Das schickten unsere Zeitgenossen: Wir bitten weiter um Beiträge, die Erzählung Ihrer Großmutter, Fotos, die für Sie typisch Deutsches darstellen. Was immer Ihnen in den Sinn kommt, spontan, ernst oder witzig, wie Sie wollen. Zu dieser Lockerungsübung von Volksbefragung laden wir herzlich ein.
47, männlich, Siegburg
Eine gar nicht so einfache Antwort auf eine leichte Frage. Primär ist es der Geburtsort, der einen zum Deutschen macht. Ich drehe den Spieß mal um; selbst wenn ich Jahrzehnte in Italien wohnen und leben würde, als Italiener könnte ich mich nie bezeichnen, als halber vielleicht, aber im innersten meines Herzens würde immer das Deutsche bleiben.
Als Zweites die Erziehung. Diese typische Erziehung, die uns allen eigen ist, bis die Früchte der 68er auch da hinein wirkten. Schließlich wirkt diese ins ganze Leben hinein und prägt unseren Charakter. Und diesen Charakter halte ich für den Hauptbestandteil des Deutschseins.
Allen voran die Gutmütigkeit, die Leichtgläubigkeit, der Fleiß, der Ordnungssinn, die Vereinsmeierei, eine gewisse Demütigkeit, der Sinn nach Schönheit und Sauberkeit, Treue, ein ausgeprägtes Pflichtbewußtsein, und der Drang danach, alle angefangenen Dinge bestmöglich zu Ende zu bringen. Friedliebend ließ ich weg, denn, wenn wir ehrlich sind, dann sind wir das nicht wirklich. Wir treiben den Frieden wie auch den Krieg auf die Spitze. So ein bisschen Frieden ist uns ebenso zu wenig wie ein bisschen Krieg. Wenn schon denn schon.
Im Grunde genommen ist für mich deutschsein der Geburtsort, die Summe oben genannter Charaktereigenschaften und unser typisches Aussehen.
Es hieß doch mal: “Am deutschen Wesen wird die Welt genesen”. Zu der Zeit, als das gesagt wurde, mochte es wohl noch stimmen.
53, weiblich, Zürich: der eine dem anderen suspekt
Ich lebe seit 15 Jahren im Ausland erst in den USA und jetzt in der Schweiz. Im Ausland bekommt man den Blick von außen auf seine Herkunft. Was mir auffällt:
Deutsche im Ausland verbünden sich nicht so selbstverständlich miteinander wie andere Nationen. Der Deutsche ist immer etwas suspekt gegenüber dem Mit-Deutschen. Das ist gerade heute besonders aktuell, wo der andere ja ein Nazi sein könnte. Andere Nationen werden dagegen aufgesogen. Deutsches Essen? Ich kenne kaum jemanden, der das pflegt. Alles hat diesen negativen Touch des Nationalen. In den USA und der Schweiz dagegen erlebe ich immer wieder, wie der Stolz aufs Nationale die Menschen eint: meine Kinder mussten in den USA jeden Tag den „Pledge of Allegiance“ hersagen, voller Andacht und stolz. Ja es hat genervt, manchmal, aber es hat auch vereint. Wer hat den USA je ihre Sünden vorgerechnet. Das Ausland, vielleicht, aber die Amerikaner selbst, nein! Sie sind einfach nur stolz auf sich. Die Schweizer ebenso. Die Mundart vereint. Meine Tochter hat sie gelernt, weil sie sich sonst im Abseits gefühlt hätte.
Für mich hat Deutschland ein Trauma, es pflegt die Selbstzerfleischung und die hört auch jetzt mit der Willkommenskultur den Flüchtlingen gegenüber nicht auf. Es kommt mir mehr so vor, als wären die Flüchtlinge noch ein zusätzlicher Keil, der das Deutschsein noch suspekter macht, denn er könnte ja gegen die Flüchtlinge gerichtet sein.
Wie könnte Deutschland ein positives Selbstbild entwickeln? Meiner Meinung nach reichen die abstrakten Dinge nicht, um die Menschen zusammenzuschweißen. Ich habe den Eindruck, es wird schwierig werden. Die Nationalhymne für die Schule, nein das taugt wohl nicht. Deutschland wird für die Integration einen eigenen Weg suchen müssen. Einen Weg bei dem das Deutschsein nicht im Rampenlicht steht, sondern zurücktritt und sozusagen durch die Hintertür gereicht wird.
Vielleicht sollte man sich darauf konzentrieren, in Deutschland nach etwas zu suchen, das jenseits des Nationalstolzes die Menschen zusammenschweißen kann, wie deutsche Kinder-Lieder oder deutsche Schlager. Irgendetwas wo das Deutsche vorhanden ist, aber doch dezent gereicht wird, denn gegen einen Frontalangriff des Deutschtums sind die Deutschen einfach immer noch zu allergisch, scheint mir.
52, männlich, Berlin-Oranienburg: spätes Deutsch-sein
Mein Deutsch-sein beginnt spät, ich wuchs ohne Nationalität auf. Meine Muttersprache ist deutsch, aber mein Land war als Gegenentwurf zu Deutschland gegründet worden. Als eine Art Antideutschland. Deutschland war dort schon als Name ein Tabu. Es stand für das dritte Reich. Heimatgefühle für die DDR, in der ich geboren wurde, konnte ich nie entwickeln. Ich wollte weg, immer nur weg aus dieser Enge.
Die Erkenntnis deutsch zu sein, wurde von außen an mich herangetragen. Während eines Urlaubs mit meinen Eltern in Polen Anfang der 70er zum Beispiel. Plötzlich wurde unterschieden zwischen uns Deutschen und den Russen. Das war neu für mich. Und was noch schlimmer war: Gemeinsamkeiten wurden benannt. Aber wir sind doch aus der DDR? Ja, Deutsche seid ihr aber trotzdem!
Dann reiste ich Ende der 70er das erste Mal nach Ungarn und wurde konfrontiert mit der dortigen selbstverständlichen Gewissheit, die deutsche Teilung sei ein vorübergehendes Phänomen. Du hast es gut, irgendwann bist du Bürger dieses Wirtschaftswunderlandes wurde mir immer wieder gesagt.
Ein paar Jahre später In Rumänien lernte ich die damalige bittere Armut kennen, welche mich als DDR-Bürger richtig wohlhabend erscheinen ließ. Ich machte die Bekanntschaft anderer Deutscher in Siebenbürgen, die Wurzeln pflegten welche bei mir nur als Keime vorhanden waren.
Es waren vor allem Ausländer, die mir bewusst machten, dass ich Deutscher bin. So wuchs in mir das Interesse für das originale Deutschland und es stieg die Verachtung für das Feldexperiment DDR. Nachdem mich die Versuchsleiter gehen ließen, begann für mich die Assimilierung einer Nationalität, die, wie ich von anderen erfahren hatte, meine sein musste. Ich war bereit mir Mühe zu geben, änderte meine Wortwahl und Teile meiner Gepflogenheiten. Ich passte mich an, weil ich dazugehören wollte.
Das war in Berlin keine sehr große Herausforderung, in anderen Teilen Deutschlands hätte ich mir bestimmt mehr Mühe geben müssen.
