Tichys Einblick
Antisemitismus-Beauftragter Klein

Die Ampel bekämpft einen neuen „Nazi“

In Deutschland gibt es noch Wachstum. So liefert die Ampel etwa zuverlässig, wenn es darum geht, jemanden unter Extremismus-Verdacht zu stellen. Dieses Mal ist gleiche eine ganze Berufsgruppe "Nazi".

picture alliance / Frank May | Frank May

Der Blog „Rio-Ramscht“ hat 2016 eine Liste angelegt, wer und was alles schon unter Nazi-Verdacht in Deutschland gestanden hat. Die wuchs schnell auf über 100 Beiträge an. Allerdings war das in der Zeit vor der Ampel. Seitdem die an der Macht ist, kommt kein Chronist mehr mit der Flut an Extremismus-Vorwürfen hinterher. Dieses Mal ist es eine ganze Berufsgruppe, die von der Ampel unter Vorbehalt gestellt wird.

Die Rede ist von den Homöopathen und Heilpraktikern. Dieser Berufsstand solle die eigene Vergangenheit reflektieren, empfiehlt der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, in einem Interview mit dem Schwäbischen Tagblatt. Die Nazis – also die echten, die sechs Millionen Juden ermordet haben – hätten die Homöopathen und Heilpraktiker als privilegiert behandelt. Denn: „Die Nazis waren Menschen, die der so genannten Schulmedizin sehr kritisch gegenüberstanden.“

Die Heilpraktiker und Homöopathen also als Nazis überführt. Aber dabei kann es Klein nicht belassen. Schließlich hat er genau an der Stelle die Chance, den Nazi-Vorwurf auf den aktuellen politischen Gegner zu übertragen. Und Klein lässt die Chance nicht aus. Es geht um die „Corona-Leugner“, wie das Schwäbische Tagblatt die Gegner der Pandemie-Maßnahmen nennt, stigmatisiert und abkanzelt. Er wolle keinem etwas unterstellen, so Klein. Natürlich nicht. Aber: „Trotzdem müsse man sehen: Eine der Hauptverantwortlichen, die damals den sogenannten Sturm auf den Reichstag angeführt hat, war eine Heilpraktikerin.“ Beweisführung abgeschlossen.

Ist das jetzt eine einzelne Meinung eines Bundesbeauftragten? Oder steht die Ampel hinter ihrem Mann? Das wollte der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU) von der Bundesregierung wissen. Die steht, wie die Ampel den Arzt Pilsinger wissen lässt: Klein habe die „rechtshistorische Forschungslage“ in dem Interview wiedergegeben. Auch teile die Bundesregierung Kleins Hinweis, „dass es bei den Corona-Leugnern antisemitische Narrative gegeben hat“. Ja, die Bundesregierung benutzt tatsächlich in einer offiziellen Antwort den diffamierenden Begriff für die Gegner ihrer Politik.

Pilsinger befremdet das Verhalten der Ampel und ihres Beauftragten: „Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung bringt den Beruf des Heilpraktikers in Verbindung mit Antisemitismus und damit in Verruf. Das ist deutlich daneben.“ Es wäre schlimm genug, dass die Ampel in ihrer Antwort dem Kernvorwurf aus dem Weg gehe. Sie setze auch noch einen obendrauf, indem sie die Heilpraktiker in die Nähe von „Corona-Leugnern“ rücke. „Diese Pauschalisierung ist so schlicht unfair.“

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