem Mordanschlag findet: „Das ist ganz klar Islamismus, also eine religiös motivierte Tat. Und in diesem Spektrum handelt es sich hier sicher um keinen Einzeltäter. Eine ganze Industrie steht dahinter, deshalb gehen viele Islam-Kritiker nicht mehr ohne Polizeischutz aus dem Haus.“

Unsere politische Klasse dagegen – die ansonsten mit Schuldzuweisungen an „rechts“ bekanntlich auch ohne Beweislage schnell bei der Hand ist – zeigt sich jetzt pflichtschuldig betroffen, umsegelt aber weiträumig die klare Verurteilung des Islamismus:

Innenministerin Nancy Faeser erklärt treuherzig: „Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.“

Ihr Verfassungsschutz und sein fürchterlicher Chef Thomas Haldenwang hatten allerdings erst vor ein paar Tagen versucht, den muslimischen Antisemitismus schönzureden: Der werde sich schon wieder beruhigen, wenn die Lage in Gaza abflaue.

Weder Baden-Württembergs FDP-Chef Michael Theurer noch der stellvertretende Vorsitzende der SPD im Bundestag, Dirk Wiese, konnten sich in ihren Erklärungen dazu durchringen, auch nur das Wort „Islamismus“ zu benutzen.

Endgültig aus dem Kreis der ernstzunehmenden Berichterstatter verabschiedet haben sich heute die deutschen Medien. Die „Tagesschau“ spricht allen Ernstes von einem „Vorfall in Mannheim“, legt aber Wert auf die Feststellung, das Opfer sei Mitglied einer „islamfeindlichen Gruppe“. Subtext: selbst schuld.

Den Vogel abgeschossen hat die „Frankfurter Rundschau“: Sie hält es für angebracht, über das Mordanschlagsopfer Michael Stürzenberger einen Text zu veröffentlichen, der dem Mann „Islamhass“ unterstellt.

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