Im Mutterland des Deutschseins traf ich dann seltsamerweise oft auf eine ähnlich verdruckste Beziehung zur eigenen Nationalität, wie ich sie von der DDR her kannte. Das unterbrach meinen Assimilierungsprozess hinsichtlich der Entwicklung meines Deutschseins und ich spürte erneut ein Gefühl der Verachtung, wie ich es gegenüber der DDR empfand. Dieses Déjà-vu relativierte zwar nicht meinen großartigen Gewinn an persönlicher Freiheit, aber die Beantwortung der Frage, wie deutsch ich mich selbst sehe, wurde verdrängt.
Doch mir wurde abermals (nach-)geholfen, nicht in Deutschland, sondern überall dort, wo mich meine Reiselust hintrieb. Diesmal waren es vor allem Angelsachsen, die mir klarmachten, dass nur ein bewusstes Verhältnis zur eigenen Nation mir die Möglichkeit eröffnen würde, mit Freude deutsch zu sein und gleichzeitig Verantwortung für die Geschichte meiner Nation zu tragen. Und nebenbei ernst genommen zu werden. Wie zur Bestätigung bemerkte ich, dass mir Leute, egal welcher Nationalität, unsympathisch wurden, wenn sie kein gutes Haar an ihrem Land ließen. Als Besucher wollte ich nicht, dass jemand mein Reiseziel in den Dreck zieht. Mich interessierte das Positive.
Nun warte ich seit beinah zwei Jahrzehnten, dass es hier ein Ende hat mit Floskeln wie „die Deutschen“, wenn ein Moderator über unsere Fußball-Nationalmannschaft spricht. Es wird immer noch in der dritten Person geredet über das, was ein jeder in Deutschland – auf seine Art – ist: Ein Deutscher. Nur wenige scheinen gerne Deutsche zu sein und schätzen das, wofür Deutschland überall auf der Welt bewundert wird. Seine Ingenieurskunst z.B., seine Maschinen, seine Autos und seine Industrie. Aber auch seinen Mittelstand und seine Wissenschaftler. Und, was kaum einer für möglich hält, seine Liberalität. Deutschland ist eines der liberalsten Länder auf der Welt. Immer noch, trotz seiner Bürokratie. Und es lebt von seiner Vielfalt.
Auch wenn mir manches Brauchtum der verschiedenen deutschen Volksgruppen mit ihren unterschiedlichen Gepflogenheiten in Deutschland fremd bleiben wird, so grüße ich doch im Süden mit „Grüß Gott“ und im Norden mit „Moin, moin“. Ich lass mich weiterhin ein auf die erfahrungsreichen Unterschiede und assimiliere was mir gefällt, auch wenn es manchmal nur aus Spaß passiert.
Meine Integration begann mit meiner Erwerbstätigkeit. Die paar Monate bis zu meinem ersten Job im Westen spielten sich in einer Art Ex-DDR-Parallelgesellschaft ab. Ich kannte nur Ossis. Das änderte sich jedoch recht schnell, nicht zuletzt durch den Arbeitsalltag. Erfolgreiche Integration setzt Erwerbstätigkeit voraus. Sie vollzieht sich in der Interaktion mit der Gesellschaft, dort wo sie sich reproduziert. Und sie gelingt umso besser, wenn die Grundregeln im Zusammenhang mit ihren positiven Intentionen verbunden werden. So entsteht Respekt statt Verachtung.
Das trifft auch auf die Werte zu. Sie sollten positiv repräsentiert werden. Als etwas worauf wir Deutsche stolz sind. Solche Werte können dann auch leichter vermittelt werden. Wer dagegen sein Land nicht mag, kann andere nicht integrieren. Das ist wie mit der Liebe. Wer sich selbst nicht liebt, wird keinen Nächsten lieben können. Bevor ich also eine Leitkultur versuche zu vermitteln, stelle ich heraus, was mir an Deutschland gefällt, weshalb ich hier gerne lebe. Das Negative überlasse ich der Erkenntnisfindung des Migranten.
Während mir meine individuelle Freiheit wichtig ist, ist es dem Nächsten seine soziale Sicherheit. Während ich überzeugt bin, mein Wohlstand hängt von dem erfolgreichen Mittelstand und der Industrie ab, will mein Nachbar zurück zur Natur und hält Wachstum für existenzbedrohend. Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit zählen zu den deutschen Tugenden, doch nur wer sie lebt, kann sie auch vermitteln. Was bleibt dann noch von diesen Tugenden?
So wird das erste reale Bild von Deutschland geprägt von den Menschen, mit denen man in Kontakt kommt. Ihre gelebten Werte sind der erste Teil der Werte, die Deutschland für einen Neuling ausmachen. Wer seine ersten Kontakte mit notorischen Nörglern knüpft, erhält ein anderes Deutschlandbild als einer mit einem Umfeld von positiv denkenden und aufgeschlossenen Bürgern, denen westliche Werte etwas bedeuten. Die Deutschland als Teil des Westens sehen.
Mein Deutschlandbild ist geprägt von seiner Westbindung und seiner Bündnistreue. Das ist mein positives Bild meines Landes. Hinzu kommt seine erfolgreiche Wirtschaft und das hohe Maß an individueller Freiheit. Alles andere – wie die Tugenden und regionalen Besonderheiten bei Gebräuchen und Gewohnheiten – prägen Teile des Landes und sind für mich nur mit Einschränkungen repräsentativ für das Ganze.
Ich bin mir nicht mal sicher ob mein Deutschlandbild überhaupt mehrheitsfähig ist und gehe davon aus, dass es viele Bilder gibt. Auch solche, mit denen ich mich nicht mal im Ansatz anfreunden könnte. Inwiefern ich selbst einer Leitkultur folgen kann, hängt also von meiner Bereitschaft ab, all die anderen Deutschlandbilder als Variationen hinzunehmen, ohne meine Argumentation gegen sie aufzugeben. Die ist vorhanden. Nicht mehr und nicht weniger.
Und viel mehr erwarte ich von den Migranten auch nicht. Außer, dass sie einen eventuellem Hass gegenüber anderen Religionsgruppen abzulegen haben. Dass ihnen bewusst ist, mit Deutschland ein Land gewählt zu haben, dass sich auf christliche und jüdische Wurzeln beruft. Nicht auf islamische.
Fortsetzung – Seite 2
55, weiblich, Bayern: Verdrängen, das ist Deutsch
Deutsch-Sein – ein so großes, tiefes und komplexes Thema! Als Kind von zwei Kriegskindern in den 60ern geboren, wuchs ich mit dem Gefühl auf, als Deutsche irgendwie nicht „richtig“ zu sein. In der Pubertät haderte ich heftig damit, Deutsche zu sein, ich war damit ganz und gar nicht „eins“ mit mir.
Aber anders als manche Schulkameraden/innen, die das in Abwertung und Ablehnung „der Deutschen“ oder „Deutschlands“ generell ummünzten, bezog ich es auf mich: Ich litt viele Jahre lang an Schuld- und Schamgefühlen, Deutsche zu sein. Es war wegen der deutschen Vergangenheit. Ich schämte mich, zu diesem „Tätervolk“, das so Grässliches verbrochen hatte, zu gehören. Sicherlich, ich war etliche Jahre nach Kriegsende geboren, aber dennoch fühlte ich diese Vergangenheit in Form von Schuld und Scham ständig in mein Leben schwappen.
