Tichys Einblick
Vorwort zum Sonntag

Über den Ponyhof-Protestantismus zum Ramadan

Die evangelische Kirche im Rheinland verspricht zum Ramadan Muslimen Solidarität gegen Diskriminierung und Rassismus. Doch mit diesen Stichworten werden die wichtigen Fragen nicht geklärt, sondern lediglich ein weites Feld notwendiger Diskussionen eröffnet.

imago/epd

Seit Muslime in Deutschland einen beachtlichen Bevölkerungsteil ausmachen, ist es eine gute Tradition und eine schöne Geste, dass die christlichen Kirchen den Muslimen alljährlich zum Ramadan ein Grußwort überbringen.

Meist bleibt es aber nicht bei einem geistlichen Segenswort zum Gelingen der spirituellen Fastenpraxis und der gemeinschaftlichen Festivitäten. Meist nutzen die Kirchen die Gelegenheit, aller Welt zu zeigen, dass sie politisch auf der richtigen Seite stehen.

So heißt es in der diesjährigen Pressemitteilung meiner Evangelischen Kirche im Rheinland beim Grußwort zum Ramadan: „Wo immer Musliminnen und Muslime Diskriminierungen, rassistische Übergriffe oder Ähnliches erfahren, können Sie darauf vertrauen, dass wir solidarisch an Ihrer Seite stehen.“

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Als rot-grün sozialisiertes Kind meiner Zeit bin ich reflexartig dazu geneigt, diesen politisch korrekten Satz wie ein Wackeldackel brav abzunicken. Ja, „Diskriminierung“ und „Rassismus“ sind wirklich absolut verabscheuungswürdige und beängstigende Verhaltensweisen – egal, von wem sie ausgehen. Mittlerweile aber gönne ich mir die Freiheit, über den Inhalt dieses Satzes weiter nachzudenken; selbst wenn ein starker rot-grüner innerkirchlicher Druck dagegen steht, der noch dadurch exponentiell gesteigert wird, dass viele linke und grüne Christen und Kirchenfunktionäre felsenfest davon überzeugt sind, dass ihre Meinung die einzig wahrhaft christliche ist.

Und so wage ich es frisch und frei, folgende Fragen zu stellen:

Es wird deutlich, dass mit den Stichworten „Diskriminierung“ und „Rassismus“ und „Ähnliches“ nichts geklärt wird, sondern lediglich ein weites Feld notwendiger Diskussionen eröffnet wird.

Sicherlich kann ein Protestantismus so tun, als könnten politisch korrekte Worthülsen alle Probleme und Streitpunkte übertünchen. Das ist dann allerdings ein Ponyhof-Protestantismus, der notwendigen Debatten in Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität aus dem Weg geht. Genau solch ein Ponyhof-Protestantismus zeigt sich auch in der Überschrift der Pressemitteilung meiner Kirche zum Ramadan in diesem Jahr: „Solidarisch an der Seite von Musliminnen und Muslimen“.

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Mit solchen allgemeinen und undiffernzierten Solidaritätsbekundungen verhöhnt meine Kirche alle Opfer muslimischer Gewalt und Unterwerfungs-Religiosität. Besser wäre es, wenn Christen sich gesellschaftlich solidarisch mit den Muslimen erklären würden, die ihren Glauben von den gewaltfördernden Tendenzen bestimmter Koranstellen befreit haben und die Respekt vor den Werten unseres Grundgesetzes haben. Diese Muslime sind eine echte Bereicherung für unser Land. Mit ihnen bin ich gerne solidarisch.

Aber ich bin nicht solidarisch mit dem Muslim, der in Dresden im Namen Allahs hinterhältig ein schwules Paar mit dem Messer niedergestochen hat. Ich bin nicht solidarisch mit dem Muslim, der mit dem Koran im Gewissen seine Frau schlägt. Ich bin nicht solidarisch mit derjenigen muslimischen Familie, die ihrer Tochter das Kopftuch als unhinterfragbaren Willen Allahs aufzwingt. Ich bin nicht solidarisch mit dem Muslim, der bei einem gemeinsamen Grillfest das Schweinefleisch auch für alle anderen verbieten möchte. Ich bin nicht solidarisch mit denen, die die Sozialkassen unseres Landes nutzen, aber gleichzeitig unsere demokratischen Rechtsstaat und unsere säkulare Staatsform als dekadent und unislamisch verachten.

„Solidarisch an der Seite von Muslimminnen und Muslimen“ – mit dieser plakativen Überschrift werden Spannungen naiv unter den Teppich gekehrt.

Wer sich aber zu weit von der Realität entfernt, der sollte sich nicht wundern, wenn gesellschaftlich neue Kräfte entstehen, die mehr „Mut zur Wahrheit“ haben. Wenn die Kirche in ihrem Dialog mit dem Islam dermaßen oberflächlich und anbiedernd daherkommt, dann ist es ein gutes Zeichen für eine lebendige und lernoffene Gesellschaft, wenn andere Menschen und Parteiungen die Religionskritik der kläglich versagenden Kirche übernehmen.

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