Tichys Einblick
Jenseits der US-Wahlen

Amerikas Chancen bis 2050

Ihren Kompetenzverlust bei den PISA-Rängen - von Rang 24 auf 36 seit 2003 - dürften die US-Amerikaner noch schmerzhafter empfinden als ihre Präsidenten.

imago Images/Hans Lucas

Für den Fall eines Wahlsiegs der Demokraten bei den amerikanischen Präsidentenwahlen haben sie ihrem Kandidaten zwei Programmpunkte vorgegeben: (1) Er soll die Erde kälter machen und (2) er soll die Schutzbarrieren um Nordamerika einreißen. Der erste Programmpunkt begeistert vor allem in Kanada und Westeuropa. Das zweite Ziel erfreut in erster Linie Lateinamerika, wo nach Gallup (2017) über rund 180 der 660 Millionen Einwohner in den Norden umsiedeln wollen. Das kann auch gar nicht anders sein, weil ihre Heimat-Territorien wegen Kompetenzmangel ökonomisch absinken (dazu die drei rechten Kolumnen der beiden Tabellen). In den USA hingegen haben gerade Bildungsferne aus aller Welt Zugriff auf vielfältige Sozialprogramme.

Beide Programmpunkte der amerikanischen Democrats finden höchste Aufmerksamkeit bei den 1,7 Milliarden Menschen in Ostasien. Ihnen ist die Erde auch heute schon kühl genug und ihre Grenzen öffnen sie ohnehin nur für Könner. Nun optimieren sie zusätzlich ihre Wettbewerbslage, weil Amerika – mit weniger als einem Zwanzigstel der ostasiatischen Hightech-Talente (zweite Tabelle) – seine raren Kräfte mit dem Abschirmen der Sonne in Atem hält.

Beide Tabellen schauen auf Kinder von 15 oder weniger Jahren, weil die nicht prognostiziert werden müssen, sondern bereits geboren sind und die Sieger oder Verlierer von morgen bestimmen. Die 15-jährigen Asse von 2018 sind 2050 gerade einmal 47 Jahre alt. Die heute noch ganz Kleinen legen dann erst richtig los. Da allerdings in der zweiten Tabelle die real gemessenen Leistungen von 2018 auf alle jüngeren Kinder bis zu den Neugeborenen übertragen werden, könnte sie für etliche westliche Staaten zu optimistisch aussehen. Schließlich haben die meisten seit dem Beginn der PISA-Studien (2000) Plätze eher eingebüßt als aufgeholt. Am härtesten trifft das die USA mit dem Fall von 24 auf 36 seit 2003. Da über diese seit Jahrzehnten etliche Länder der Ersten Welt – etwa Deutschland und Frankreich – Hochqualifizierte durch Auswanderung verlieren und durch bedürftige Fremde ersetzen, wird das auch ihre zukünftigen PISA-Ränge tangieren. Dabei dürften die Amerikaner ihren Kompetenzverlust noch schmerzhafter empfinden als ihre Präsidenten.

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