Das Buch „Kriegsenkel“ von Sabine Bode hat mich über die Ursprünge dieser tiefsitzenden Schuld- und Schamgefühle einfach für die Tatsache, Deutsche zu sein, aufgeklärt. Meine Eltern, zu Kriegszeiten Kinder, haben das Tätertrauma und alles, was damit zusammenhängt, unbewusst und unverarbeitet wiederum an ihre Kinder, uns, weitergegeben
Sie mussten selbst Schlimmes erleben (Fliegerangriffe, Angst, Armut, Vater im Krieg etc.), aber auf ihre Ängste wurde damals keine Rücksicht genommen. Und nach dem Krieg wurde nie von den wahren Gefühlen, der Angst, gesprochen. Es wurde nur in seltsam distanzierter Weise erzählt, „man hatte nichts zu essen. Man musste nachts in den Keller….das kannte man damals nicht anders“ MAN, nicht ICH.
Verdrängen, das ist Deutsch. Sich beherrschen, funktionieren. Bloß die eigenen Gefühle nicht nach außen dringen lassen. „Man“, aber bloß nicht „ich“.
Ganz wichtig also: Seine Pflicht erfüllen. Disziplin. Korrektheit und Verlässlichkeit. Nach außen muss alles passen und stimmen. Und eben: Schuld abtragen, irgendetwas gutmachen müssen. Für irgendetwas Verdrängtes, nicht beim Namen Genanntes, Tabuisiertes.
In den letzten Jahren versuchte ich, dieses ganze Konglomerat ein wenig aufzulösen. Und damit veränderte sich auch mein Bewusstsein dafür, Deutsche zu sein. Ja, ich bin Deutsche. Ich trage persönlich keine Schuld an den Taten des Tätervolks Deutschland. Aber ich bin als Deutsche mit verantwortlich für den Umgang mit der Kollektivschuld, die Deutschland im letzten Jahrhundert auf sich geladen hat. Und ich habe auch verstanden, dass es etliche Generationen lang dauern wird, bis diese verarbeitet sein wird. Es ist Aufgabe und Herausforderung meiner und der folgenden Generationen, sie zu verarbeiten, einen Umgang mit ihr zu lernen und zu gestalten. Diese Schuld aus der Vergangenheit schwappt von Generation zu Generation weiter, wenn sie nicht verarbeitet wird.
Es ist keine Lösung, wenn wir Deutschen versuchen, durch Abwertung und Ablehnung „des Deutschen“ und „der Deutschen“ irgendwie diese Schuld von uns wegzuprojizieren. Wohin auch immer. Es ist typisch deutsch, das zu tun.
Und es ist völlig unsinnig, wenn wir uns verleugnen und bis zur Unkenntlichkeit verbiegen, damit nur ja niemand daran Anstoß nimmt, dass wir „deutsch“ sind.
Lieber sind wir niemand als deutsch. Und auch das ist typisch deutsch.
Und jetzt komme ich zur anderen Seite, das worauf ich stolz bin, wenn ich sage, „Ja, ich bin Deutsche.“ Denn das gibt es sehr wohl. Es gibt die schöne Seite. Es gibt so vieles, was ich gut finde an meinem Land.
Da ist die Sprache, die Literatur. Schon früh habe ich meine Liebe zur Literatur entdeckt, und insbesondere zur deutschen Sprache. Es ist meine Muttersprache, aber meine Hingezogenheit geht darüber hinaus: ich liebe schon lange die Ausdrucksfähigkeit der deutschen Sprache. Ich liebe es, Texte, Gedichte und alles, was sich durch Sprache ausdrücken lässt, auf Deutsch zu lesen. Ich habe mich in bestimmte Textpassagen aus Büchern und Gedichten verliebt – so schön finde ich sie in ihrer Vielseitigkeit, in ihrem reichen Ausdruck, ein Ausdruck, der meine Seelensaiten nur so mitschwingen lässt.
Da ist eine tiefe Liebes-Verbindung zwischen mir und meiner Sprache. Der deutschen Sprache.
Und da ist die Vergangenheit der Dichter und Philosophen, der Theologen und Wissenschaftler, der Maler und Komponisten, so reich und so tief, um daraus immer wieder schöpfen zu können. Deutschland ist durchdrungen von einer reichen Kultur und Geschichte.
Was daran typisch deutsch ist, lässt sich nicht beschreiben – ja, es ist eher eine Art Webmuster, oder noch besser, eine Art DNA. Es ist eine Art des Fühlens und Denkens, des Grübelns (auch typisch Deutsch!) und des Forschens – in uns selbst und in dem, was uns umgibt, in dem, was wir ausdrücken und gestalten. Das gibt es ein „deutsches Muster“ und ich bin Teil davon.
Und schließlich: da ist die enorme politische Entwicklung nach der Nazi-Diktatur und dem Weltkrieg – es ist keine Selbstverständlichkeit, in einem demokratischen Land zu leben, in dem eine rechtliche Ordnung wie die deutsche exisitiert, dass – mag es auch noch so viele „Macken“ haben.
All das ist mein Land.
Wahrscheinlich werde ich erst dann stimmig und eins werden mit der Tatsache, dass ich Deutsche bin, wenn ich wirklich ALLE Seiten, die mein Land und seine Vergangenheit ausmacht, sehe und die Herausforderung, die das bedeutet, annehme. Ohne etwas zu verklären, zu verteufeln und zu verdrängen. Und wenn ich wirklich im Herzen annehme, dass ich ein Teil davon bin. Ja, ich bin Deutsche.
53, männlich, von Bonn nach Neuss:
Ja, gute Frage, was ist das? Für einen Deutschspanier, Vater aus Andalusien, Mutter aus Ostpreußen?
So deutsch wie Bier und Riesling ist die Apfelsaftschorle. Das ist schon sehr einzigartig.
Er ist tendenziell schwerblütig und ernst – oder ist er nur nachdenklich?
Aus dieser Eigenart sind aber große Leistungen in der Kunst und Kultur hervorgegangen. Egal ob rechts oder links, neigt der Deutsche dazu, ängstlich zu sein. Für die einen ist das die Überfremdung, für die anderen die AKWs oder die Gen-Technologie.
Oder ist das einfach wieder nur die Nachdenklichkeit? eine Sache zu Ende zu denken?
Spazieren gehen – vorzugsweise im Wald (meine Verwandten in Spanien gehen auch gerne spazieren, aber lieber von Bar zu Bar und Tapa zu Tapa).
Sie sind sehr zielgerichtet in der Arbeit und Effizienz ist wichtig. Das klappt auch sehr gut, trotz Kaffeepausen.
Ich glaube die Deutschen arbeiten im Schnitt härter als die Amerikaner (hatte dort mal 6 Monate gearbeitet).
Nörgeln gerne und neigen dazu, das Glas lieber halb leer zu sehen – aber aus der Unzufriedenheit können ja Lösungen entstehen.
Der Deutsche ist auch sehr lustig (zumindest hier im Rheinland – sagt mein Vetter aus Spanien), aber alles zu seiner Zeit und an seinem Ort (Karneval, Oktoberfest).
Die Deutschen neigen dazu, etwas missionarisch zu sein, wenn sie von einer Sache überzeugt sind, egal ob rechts oder links (naja, vielleicht eher mehr links …).
Man merkt dann sehr schnell, was ihm im Moment wichtig ist. Er wird es sehr bald sagen. Sehr staatsgläubig statt gläubig (Grundgesetz vs. Bibel). Was aber zu der Haltung führt: Frage nicht, was du für den Staat tun kannst. Frage, was der Staat für Dich tun kann.
