Tichys Einblick
Symptomatisch für Deutschland:

Kein Rauch ohne Feuer

Nicht nur die Art und Weise, wie sich Geraldine Rauch verhielt, nicht nur ihre Amtsführung ist erstaunlich (im negativen Sinne), ebenso, dass sie überhaupt in die Ämter kommen konnte, die nun durch sie in Verruf geraten. Und nicht nur die Ämter, sondern auch die Institutionen. Ein Lehrstück notiert von Klaus-Rüdiger Mai.

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Das politmediale und wissenschaftspolitische Berlin gleicht in diesen Tagen einem aufgeregten Hühnerhaufen. Man besitzt keine Erfahrungen mit Rücktritten, damit, Leute zum Rücktritt zu bewegen oder einfach aus dem Dienst zu entlassen, die bislang artig mitgelaufen sind. Es gilt die eiserne Regel – und wenn darüber die Demokratie zerbricht – noch die größte Skandalnudel wird im Amt gehalten, insofern sie erkennbar woke, postmodern, grün oder rot ist. Gesinnung und Haltung first, Kompetenz unwichtig. Vielleicht ist das eine der Hauptursachen für den Niedergang Deutschlands.

Jetzt zermartern sich die Gremien der Technischen Universität die Hirne, wie sie ihre Präsidentin Geraldine Rauch möglichst geräuscharm loswerden könnten und die Sherpas des Bundeskanzlers, wie sie Rauch aus Scholzens ewiggestrigen Zukunftsrat zu entfernen vermögen. Was hat Rauch verbrochen, was schwerer wiegt als Habecks herbeigetrickste AKW Abschaltung?

Nicht die Art und Weise, wie sich Geraldine Rauch verhielt, nicht ihre Amtsführung ist erstaunlich, sondern, dass sie überhaupt in die Ämter kommen konnte, die nun durch sie in Verruf geraten. Und nicht nur die Ämter, sondern auch die Institutionen. Alumni und Förderer gehen auf Distanz zur Technischen Universität. Der Imageschaden beginnt, sich in Euro und Cent umrechnen zu lassen. Verluste an Zuwendungen, Aufträgen und Drittmitteln drohen. Natürlich kann eine politisch irrlichternde Mathematikerin Mathematik lehren, solange sie nicht das Pluszeichen für rassistisch erklärt und durch den Halbmond oder durch das rote Dreieck der Hamas zu ersetzen wünscht. Doch, dass sie mit mehr als fragwürdigen, mit dubiosen Positionen Präsidentin der Technischen Universität werden konnte, dass Olaf Scholz sie in seinen Zukunftsrat berief und die Berlin University Alliance sie zu ihrer Sprecherin ernannte, ist so dubios wie symptomatisch für den herrschenden woken Komplex. In der Berlin University Alliance schlossen sich drei Berliner Universitäten und ein Berliner Klinikum zusammen, und zwar die Freien Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technischen Universität Berlin und die Charité zu Berlin.

Am Montag hatte Rauch noch einen zweifelhaften Antisemitismusforscher zum Antisemitismusbeauftragten der Technischen Universität ernannt, dessen Berufung der Zentralrat der Juden ein „große Enttäuschung“ nannte. Der Zentralrat schrieb – und traf damit den Kern des Problems: „In der dramatischen Situation nach dem 7. Oktober 2023 hat es Prof. Jensen nicht geschafft, glaubwürdig die Gefahren des muslimisch geprägten Antisemitismus zu benennen. Schon zuvor ist er mit Relativierungen aufgefallen, unter anderem in Bezug auf BDS oder die Hamas-Parole „From the River to the Sea“…Hiermit wird Linksextremen und Hamas-Sympathisanten der rote Teppich ausgerollt.“ Rauch hatte hingegen die Personalie so gerechtfertigt: „Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus in unserem Land wächst, ist es uns wichtig, uns dagegen zu engagieren“. Kurz darauf wurde bekannt, was Rauch darunter versteht, sich gegen Antisemitismus zu engagieren, als sie einen Tweet mit einer deutlich antisemitischen Karikatur von Benjamin Netanjahu likte. Das Bild, das Rauch so ausnehmend gut gefiel, könnte auch als Bebilderung des Slogans „Kindermörder Israel“ dienen, der auf Berliner Straßen verbreitet wurde. Dass das kein Versehen war, belegt, dass Rauch zwei weitere Tweets, in dem, wie der SPIEGEL schreibt: „unter anderem der Krieg in Gaza als Völkermord oder Israel als Kriegsverbrecher bezeichnet wird“ likte.

