Wer zwischen 1965 und 1980 geboren ist, den bezeichnen Sozialwissenschaftler als „Generation X“. Sie sind die, die nach den geburtenstarken Jahrgängen kommen. Selbst noch im Wohlstand aufgewachsen müssen sie zusehen, wie sie als erste Generation weniger haben als die Generation davor. Die Bezeichnung ist nicht allen bekannt. Auch weil sie eigentlich nicht treffend ist: Denn Generation Untergang wäre viel plastischer.
Wer zwischen 1965 und 1980 geboren ist, kann ein Partyspiel spielen: „Wie viele angekündigte Weltuntergänge haben wir schon überlebt?“ Waldsterben, Mayas und Majas, Sonnenfinsternis, Jahrhundertwende und allem voran: den Atomtod. Der drohte der Generation X wahlweise durch einen Krieg oder die Explosion eines Kernkraftwerks. Kein X-ler ist durch seine Jugend gekommen, ohne einmal mit „The Day after“ gequält worden zu sein. Jenem Film, in dem gezeigt wird, wie das Leben am Tag nach dem Knall sein wird – beziehungsweise das Sterben.
Das mit den Majas war im Übrigen kein Rechtschreibfehler. Als 1976 zum ersten Mal die Biene Maja im deutschen Fernsehen lief, lief die Elterngeneration Sturm. Das sei der Untergang des Abendlandes. Kinderfernsehen habe nicht bunt und unterhaltsam zu sein – ein Erwachsener habe den Kindern zu erzählen, was er dem Nachwuchs eben so vermitteln wolle. Im Wesentlichen war das die Angst vor dem Untergang.
Denn diese Angst vor dem Untergang kommt gar nicht von der Generation X. Sie ist ihr von den Boomern aufgezwängt worden. So heißen die, die nach dem Krieg geboren wurden und in den vollen Genuss des wirtschaftlichen Aufschwungs gekommen sind. Dieser Genuss des Materiellen hat die Boomer so süchtig gemacht, dass sie Schulden aufnahmen, um den Aufstiegsrausch verlängern zu können.
In Deutschland ist die Generation X in der Macht angekommen. Die beiden Grünen Robert Habeck und Annelana Baerbock sind an den beiden Enden des Zeitkorridors geboren worden. Ebenso wie Cem Özdemir, Lisa Paus und Omid Nouripour. Christian Lindner und Marco Buschmann (beide FDP) sind jüngere Vertreter der Generation X – auch wenn die Politik sie vorzeitig altern ließ.
Die Ampel ist die Regierung der Generation X. Sie könnte gar nicht typischer für diese verlorene Generation sein. Denn zuallerst hat ihnen der Lauf der Zeit in Olaf Scholz (SPD) einen Boomer vor die Nase gesetzt. Es ist das Schicksal der Generation X, dass sie an denen nicht vorbeikommt. Dass sie damit leben müssen, dass ein Boomer vor ihren Augen die Ressourcen verschwendet und sonst nichts mehr tut, außer noch eitel zu sein und ihnen sinnlos im Weg zu stehen.
Es fehlt der Generation X an Selbstvertrauen. Die CD ist das Symbol ihrer Zeit. Die Generationen Y und Z lachen längst darüber und hören Playlists im Internet. Die Boomer sind stolz auf ihre Venylplatten und geben ein Vermögen dafür aus. Nur die Generation X schämt sich für ihren Tonträger und verramscht ihn für einen Euro das Stück auf Flohmärkten. Das Geld kann er gut gebrauchen. Denn als Mitglied der Generation X hat er hohe Kosten zu tragen.
Die Generation X kommt für die Schulden der Boomer auf und hat sich gleichzeitig vorgenommen, die Altersvorsorge für Y und Z mit zu übernehmen. Diesen Wohlstand will der X-ler erwirtschaften, ohne die Umwelt zu belasten. Dabei sollen Radwege in Peru und Feminismus in Südafrika gleich mit aufgebaut werden. Und das, während die Jüngeren auf seinem Rücken kürzer arbeiten und die Alten ohne Abschläge früher in Rente gehen. Die Generation X hat kein Selbstvertrauen, die Generation X lässt es mit sich machen.
Ihre Partei sind die Grünen. Deren Gründung und Aufstieg hat die Generation X live erlebt. Mit ihr spülten diese Jahrgänge ihre Leute an die Schalthebel. Doch da angekommen zeigt sich auch, die Generation X hat eine Tendenz, Dinge zu verbocken. Man nehme nur die Musik. Nirvana waren ja noch ganz okay. Aber dann kamen Techno und Eurodance – der wahre Untergang des Abendlandes.
Auch in der Politik verbockt es die Generation X. Die Steuern sind so hoch, dass die Wirtschaft erlahmt. Die Preise drücken den Verbrauchern den Lebensnerv ein. Was macht die Ampel? Sie führt eine Fleischsteuer ein. Hohe Regierungsvertreter haben erkannt, dass die überbordende Bürokratie freies Unternehmertum unmöglich macht und das Land dysfunktional. Und was macht die Ampel? Sie führt eine Versicherungspflicht für Rasenmäher und Gabelstapler ein. Trennscharfes Denken ist nicht die Sache der Generation X. Vielleicht hätten sie als Kinder doch nicht so viel Biene Maja schauen sollen.
Vielleicht ist es aber auch nicht die Schuld der Generation X. Was soll denn aus einem werden, der weiß, dass er seinen Wohlstand nicht für sich, sondern für Boomer mit überhöhten Ansprüchen und faule Y-linge und Z-ler erwirtschaftet? Dem die Älteren sagen, dass es den Morgen danach eh nicht geben wird, weil uns bis dahin der Atomtod ereilt hat, der Klimawandel das Leben auf der Erde unmöglich macht und die Zeitschaltuhr seiner Kaffeemaschine ihn zum Jahrtausendwechsel umbringen will?
Robert Habeck und Annalena Baerbock werden oft kritisiert. Gelegentlich sogar von diesem Medium. Aber hat sich schon mal jemand überlegt, was es aus jungen Menschen macht, wenn sie die Zeit ihrer Ausbildung mit Jürgen Trittin, Claudia Roth und Renate Künast verbringen müssen? Das macht etwas aus Menschen. Und offenbar nichts Gutes. Wenn die Geschichte vom drohenden Weltuntergang aus dem Mund von Renate Künast kommt – wer will da nicht an ihn glauben?
Die Angst vor dem Untergang ist ein alter Trick der Mächtigen. Angst hält die Untertanen untertänig. Mächtige haben nur manchmal das Problem, dass sie anfangen, ihre eigenen Geschichten zu glauben. Besessen vom Untergang sind eigentlich die Boomer. Es ist die eigene Überheblichkeit, die Boomer anfällig dafür macht. Der Glaube, dass nur durch sie und wegen ihnen die Welt und das Leben da seien, lässt nur noch den Schluss zu, dass beides demnächst untergehen müsse. Je näher der egozentrische Mensch dem eigenen Tod kommt, desto klarer sieht er den Untergang des Landes, der Gesellschaft und der Welt kommen.
Die Generation X ist letztlich nur ein Opfer der Generation, die von sich zurecht behauptet hat, dass sie mehr ist. Die Boomer haben den Nachwuchs mit dem Glauben an den Untergang ausgestattet – nicht mit dem Wissen, wie sie den Tag danach meistern können. Der Generation fällt dann als Reaktion auf eine schwere Wirtschaftskrise halt eine Fleischsteuer ein, weil… also… weil… nun… – weil’s im Untergang ohnehin mehr darauf ankommt.