Spielregeln sind sehr wichtig. In allem. Bei Rot bleibt man als Fußgänger an der Ampel stehen – auch um 02:46 Uhr.
Die Deutschen neigen aber auch dazu, ihre Spielregeln immer weiter zu verfeinern und anzureichern. Soll angeblich helfen und gerechter sein. Ist nicht immer dinnvoll, aber klappt, weil sich ja alle daran halten.
Es ist ihm sehr wichtig, was der Nachbar (von ihm) denkt, das Nachbarland, der Nachbarkontinent oder die Nachbargalaxie. Eigenlich will er auch nur geliebt werden
Meine Sehnsucht (typisch deutsch?) ist Spanien, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich nur hier leben möchte (obwohl, das Wetter hier ist so sch… (auch wieder typisch deutsch)).
44, weiblich, Paderborn
Mein Deutschland. In einem Land geboren worden sein, in dem man hohen Anforderungen entsprechen muss, um weiterzukommen.
Sehr ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein. In der Jugend für Natur und Frauenrechte gekämpft haben. Streiten, debattieren, politische Diskussionen der Eltern mithören. Freiheit und dennoch Sicherheit. Zitat: „Der richtige Kanzler in der falschen Partei.“
Gute Schulbildung die immer mehr nachlässt. Schlechtes Wetter. Immer.
Früher grün gewählt haben und sich jetzt entsetzt schämen. Ein Land, in dem man mittlerweile guten Journalismus explizit suchen muss.
Viele Bäume, viele Wälder – viel Wasser, nicht selbstverständlich. Leitungswasser mit Trinkwasserqualität.
Schon lange nicht mehr fremdenfeindlich – aber politikfeindlich geworden. Seltsam naiv in manchen Dingen. Nicht sehr religiös. Mallorca.
Hinter „Ey Deutschland du mieses Stück Scheiße“ herlaufen, sich nicht entschuldigen und Bundestagsvizepräsidentin sein können. Also sehr tolerantes Land!
62, männlich, Thüringen: wieder schwer D zu sein
Zugegeben, ich war 1989 auch für die deutsche Einheit. Nicht wegen den Bananen, sondern um von Bonn, statt von Berlin regiert und die Kommunisten lo zu werden. Aber richtige Begeisterung für das Deutschtum hat mir immer gefehlt.
Es begann in der ersten Klasse, als unsere Lehrerin, gebürtig aus Berlin, die thüringischen Satzanfänge mit „vielleicht“ mit geradezu religiösem Eifer bekämpft hat. Vielleicht war es auch mein Dauerkonflikt mit dem deutsche Volkslieder trällernden Musiklehrer, der mich nicht leiden konnte, weil mir die Haare nicht gürtelbreit über dem Ohr abrasiert worden waren.
Wie viele Thüringer hatte ich mangels praktischer Bewegungsmöglichkeiten eine pathologische Liebe zum Ausland. Ich wäre jederzeit zu Fuß nach Riad, Kuala Lumpur, Shangri La oder Jerusalem ausgewandert, wenn es möglich gewesen wäre. Die Zone war einfach extrem eintönig, grau und miefig.
Die deutsche Einheit, die Märchen der Gebrüder Grimm, der Frankenwein, der Sängerkrieg auf der Wartburg: Alles ganz schön. Aber die Regierenden wollen die Traditionen zerlegen. Nun haben wir die Regierung wieder in Berlin und Deutschland ist wieder so geschichtslos, intolerant und dogmatisch wie die Ostzone. Statt Marxismus-Leninismus und antiimperialistischer Solidarität ist nun Gender und der Tanz ums migrantische Kalb angesagt. Da fällt es schwer, sich mit D einschränkungslos zu identifizieren.
Fortsetzung – Seite 3
56, weiblich, Kiel: von Politik und Medien verlassen
Deutschland bedeutete bisher für mich immer ein großer allgemeiner Konsens des Füreinander Einstehens. Das heißt, ( fast) alle bemühen sich nach Kräften, den Sozialstaat zu unterhalten, bekommen aber auch Hilfe, falls wirklich!!! Not am Mann ist. Ohne Ansehen von Alter oder Verdienst.
Ganz praktisch heißt dass z.B., es gibt Heilpädagogik, wenn das Kind von seelischer Behinderung bedroht ist, Sprachheilvorschule bei Problematik mit Hören und Sprechen, medizinische und berufliche Rehamaßnahmen bei Problemlagen im Erwachsenenalter und sogar Dauerdialyse oder Implantation eines Defibrillators für Achtzigjährige über die Gesetzliche Krankenversicherung.
Dass dies weltweit etwas ganz Besonderes ist, war mir immer klar und wurde immer deutlicher, je mehr ich international gereist bin und Kontakt zu Kollegen aus anderen Ländern, z.B USA und Großbritaannien hatte.
Natürlich ist für mich immer die Voraussetzung für diese Errungenschaften gewesen, dass Deutschland ein äußerst fragiles „geschlossenes“ System ist, in dem alle „Teilnehmer“ ähnliche Werte und Arbeitsethos teilen und nicht vor allem an das Ausnützen von Vorteilen denken. Ich war mir sicher, dass gerade auch unsere Politiker das wüßten. Es handelt sich hier für mich hier einfach nur um gesunden Menschenverstand.
Umso unfassbarerer es für mich, dass gerade dieser gesunde Menschenverstand jetzt den Politikern, den großen Parteien, vielen Amtsträgern und Öffentlich Rechtlichen Leitmedien seit September so umfassend abhanden gekommen scheint. Oder noch schlimmer, sie wissen wahrscheinlich genau, was sie tun! Statt Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, tun sie genau das Gegenteil wegen eines vermeintlichen humanitären Imperativs, wie die Kanzlerin es formuliert hat. Recht und Gesetz wird nur noch da angewandt, wo es dem Staat angebracht erscheint, woanders schaut er weg. Mit meinem Verständnis von Deutschland als meinem Land, das mir mitgehört, fühle ich mich von den genannten Institutionen plötzlich allein gelassen.
Wir sogenannten Biodeutschen waren eben offenbar eher nur zufällig hier, jetzt kommen andere mit einer offensichtlich ganz anderen Kultur, geringerem Bildungsstand, gänzlich anderem Verständnis von Religion und Staat, Frauenrechten, Gleichberechtigung und Arbeitsethos zu uns.
Solidarität innerhalb des Volkes, unabhängig von Familienverbänden wird in diesem Kulturkreis nicht in vergleichbarer Weise gelebt. Mir wird eingehämmert, ich solle das als Bereicherung empfinden, Deutschland werde sich jetzt eben ändern. Und mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen, nicht von den Migranten, sondern von den deutschen Politikern, die unser geschlossenes fragiles System Sozialstaat mal so eben abschreiben! Und die öffentlich rechtlichen Medien thematisieren hier gar nichts! Nie hätte ich das geglaubt!
69, männlich, Köln
Diese Definition des Deutschseins hat mir gut gefallen: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun.“
64, weiblich, Frankfurt am Main:
Deutsch sein, was ist das ? Darauf gibt es sicher soviele Antworten wie es Menschen gibt, die sich als Deutsche bezeichnen. Wenn ich einen Ostfriesen, einen Rheinländer und einen Oberbayer vergleiche, dann begegnet mir kulturelle Vielfalt, aber jeder ist natürlich auch Deutscher. Es scheint einen gemeinsamen Nenner zu geben, der über die regionalen Unterschiede hinaus wirkt.
