Immer neue Wokeness-Auswüchse breiten sich aus und nehmen dabei auch immer groteskere Züge an. Gegen diese Verschwörungspraxis kann auch Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah nicht mehr helfen. Wir leben in Absurdistan, doch die Bürger lassen sich jede weitere Drehung willig gefallen. Ein kurzer Aufschrei, und die staatlich- oder zwangsgebühren-alimentierte Mini-Elite kann fröhlich weiter schwurbeln. Ob eine Band in Bern mit blonden Dreadlocks, die in Lokalitäten kein Reggae spielen darf, oder ein harmloser „Mohr im Hemd“ als österreichisches National-Dessert auf dem Index: Der Furor der Bessermenschen macht vor nichts mehr halt.
Was für eine Freude für die ach so gefährdete Umwelt und das Weltklima: Das ganze Papier- und Plastikzeug wird jetzt eingestampft wie die Millionen abgelaufener Spritzen und die Kaffeefilter-ähnlichen Masken, die ab Oktober wieder Pflicht sein sollen. Alles ab in die Atmosphäre! Was schert mich mein Umwelt-Geschwätz von gestern. Das Ganze nimmt in Lichtgeschwindigkeit Fahrt auf. Von Söders Lieblingen, den schulschwänzenden Kids von FFF, hört man nichts dazu.
Übrigens: Söders ehemaliger „Frei“-Staat ist besonders gründlich. Das CSU-regierte Augsburg verbannte den Hotelnamen „Drei Mohren“ und den Zigeunerbach, jetzt kommt Ingolstadt: Das mit positiven Bewertungen überschüttete „Café Mohrenkopf“ steht auf der Abschussliste. Dessen Chef trotzt den woken Bestrebungen tapfer: „In letzter Zeit häufen sich nun negative Bewertungen auf Google, weil wir Café Mohrenkopf heißen. Damit wird die Arbeit, die wir täglich leisten, schlecht gemacht, obwohl diejenigen nicht vor Ort waren, sondern nur etwas gegen den Namen haben.“ Er gedenke nicht, den Namen des Cafés zu ändern.
Zurück zu Winnetou: Bereits zur Fastnacht 2019 gab es einen deutschlandweiten erbitterten Streit um Kinder, die sich als Indianer oder Scheichs verkleideten. In einer Hamburger Kita waren diese Kostüme unerwünscht. Die Leitung im Stadtteil Ottensen teilte den Eltern mit: Besser seien „vorurteilsfreie Kostüme“, was auch immer das sei. „Wir achten im Kita-Alltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung“ – und das solle sich auch an Faschingstagen nicht ändern, hieß es. Deshalb bat sie um Verkleidungen, die keine Stereotype wie Geschlecht, Hautfarbe und Kultur bedienen.
In der Frankfurter Rundschau heißt es nun zum Karl-May-Film: „Dies ist keine Filmkritik, denn nach etwa einer Stunde hatte ich genug von rassistischen Darstellungen indigener Völker Nordamerikas“. Was in der deutschen Produktion dargestellt werde, „ist in den meisten westlichen Filmkulturen schon lange von Leinwänden und Bildschirmen verbannt. Rötliches Make-up für weiße Darsteller ist als ‚redfacing‘ verpönt. In einem Kinderfilm noch heute das Volk der Apachen dargestellt zu sehen wie bei einer Kölner Karnevalsfeier, ignoriert alle Bemühungen, die verfälschende Repräsentation aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht über die Generationen weiterzugeben.“
Dagegen der Berliner Tagesspiegel mit eher ungewohnten Tönen: „Die Einlassungen des Ravensburger Verlages zeigen, dass sie dort wenig über den Erfinder von Winnetou wissen und historisch blind sind … Karl May predigte Völkerverständigung und Pazifismus … Karl Mays Waffe war das Wort – trotz Silberbüchse, Henrystutzen oder Bärentöter. Ihn pauschal zu verdammen, heißt, sich selbst ins Knie zu ballern.“
Ein Mitarbeiter des ZDF im Bereich Social Media bittet in einem Kommentar die Nutzer darum, das „I-Wort“ nicht weiter zu verwenden. Nach reichlich Verwunderung, Kritik und auch Spott löscht das ZDF den Kommentar wieder: „Liebe Community, wir haben einen unserer Kommentare unter diesem Post gelöscht. Darin haben wir User*innen aufgefordert, ‚das I-Wort in der Kommunikation zu vermeiden‘. Diese unglückliche Formulierung bedauern wir. Gleichwohl bitten wir grundsätzlich, auf die sensible Verwendung von Sprache zu achten.“
Viele träumten zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der „Neuen Welt“, dem Wilden Westen, den USA. 1913 schrieb Franz Kafka dazu sein legendäres Prosa-Stück „Wunsch, Indianer zu werden“. Den hatte auch eine Berliner Spitzen-Grüne launig auf einem Parteitag geäußert. Die Partei kroch zu Kreuze. Wird nun auch Kafka gecancelt?
Doch wahrscheinlich wissen die Jünger des Wokismus gar nicht, wer Kafka ist. Da lassen sich unbekümmert Fake News verbreiten. Wir haben ja auch eine Außenministerin, die Kobalt für Kobold hielt und einen Wirtschaftsminister, dem die Pendlerpauschale unbekannt war. Und einen Kanzler, der das Gedächtnis verloren hat. Und 16 Jahre lang eine Physikerin an der Macht, der die einfachsten Gesetze von Atomkraft oder Energieabhängigkeit nicht bekannt waren.
Der renommierte Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel hat eine herrliche Lösung des „Falls“ Winnetou/Karl May getwittert: „Winnetou outet sich endlich als Winniti, besteigt sein gemietetes Lastenrad und fährt durch neu angelegte Ausgleichflächen zu seinem People of Color Kumpel ‚Jung Global Hand‘ um gemeinsam im Sonnenuntergang die Regenbogen-Flagge zu hissen und mit einem Prosecco (natürlich aus Bio-Trauben) auf die Tatsache anzustoßen, dass ihnen in dieser Woche ihre Klima- und Gesundheits-App gleich zweimal den Zugang zur Lebensmittelausgabe der Regierung erlaubt hat.“
Aus dem Volk der Dichter und Denker ist eines der Richter und Henker geworden. Während wir unter dem Regierungsterror von Corona- und Energiesparmaßnahmen zugrunde gehen und uns die Russland-Sanktionen mehr schaden, als sie der Ukraine nutzen, schwurbelt ein Mini-Biotop verwirrter Ideologen von Mohrenköpfen, Dreadlocks und Winnetou. Obwohl Stimmen, die sich gegen solche Bestrebungen aussprechen, in der Menge bei jeder Runde zunehmen, bleibt der Aufstand wie immer aus. Und wenn er denn kommt, ist er natürlich „Nazi“. Die Herrschenden tun sehr viel dafür mit ihrer tagtäglichen Verschwörungspraxis, d a s s der Aufstand kommt. Ist das der große Plan? Man kommt ins Grübeln. Denk ich an Deutschland …
Ach so: Eine Wette aus meinem Buch steht noch aus, nämlich die Frage: Wie lange wird es wohl die Bushaltestelle „Onkel Toms Hütte“ auf meiner geliebten Nordseeinsel Amrum noch geben? Doch bisher blieben die Nordfriesen standhaft, wenn es auch mit der Orthographie hapert.