Als am 14. Mai eine kleine Demonstration von etwa 100 Leute sich hinter der Mensa versammelt hatte, gab die TU-Sprecherin Stefanie Terp äußerst devot zu Protokoll: „Wir setzen auf Dialog. Wenn Gesprächsbereitschaft signalisiert wird, stehen wir bereit“. Dialog war nicht beabsichtigt, denn die Demonstranten riefen: „Free free Palastine“- und „Free free Gaza“, später „Israel is a terror state, Germany is a fascist state“. Zum Auftakt sagte ein Redner: „Wir bleiben hier, wir bleiben stark. Wir werden so lange kämpfen, bis Palästina seine Freiheit gewonnen hat.“ Die von einer Dienstreise zurückgekehrte Rauch beschwichtige: „Insgesamt ist alles weitestgehend friedlich verlaufen.“ Im Grunde stellte die Duldung durch die TU und die Verharmlosung durch ihre Präsidentin die Initialzündung für das Protestcamp an der Freie Universität und für die Besetzung und Verwüstung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Humboldt Universität dar. Rauchs Sympathie für die Pro-Hamas-Aktivisten, die von ihren Likes für antisemitische Tweets bestätigt wird, gründet im grünextremen Islamogouchisme. Diese Verbindung der totalitären Linken mit dem Islamismus, reicht tief in die Partei der Grünen hinein, bis hin zur Außenministerin Baerbock, die unbeirrt der Gräuel die Hamas weiter mittelbar durch deutsche Steuergelder unterstützt. Dass das kein Zufall ist, hat sie am Tag der Feier des Grundgesetzes erklärt, als sie sich mit den Worten in einer Lieblingsdisziplin der Grünen, der Täter-Opfer-Umkehr versuchte: „Der palästinensische Außenminister, der Vertreter der PA, der war ja vor einigen Wochen gerade in Berlin, wir haben gemeinsam eine Pressekonferenz gemacht, und er hat genau das Gleiche gesagt, was ich hier gerade sage, dass der 7. Oktober auch für die Palästinenser der schlimmste Tag war…“ Klärt uns die Frau aus dem Völkerrecht darüber auf, dass die eigentlichen Opfer des 7. Oktobers die Palästinenser waren? Dass es etwa die Israelis waren, die am 7. Oktober in Gaza einfielen, Palästinenser töteten, vergewaltigten verstümmelten und verschleppten? Erscheinen vor diesem Hintergrund nicht die Likes der Präsidentin der TU geradezu verständlich, entschuldbar, leider nur ein ganz klein wenig über das Ziel hinausgeschossen, denn „der 7. Oktober“ war „auch für die Palästinenser der schlimmste Tag.“ Waren die Hamas-Fanatiker etwa keine Palästinenser? Ironie aus.