Die Familie meines Vaters hat über viele Generationen als deutsche Siedler in Polen gelebt. Man war zweisprachig, hielt sich an die üblichen Regeln des Landes und blieb unter sich. Das lag sicher auch daran, daß die Deutschen Lutheraner waren und die Polen Katholiken. Eine jüngere Kusine meines Vaters ist 1946 nicht mit in den Westen geflüchtet, um ihre kranken Eltern nicht alleine zurückzulassen.Die Eltern sind bald gestorben und sie stand als Achtzehnjährige dann ganz alleine da.
Sie hat sich ihren Platz im Leben in Polen erkämpft, eine Tochter großgezogen und einen Beruf ausgeübt, der ihr Freude bereitete. Ich habe sie bei meinem letzten Besuch gefragt, ob sie eine Polin oder eine Deutsche sei. Sie konnte die Frage gar nicht verstehen. Natürlich sei sie eine Deutsche !
Ich bin zu dem Schluss gekommen, daß meine Tante sich deßhalb als Deutsche sieht, weil dies ihre Herkunft ist und Deutsch ihre Muttersprache. Auch wenn sie fast ihr ganzes Leben Polnisch gesprochen und immer in Polen gelebt hat.
51, männlich, Bayern
Deutschland, so wie es heute ist, ist das Ergebnis einer Entwicklung, die sich bis tief ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Man versteht dieses Land und seine Menschen nicht, wenn man die prägenden Elemente Reformation, Aufklärung, Säkularisation, Weltkriege und Holocaust nicht kennt, die bis heute die Denkmuster in deutschen Köpfen prägen.
Deutschland begreifen heißt auch, sich mit dem Erbe von Luther, Bach, Schiller, Goethe, der Gebrüder Grimm, Marx, Mozart, Beethoven und Wagner intellektuell auseinanderzusetzen.
Deutschland erfährt man auf einer Wanderung durch den Wald, im Gebirge, beim Schützenfest, im Konzertsaal und in der Oper.
Der Prototyp romantisch-mythologischer Erklärung des „Deutschseins“ ist Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“. Nicht nur für Kinder. Und was wäre geeigneter als Beethovens „Neunte“?
Daher wünschte ich mir, dass sich mehr Einwanderer für unsere Kultur interessieren. Mit Fußballverein allein wird das nichts …..
34, weiblich, bei Ingolstadt
Es ist nicht so einfach, zu benennen, was denn typisch deutsch sei. Ich sehe mich deutsch und müsste mich in diesem Fall selbst beschreiben. Wenn es tatsächlich einen bayerischen Unterschied gibt, dann wird dieser nun meine deutsche Beschreibung verfälschen :-).
Da mein Aufwachsen mich zu dem gemacht hat, was ich bin, führt dies zu meinem Deutschsein. Gut behütet im Nest mit Geschwistern, die ersten Erinnerungen beginnen mit dem Kindergarten und meinem ersten Kindergartenfräulein. Wir sangen Lieder, bereiteten uns auf Bräuche im Jahresablauf vor, liebten die vorgelesenen Märchen und Geschichten von Ottfried Preussler und wurden irgendwann in der Vorschule auf die heiß ersehnte Grundschule vorbereitet.
Dort lernen wir neben Lesen, Schreiben, Rechnen, Heimat- und Sachkunde, Handarbeit und Werken auch den Einstieg in die Kunst durch eigene „naive Malerei“ und dem Singen von deutschen Volksliedern. Nein, das wurde als Kind nicht als Kulturgut geschätzt, aber wenn ich heutzutage Lieder wie „Kein schöner Land“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ höre, wird mir ganz wohlig.
Im weiteren Schulverlauf kamen auch noch unglaublich lange auswendig zu lernende Balladen und Fremdsprachen hinzu, durch die man die eigene Sprache besser begreifen lernt. Die Kunst steigerte sich durch alle Epochen, wir mussten einen gotischen Dom zeichnen und Dürers Hasen malen. Auch die klassische Musik wurde gestreift und ich begann mich zu fragen, warum denn die Karten für Wagners Festspiele so begehrt seien, war doch in meiner Familie das im Fernsehen übertragene Neujahrskonzert mit fröhlichen Walzerklängen Pflichtprogramm.
Der Schulsport war Spaß und Anstrengung zugleich, mit der Familie wurde in den Bergen und im Wald gewandert. Meine erste Ferienarbeit werde ich nie vergessen. Gut bezahlte, ewig lange Wochen bei Audi am Band. Das Jammern nach dem ersten Arbeitstag wurde von meinen Eltern mit einem „Stell dich nicht so an“ quittiert. Meine Eltern, Onkeln und Tanten haben den 2. Weltkrieg noch als Kinder erlebt oder sind in der frühen Nachkriegszeit geboren. Auch dieses Umfeld wird wohl geprägt haben, denn ich musste mir als klagendes Kind des Öfteren den Verweis auf den Krieg anhören und dass damals alle mit sehr wenig zufrieden waren.
Mir kam das damals unendlich weit weg vor, ich konnte es nicht begreifen und es war auch nicht interessant. Aber umso älter sich werde, umso näher geht mir das Kriegsschicksal und ich bekomme ein ungutes Gefühl bei heutigen deutschen Kriegseinsätzen. Vor kurzem auf der Feier zum 80. Geburtstag meines Vaters kam das Gespräch auf die Weihnachtszeit im Krieg. Das Christkind brachte eine Puppe, die schon jedes Geschwisterkind durchlaufen hat. Zwei Tage nach Weihnachten ist das Christkind nochmal gekommen und hat die Puppe wieder mitgenommen. Es kam die Frage auf, warum sich niemand von diesen damaligen Kindern arm gefühlt habe.
Diese Menschen leben noch und dürfen sich jetzt anhören, dass es ein ungerechter Zufall sei, dass wir Deutschen in diesem reichen Land geboren wurden, und ja, ich bin mir bewusst, dass ich behütet im Wohlstand aufgewachsen bin, was ich meinen Eltern und Großeltern anrechne. Es ist für mich unverhandelbar, dass ich mir für meine Kinder eine ähnliche Sozialisation wünsche, die wie noch vor 25 Jahren an einer normalen Dorfschule begann und nicht nur an Privatschulen möglich ist.
Auf Reisen war ich schon auf allen Kontinenten und, gerade nach spontanen Rucksackreisen habe ich mich auf die Heimat und einen geregelten Tagesablauf gefreut. Ich bezweifle, dass man durch das Lesen des Grundgesetzes Deutschland begreifen lernt. Ich könnte noch ewig weiterschreiben, ende aber hier, da ich noch etwas von zu Hause aus für die Arbeit erledigen muss (typisch deutsch?!) :-). Bitte verzeihen Sie mir Tipp- und Ausdrucksfehler, die der Eile geschuldet sind.
67, männlich, Osterrode
Meine deutsche Identität vergleiche ich mit einer Zwiebel. Wie diese hat sich mein Deutschsein Zwiebelschalengleich entwickelt. Als Kind prägt uns unsere unmittelbare Umwelt. Ich stamme aus einem kleinen Dorf im Harz, das ist meine Heimat. Wir wurden von den Eltern erzogen, Hochdeutsch zu sprechen, nicht Harzer Platt.
Unser Dorf war evangelisch, es gab ein oder zwei katholische Familien, das waren Vertriebene aus dem Osten. Die wurden geduldet, aber sie konnten keine Generationen auf dem Friedhof nachweisen. Also gehörten sie nicht so richtig dazu. Zur Identität kam hinzu, Niedersachse zu sein. Dazu gehörte die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr und in der Schützengesellschaft. Natürlich die Niedersachsenhymne. “ Wir sind die Niedersachsen, standfest und erdverwachsen….“. Für uns bedeutete Deutschsein Unverbrüchliche Freundschaft, Treue und Pflichterfüllung. Saubere Arbeit, Pünktlichkeit. Zu seinem Wort stehen.
Aber Freundschaft musste hart erkämpft werden, die bekam man nicht einfach so. Da wurde geprüft. Was ist das für einer, was will der? Passt der zu uns? Mit dieser Haltung ging ich durchs Leben. Deutschsein hat dann mit der Nation, mit der Staatsangehörigkeit nicht mehr viel zu tun. Man wird daran immer wieder als Deutscher erkannt.
Was verbindet mich mit meinem Deutschsein mit zB. einem Bayern. Nicht die Religion und nicht die Sprache. Aber vielleicht die anderen Attribute.
Fortsetzung – Seite 4
67, weiblich, Gelsenkirchen
Letzten Sommer in Bremen, nach dem Stadtbummel zurück ins Hotel, per Bus. Es gab mehrere Bus-Haltestellen, ich wollte mich erkundigen, von wo der Bus abfährt in Richtung Osterholzer Heerstrasse. An allen Haltestellen standen Leute, die auch auf ihre Busse warteten. Aber alle!! die ich fragte, sprachen meine Sprache nicht oder kaum, ich war „fremd unter Fremden“.
Für mich ist die Kommunikation im „Mutterland“ in der Muttersprache die Voraussetzung eines nationalen Zugehörigkeitsgefühls. In Ballungszentren kann man die Unterhaltung vieler Menschen im öffentlichen Raum –in Bussen, Bahnen, Restaurants, Läden etc. nicht mehr verstehen, da fühle ich mich ausgegrenzt .
Ab und zu schaue ich mir im YouTube etwas wehmütig den grossen Zapfenstreich an und erinnere mich so gerne an die vielen Schützenfeste und die Umzüge mit den Dorfkapellen. Inzwischen bin ich darob ganz verunsichert – ist man da schon auf dem Weg zum „Nazi“?
Beneidenswert z.B. die Amerikaner, die so selbstverständlich die Hand aufs Herz legen, inbrünstig ihre Nationalhymne schmettern und ihr Sternenbannerfähnlein schwenken dürfen – Deutschlandfähnchen geht bei uns ja nur noch beim Fussball.
Wenn mich in diesen Zeiten meine Deutsch-sein-Sehnsucht überkommt, höre ich Geschichte, z.B Golo Manns Deutsche Geschichte 1789 bis 1945 oder Kempowskis Tadellöser und Wolf u.a.
76, männlich, München
Deutsch-sein, ganz praktisch, gibt es nicht. Das ist eine Erfindung der Nationalisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Da sind die regionalen Unterschiede viel zu groß, bedingt durch die historische Kleinstaaterei. Vieles, was als typisch deutsch bezeichnet wird, gibt es auch in den umliegenden Ländern. Die unterschiedlichen Religionen haben zusätzliche Unterschiede verursacht. Das geographische Deutschland, also die Mitte Europas, war schon immer ein Durchgangsland und Schmelztiegel, sodaß auch die Gene kräftig durchmischt sind.
Deutschland war und ist bunt, das macht ja auch einen seiner Reize aus, da brauchen wir keine Zuwanderung von Muslimen oder Analphabeten aus dem Morgenland oder Schwarzafrika, da wird es mir „zu bunt“. Jeder, der nicht herkommt, braucht sich auch nicht integrieren, und damit erübrigt sich die Frage „Wohin sollen sich die Migranten denn integrieren“.
Integration kann nicht erzwungen werden, außer man macht es wie Kanada. Jeder, der die Feierlichkeiten anläßlich der Staasbürgerschaftsverleihung schon einmal gesehen hat, wird beeindruckt sein von der Begeisterung der kanadischen Neubürger, die bis zum ersehnten Ziel große Hürden zu überwinden hatten. Da merkt man erst mal, wie absurd unser ganzes „Diskurs-Theater“ um Integration und Migranten ist.
Ich glaube nicht, dass man dieses Thema so „locker-flockig“ angehen kann. Deutschland ist unsere äußere und innere HEIMat, d. h. unser natürlicher Lebensraum, und er soll es auch für unsere Kinder und Enkel bleiben. Ich selbst habe mich in Deutschland immer wohl gefühlt, da ich hier geprägt wurde. Vaterländisches Denken ist mir fremd, dafür hat schon 1945 gesorgt. Ich kann gerne auf Fahne, Adler und Hymne verzichten. Ich bin aber auch bereit, zum Erhalt dieser HEIMat meinen Teil beizutragen, daher war ich im „Kalten Krieg“ 12 Jahre Soldat. Sollte das umsonst gewesen sein?
53, weiblich, Berlin
Als allererstes fällt mir dazu Sicherheit ein. Sicherheit im Sinne, egal was passiert, die Dinge lassen sich regeln. Manchmal zu bürokratisch, manchmal zu umständlich, aber nie mit roher Gewalt.
Es ist schon einige Jahre her, ich war mit Dreharbeiten in Kolumbien unterwegs. In einem Land, in dem Sicherheit eine Frage der Bodyguards und schusssicheren Scheiben ist. Im Vorfeld hatte ich Angst, wissend dass wir als Drehteam naturgegeben noch mehr auffallen als durchschnittliche Touristen.
Vor Ort hat mich die Arbeit so gefangen genommen, dass ich über meine Angst kaum nachdenken konnte. Auch nicht in der Ciudad Bolivar, den Slums am Rande von Bogota.
Es ging alles gut und wir konnten nach 5 Tagen die Heimreise antreten.
Nach einem gefühlt ewig dauernden Flug über New York sind wir um 06:00 Uhr morgens in Berlin-Tegel gelandet. Als mich aus dem Flugzeug kommend das Schild „Willkommen in der Bundesrepublik Deutschland“ begrüßte, ein Schild das ich bisher kaum beachtet hatte, kamen mir die Tränen und ein warmes Gefühl umfing mich. Damals hab ich zum ersten mal gedacht – ein Glück dass ich in Deutschland geboren bin. Hier gehöre ich hin – Hier will ich sein.
Leben und leben lassen – Meinungsfreiheit. Für mich ein Grundprinzip. Jeder kann seine sexuelle Ausrichtung leben, ohne sich erklären zu müssen oder gar Repressalien ausgesetzt zu sein. Das gleiche trifft auf Religionen oder Parteizugehörigkeiten zu.
Unterschiedliche Meinungen zu diskutieren, ist spannend, deswegen mit roher Gewalt aufeinander loszugehen, vollkommen indiskutabel.
Ja, und die Traditionen. Mögen sie auch noch so kitschig sein. Ich liebe Weihnachten. Nicht die Geschenke, nicht allein den 24. Dezember, ich liebe das Gefühl in der Vorweihnachtszeit. Es macht die Welt ein bisschen wärmer, heller, glitzernder, auch kitschiger. Für mich ein schönes Gefühl zu wissen, das all die Leute auf der Straße, denen man täglich begegnet, ohne sie zu kennen, irgendwie auch im Weihnachtsrausch sind. Das gibt mir ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wenn dann noch Schnee fällt, ist es wie ein Wunder und ich möchte das die Zeit still steht.