Der Grund für diese Fehlleistungen findet sich in Ideologie und Praxis des Islamogouchisme. An der extrem linken Einstellung von Geraldine Rauch besteht kein Zweifel. TE hatte bereits darüber berichtet, als nicht einmal der Autor sich Rauchs Entgleisungen vorstellen konnte. Plump positionierte sie sich gegen das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, in dem couragierte Wissenschaftler sich gegen die Ideologisierung, die Gleichschaltung der Wissenschaft und gegen Deplatforming und Cancel Culture wehren und für die Freiheit in Lehre und Forschung kämpfen. Es ist kein Zufall, dass Rauch in der Sprache von Ermittlungsbehörden schrieb: „Die Mitgliederliste des Netzwerks umfasst rund 760 Personen. Im Netz finden sich viele Beiträge einzelner Mitglieder, deren Positionen aber nicht klar dem Netzwerk zugeordnet werden können.“ Die Frage der Stasi lautete übrigens: Wer ist wer? Es ging Rauch vor allem um Markierung des Feindes. Renommierte Wissenschaftler wie Sandra Kostner wurden von Rauch aufgezählt in einem Stil, der an ein Stasi-Protokoll erinnert: „Ein Beispiel dafür sind die Äußerungen der Netzwerks-Vorsitzenden Sandra Kostner bei Servus TV in einer Talkrunde über Migration und Pushbacks.“ Rauchs Fazit lautet: „Die TU Berlin positioniert sich klar gegen das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit als Zeichen für Demokratie und als Zeichen für die Solidarität mit allen Menschen.“ Was Rauch unter Demokratie und Solidarität mit allen Menschen versteht, hat sie nun mit ihren Likes verraten. Wenn man das wissenschaftliche Niveau der Präsidentin der TU anschaut, wundert man sich nicht mehr darüber, dass eine Studie der TU, die den Steuerzahler 660.000 Euro kostet, zu dem Schluss kommt, dass die deutsche, natürlich durch und durch rassistische Gesellschaft, an der Clankriminalität schuld ist und die armen Kriminellen letztlich Opfer des Systems sind. So auch der arme Afghane, der sich gestern gezwungen sah, mit dem Messer einen dreisten Islam-Kritiker anzugreifen, wie es die Täter-Opfer-Umkehr des Terrorexperten des SWR nahelegt.

Die eingangs gestellte Frage, wie Geraldine Rauch überhaupt in die Ämter kommen konnte, die nun durch sie in Verruf geraten, beantwortet sich erschreckend einfach, weil der Mainstream in der Ampel und im Berliner Wissenschaftsbetrieb ihre Ansichten teilt. Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, riss die Sympathie mit den Besetzern des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Humboldt-Universität zu dem Zugeständnis hin, dass die Pro-Hamas-Aktivisten bis anderntags gern im Institut verweilen und nach Herzens Lust und Ideologie-Laune das Institut verwüsten konnten. Wieviel Euro: 50 000, 100 000 oder mehr kostet dem Steuerzahler Blumenthals Großzügigkeit? Wieviel Tage, wie viel Wochen Ausfall von Präsenzunterricht die Studenten?

Doch wenig später tuschelte Blumenthal mit dem Mann „von ganz oben“, mit Kai Wegner, während der Verleihung des Wissenschaftspreises in herzlichster Vertraulichkeit. Nicht die Präsidentin wird für die von ihr fahrlässig mitverschuldete Sanierung des Institutes aufkommen müssen, sondern der in den Augen der Regierenden Dümmste der Dummen, der Steuerzahler. Hat Blumenthal, als nur ein Teil der Besetzer sich herabließen, mit ihr zu sprechen, während die anderen fröhlich wie die Brandstifter in dem Stück von Max Frisch das Institut zu verwüsten begannen, nicht die roten Dreiecke der Hamas wahrgenommen, die von den Besetzern zur Markierung ihrer Feinde benutzt werden, für diejenigen, die im Unterschied zum Antisemitismusbeauftragten der TU auch zum muslimischen und antiisraelischen Antisemitismus forschen, die roten Dreiecke, mit denen die Hamas diejenigen markiert, die zu eliminieren sind?

Wenn jetzt das Präsidium der TU und der erweiterte Senat nach einer Möglichkeit suchen, auf auch eine für Rauch schonende Weise die Skandal-Präsidentin loszuwerden, wenn auch Scholzens ewiggestriger Zukunftsrat Rausch hinauskomplimentieren will und die Berlin University Alliance darüber nachdenken muss, sich von Rauch zu trennen, so liegt das keineswegs daran, dass zwischen all jenen große ideologische Differenzen bestehen, sondern nur an dem Umstand, dass Rauch einen Schritt zu weit gegangen ist. Dass sie in der Annahme von üblicher Rückendeckung ungeniert die Heuchelei, das Pharisäertum des woken Berliner Wissenschafts- und Politikbetrieb bloßstellte.

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