43, männlich, Reinheim
Typisch deutsch ist es, im Ausland zu erklären zu wollen, was eine Lebensversicherung ist, insbesondere was Inhalt der Versicherung ist und unter welcher Bedingung sie eintritt.
Fortsetzung – Seite 5
52, männlich, aus Braunschweig
Ich unterscheide hier zwei Bereiche, zum einen den ererbten Bereich, die historischen Wurzeln: Deutschsein ist für mich: die gleiche Herkunft, die gleiche Sprache, die gleichen Traditionen. Zusammen aufgewachsen sein, zusammen etwas erreicht haben, deutsche Vorfahren haben, zumindestens die Großeltern sollten unseren kulturellen Hintergrund teilen. Ich weiß, dass wenn ich z.B. von Peter Alexander oder vom Lied: „Alle Vögel sind schon da“ spreche oder typisch deutsche Sprichwörter verwende, verstanden werde, da mein Gegenüber die gleichen Informationen damit verbindet. Unsere Geschichte ist die Deutsche Geschichte, egal wie man sie interpretiert.
Daneben gibt es für mich als zweiten Bereich einen gesellschaftlichen Konsens, der nicht aufgebrochen werden darf, hier sehe ich die abendländischen Werte der Aufklärung und Philosophie, auch dieses ist für mich unabdingbar mit einem funktionierenden Gesellschaftsmodell verbunden. Unsere Auffassungen vom Zusammenleben sind in allgemeinen Grundsätzen als gleich anerkannt. Ich akzeptiere andere Meinungen und bin für die Gleichheit von Mann und Frau mit gleichen Rechten und Pflichten. Ich bin für den Wettbewerb im politischen System (leider z.Zt. nicht vorhanden). Ich lasse mich, und das ist sehr wichtig, auch überzeugen, das ich auch einmal mit meiner Vorstellung daneben liegen kann. Religiöse Ansichten und Auffassungen sind Privatsache, auch wenn ich gläubiger Christ bin, und haben nichts, aber auch gar nichts im Kontext des politischen wie gesellschaftlichen Handels zu suchen. Soll heißen, die Kirchen haben keine politische Gestaltungsmöglichkeit.
Gleichwohl werden anerkannte christliche Feiertage und Traditionen auch öffentlich begangen und gelebt Die Wissenschaft und Forschung geht einher mit der vor Jahrhunderten mit Luther einsetzenden Aufklärung, dieses sind Grundpfeiler unseres Wohlstands und unserer Lebensqualität, diese Bereiche müssen ohne Wenn und Aber als Grunddisziplinen hoch gehalten werden. Unsere Gemeinschaft verbinden viele gemeinsame Interessen und wir haben annähernd gleiche Ziele für unser Lebensglück. Besonders wichtig ist auch ein Zugehörigkeitsgefühl zu meiner deutschen Nation.
Der erste Teil meines Deutschseins ist der überkommene, dieses kann kein Außenstehender schnell erreichen. Der zweite Teil ist eine Vorgabe, die ich von Menschen erwarte, die sich hier niederlassen und integrieren wollen. Integration beginnt mit der Akzeptanz der vorhandenen Wertegemeinschaft und kann immer nur von den „Neuen“ kommen. Natürlich gehört hier auch der Erwerb der nationalen, also deutschen Sprache dazu.
49, männlich, von Bonn nach Los Angeles
Regeln folgen und „korrekt sein“. Glauben, man kann die zu sehr Andersdenkenden einfach verbieten, ob sie nun zu links (KPD), zu rechts (Nazis) oder zu andersgläubig (Scientologen) etc. sind.
Denken, man ist aufgeschlossen und weltoffen, aber nicht merken wie sehr man eigentlich alles durch die deutsche Brille betrachtet – besserwisserisch.
Aber auch vertrauenswürdig. Treu. Pünktlich. Man kann sich auf die Deutschen verlassen.
54, männlich, aus Frankfurt am Main
Deutschsein ist, sich überhaupt den Kopf darüber zu zerbrechen, was deutsch an sich sein soll. In dieser Form gibt es das nirgendwo, nicht einmal in national prekären Staaten wie Belgien oder Spanien. Unsere lange nichtnationale Geschichte – bis 1871 und in gewisser Weise ab 1949 – hat eine merkwürdige Divergenz zwischen einer angenommenen deutschen „Kulturnation“ und der Staatlichkeit, die unter dem Begriff „Deutschland“ verfasst ist, entstehen lassen.
Wenn also ein zugewanderter Araber, Türke oder Singhalese heute ein „Deutscher“ sein kann – was bin ich dann? Deutsch-Deutscher? Denn das habe ich gelernt: bereits das Beharren darauf, dass „Deutsch“-Sein auch etwas Ethnisches kennzeichnen muss, um es einzugrenzen, zu beschreiben, gilt ja bereits als rassistisch. Oder rechts.
Insoweit ist für mich die Verweigerung, deutsch zu sein, sein zu wollen, sehr deutsch. Entstanden ist sie freilich nicht im EU/Migrations-/Wir haben aus der Geschichte-gelernt-Wahn der Zeit nach 1968, sondern sehr lange zuvor. Eine tiefe Ursache mag in der großen Enttäuschung von 1848 liegen – wo man bei einer Ursachenforschung nach den Hintergründen der Katastrophen von 1914 und 1933 sicher beginnen sollte.
Zum Schluss noch dies: ich bin öfter im Ausland. Dass ich in Deutschland bin, erkenne ich stets und zuverlässig daran, dass erstens niemand deutsch und zweitens jeder auf der Straße eine andere Sprache spricht. Wäre das in Italien, England, Frankreich, Polen, ja sogar in den USA denkbar? In meiner Heimatstadt ist es determinierender Alltag geworden. Fremd fühle ich mich nicht in New York – sondern in Frankfurt oder Köln.“
57, männlich, NRW
Ich differenziere „integrationsvorbildliche“ …
- leistungsfähig, produktiv, innovativ, qualitätsbewusst, loyal, abwägend, präzise, vielseitig, belastbar, hilfsbereit, freiheitsliebend, häuslich, naturschätzend, gleichberechtigungsaffin, pazifistisch, kulturaffin i.w.S. (von Literatur über Musik und Kunst bis Sport“schau“)
… und „integrationsschädliche“, wohl besser nicht nachahmenswerte Eigenschaften:
- bequem, gutgläubig, zinsgeil, neidisch, dominant, selbstherrlich, bürokratisch, staatsgläubig, verantwortungsscheu, launisch, spießig, missstandstolerant.
56, männlich, Niedersachsen
Deutsch sein: Einem Volk zu entstammen, das seine Ursprünge zwischen Nordsee und Alpen und zwischen Elsaß und Memelland hat.
„Deutsch“ kann man nicht werden, sondern deutsch ist man durch Geburt; dagegen kann man sich nicht wehren, aber man kann auch nicht stolz darauf sein. Man ist es einfach, oder eben nicht.
Deutsch sein bedeutet auch ganz besondere Vielfalt: (Ost)friesen, Pommern, Ostpreußen, Schlesier, Sachsen, Hessen, Thüringer, Bayern, Franken, Westfalen, Schwaben u.a. haben ihre eigenen Dialekte, haben eigene Rezepte, haben ihre eigene Geschichte und Traditionen. Aber alle haben ein gemeinsames Fundament in der oben umschrieben Herkunftsgegend.
Die deutsche Sprache ist für mich dabei nicht ausschlaggebend. Es gibt Millionen Menschen, die deutscher Herkunft sind, aber seit vielen Generationen in anderen Ländern leben. Dies wird überdeutlich an den sogenannten Rußlanddeutschen, Siebenbürgern oder auch an US-Amerikanern, die deutscher Herkunft sind.
54, weiblich, Norddeutschland: Neid auf Amerikaner
Innerhalb der Subkultur, in der ich meine Abiturienten- und Studentenjahre verbracht habe, galt ein gewisser Deutschlandhass als gesetzt. Und wenn man Deutschland schon nicht hasste, so musste man es doch zumindest verachten. Das typische Bild war der weiße Tennissocken tragende, kurzbehoste Landsmann in Sandalen, der sich im Ausland rüpelhaft benimmt und der einem als kultiviertem Europäer doch so unendlich peinlich ist. Es kursierte der Spruch „Liebe Ausländer, lasst uns bitte nicht mit den Deutschen allein“.
Irgendwann einmal habe ich gelernt, genauer hinzusehen. Mir wurde klar, dass meine Wahrnehmung dieses Landes wenig mit der Realität, sondern viel mehr mit meinen Vorurteilen, Abgrenzungsbemühungen und meiner Arroganz zu tun hatte. Damals habe ich verstanden, dass wir alle fehlbar sind und dass man nur das verantworten muss, was man auch beeinflussen kann. Ich habe nicht mehr nach Schuld gefragt, sondern versucht, mich in die Lage meiner Eltern und Großeltern zu versetzen. Wie hätte ich mich damals verhalten – nicht in meinen Heldenträumen, sondern ganz realistisch. Da habe ich meinen Deutschlandhass recht schnell abgelegt.
Was aber bleibt vom Deutschsein heute, wenn man es nicht ex negativo („nie wieder….“) beschreiben will? Wenig, was ich klar benennen kann. Alle europäischen Kulturen sind seit dem 2. Weltkrieg so stark von der anglo-amerikanischen überformt, dass sich die Unterschiede im Vergleich zur Vorkriegszeit kaum noch erkennen lassen. So wie der Dax dem Dow folgt, so manifestiert sich jeder größere amerikanische Trend spätestens nach zwei Jahren in Europa.
Das ist möglicherweise keiner Aufregung wert. Wenn ich mir die verzwergte deutsche Kulturlandschaft ansehe, identifiziere ich mich doch lieber mit einem abstrakten Europäertum. So ist aus Verachtung eine diffuse Distanz geworden. Und der Neid auf die Amerikaner, die letztlich so viel mehr von Freiheit verstehen.
60, männlich, „noch-Deutsch“
Es ist nicht einfach zu beschreiben, was typisch deutsch ist und wie wir ticken, denn offenbar denken viele ganz anders als ich, das nennt man wohl Toleranz.
Deutschland funktioniert nach festen Regeln, so ist auch unser Gesetz (Grund-, Straf-, und …) aufgebaut, aber diese Regeln gelten möglichst nur für die Anderen. Das erleben wir tagtäglich im Straßenverkehr, da herrscht heute Anarchie. Früher wurde an roten Ampeln noch angehalten, bei Überholverbot nicht überholt und bei Tempo 30 ungefähr Tempo 30 gefahren.
Wir glauben manchmal, dass diese Regeln der ersten Gastarbeiterwelle zum Opfer gefallen sind, stimmt aber nicht. Denn die ersten Italiener, die 1955 zu uns nach Deutschland gekommen sind, die kamen mit dem Zug, weil sie kein Auto hatten. Dann müssen es wohl die Türken gewesen sein, die den Istanbuler-Fahrstil hier eingeführt haben und der von den Deutschen gerne übernommen wurde, oder waren es etwa die Franzosen?
In Deutschland ist alles geregelt und was nicht explizit erlaubt ist, das ist verboten. Kinder-Fußball am Garagentor zur Mittagszeit ist fast so strafbar wie Majestätsbeleidigung. Steuerhinterziehung wird fast härter bestraft als Mord – weil das geht ja gar nicht – das ist ein Verbrechen an der Gemeinschaft. Selbst der Fußball findet nach festen Regeln statt, auch wenn wir mit dem Schiedsrichter hadern, weil er immer die gegnerische Mannschaft bevorteilt und das jeden Samstag wieder aufs Neue.
Deutsch sein gibt es eigentlich nicht, denn Deutsch sein gilt genau so für Österreich, Schweiz, Niederlande und Skandinavien. Es ist geprägt von Duldsamkeit und Integration in die Gemeinschaft oder den Stammtisch. Deutsch sein ist aber in Bayern ganz anders als in Hamburg, wie auch die Sprachen ganz unterschiedlich sind. Aber auch die deutsche Sprache lebt von ihren Regeln und ihren Ausnahmen (eine Semmel aber zwei Semmeln).
Deutschland als Sprachregion hat viele Sprachen, Schwizerdütsch, Alemannisch, Hessisch, Rheinisch, Sächsisch, Plattdeutsch…, nein das Berlinerische ist keine Sprache, berlinerisch ist eine Zumutung, eine Aneinanderreihung von grammatikalischen Fehlern und Unverschämtheiten, so wie der Berliner an für sich keine Volksgruppe ist, es ist eine Ansammlung von Menschen, die anderswo niemand haben wollte und außerdem sind sie frech. Berlin hat es bis heute nicht geschafft, sich von der Käseglocke zu befreien, unter der ein Sonderklima herrscht und die die Politiker vor der rauhen Wirklichkeit schützt.
Toleranz, Zurückhaltung, Disziplin und arbeitsam, leise, fleißig und bemüht die Regeln der Gesellschaft zu befolgen, spießig aber traditionsbewusst, rechthaberisch, besserwisserisch und neidisch, typisch deutsche Attribute, die wollen wir aber den zukünftigen Neudeutschen hoffentlich nicht anerziehen. Wir als Deutsche wünschen uns von den neuen Bürgern, dass sie all die Fehler nicht begehen, die wir täglich bei den Anderen feststellen, denn jeder Deutsche ist unfehlbar.
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Über das Deutsch-sein lässt sich endlos theoretisieren. Doch theoretisch wollen wir es von Ihnen gar nicht wissen. Sondern was macht für Sie ganz praktisch Deutsch-sein aus? Wohin sollen sich denn Migranten integrieren? Ist es nur die Sprache und die Gesetze der Mülltrennung? Was sind deutsche Werte, was macht die Leitkultur dieses Landes aus? Die Forderung nach Integration ist schnell hingesagt, und schwer realisiert. Was ist Ihr Deutschlandbild?
Dazu bitten wir um Ihren Beitrag, um Ihr Hier und Jetzt mitten in Deutschland, warum nicht auch um die Erzählung Ihrer Großmutter, um Fotos, die für Sie typisch Deutsches darstellen. Was immer Ihnen dazu in den Sinn kommt. Das ist kein Aufsatz-Wettbewerb, sondern die Bitte um Spontanes, so ernst und so witzig, wie Sie wollen. Zu dieser Lockerungsübung von Volksbefragung im oft viel zu tierisch ernsten öffentlichen Schlagabtausch laden wir Sie herzlich ein.
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