Tichys Einblick
Satire statt Predigt

EKD beschließt Hundeverbot für kirchliche Mitarbeiter

Die evangelische Kirche sieht sich selber als Lobby für Klimagerechtigkeit. Das Vorwort zum Sonntag heute mit einer Satire, die das neue unfehlbare Dogma aufnimmt und den sakral-politischen Klimaschutz konsequent weiterdenkt.

Die EKD-Synode hatte im November 2022 aus Klimaschutzgründen ein Tempolimit von 100 km/h für kirchliche Dienstfahrten beschlossen. Zudem will sich die evangelische Kirche auf politischer Ebene für ein allgemeines bundesweites Tempolimit einsetzen.

Die Synodalen waren begeistert: „Wir haben Geschichte geschrieben. Eine epochale Zeitenwende. Wir sind von einer Kirche des Wortes zu einer Kirche der Tat geworden. Es gibt keinerlei Gründe für diese tödliche Raserei auf unseren Autobahnen. Ein Tempolimit kostet nichts und bringt viel. Wir kleben fest und unzertrennlich an der Seite der Umweltbewegung.“

In diesem Jahr geht die EKD-Synode entschlossen weiter auf ihrem Weg raus aus der Klimakatastrophe. Es wurde der Antrag eingebracht, dass kirchlichen Mitarbeitern die Haltung eines Hundes verboten werden müsse.

Die fromme Helene Wetterau brachte für diesen Antrag als Deutschlands größte Klimaexpertin ihr geballtes Wissen ein: „Hunde erzeugen enorme Mengen von CO2 durch ihre schnelle Atmung und vor allem durch ihren hohen Fleischkonsum. Daneben werden bei Hundeblähungen Gase freigesetzt, die 457 mal zerstörerischer sind als CO2. Zwei blähende Hunde im Körbchen sind klimaschädlicher als ein Ferrari bei 300 Stundenkilometer auf der Autobahn.“

Auch Deutschlands renommiertester Arzt, Eckart vom Mainstream, unterstützte in seinem Plädoyer aus medizinischer Sicht das Hundeverbot: „Pro Jahr werden in Deutschland 30.000-50.000 Menschen von einem Hund gebissen; vorrangig Kinder in den Halsbereich. Bis zu 8 Personen sterben an den Folgen. Wie lange wollen Sie als evangelische Kirche diesen jährlichen Aderlass noch dulden? Die weltweiten Pandemien, die durch Hundekot ausgelöst werden können, will ich gar nicht erwähnen. Allein schon unserem Gesundheitssystem und den Pflegern zuliebe sollten wir ab sofort jegliches Lebensrisiko ausschließen; ein Hundeverbot ist dazu ein unverzichtbarer Schritt. Ich sage nur: Lasst uns der Wissenschaft folgen!”

Abschließend kam noch Claudia Rot-Grün zu Wort, die sich als Kulturhegemonin selbstverständlich auch für religiöse Fragen verantwortlich fühlt: „Wir Mensch*innen sollten mehr Zeit für unsere Mitmensch*innen haben. Es kann einfach nicht sein, dass wir liebevoll Hund*innen knuddeln und noch nicht mal unsere afghanischen Nachbar*innen mit Namen grüßen können. Im Namen der Mensch*innenrechte sollten wir eine Willkommenskultur für Mensch*innen und nicht für Hund*innen pflegen. Es lässt tief blicken, dass gerade die Nazis Hund*innen geliebt haben.“

Der Diskussionsleiter Gottfried Immerbrav spürte, dass die synodale Gruppendynamik nach diesen emotionalen und antifaschistischen Reden in die richtige Richtung ging. Er brauchte nur noch den Sack zuzubinden: „Weil wir beim Tempolimit A gesagt haben, darum müssen wir jetzt auch B sagen; wir brauchen das Hundeverbot. Die Klimafrage muss zutiefst unser aller Anliegen sein. Sie gehört in die Mitte unserer Gesellschaft, unserer Kirche und unserer Gottesdienste. Damit werden wir gesellschaftlich zum Vortrupp des Lebens. Und auch spirituell kommt Kirche weiter, wenn wir uns ökologisch ausrichten. Die Erneuerung unseres Glaubens beginnt mit der Solarpanele auf dem Kirchendach und mit dem Einschläfern unserer Hunde.“

Und so beschloss die EKD-Synode einstimmig das sofortige Hundehalteverbot für kirchliche Mitarbeiter. „Es gibt keinen Grund für diese tödliche Hunderei in unseren Häusern“, freuten sich abermals die Synodalen. „Wieder sind wir von einer schwachen Kirche des Wortes und der Sakramente zu einer starken Kirche des Aktivismus und der Verbote geworden. Die zweite Zeitenwende innerhalb von drei Monaten. Ein Hundeverbot kostet nichts, spart sogar noch Geld, und bringt viel.“ Zudem werde sich Kirche über ihre politischen Arme SPD/Grüne/Linke dafür einsetzen, dass das Hundeverbot allgemeines Gesetz in Deutschland werde. Und selbst die FDP wolle man mit dem Argument überzeugen: „Nichts ist liberaler als die Freiheit vom Hund.“

Die Presseerklärung der EKD untermauert diesen evangelischen Freiheitsbegriff gegen die Kritik von Querdenkern, Post-Faschisten, Flacherdlern, Verschwörungstheoretikern, Putinverstehern, Neoliberalen, Genderverweigerern, Reichsbürgern, Netzwerkdurchsetzungsgesetzkritikern, Grundgesetzhochhaltern und anderen Schwurblern: „Alle Phrasen von Freiheit und Liberalität helfen an dieser Stelle nicht weiter. Die Freiheit des Einzelnen hat ihre Grenze, wo die Freiheit des anderen beginnt. Und bei der Bewahrung der Schöpfung endet jegliche Freiheit bei meinem CO2-Ausstoß. Punkt. Darum ist es notwendig, dass wir unseren Schäfchen konkrete christliche Lebensstilregulierungen vorschreiben. Es ist fünf vor zwölf. Nur eine christliche Klima-Sharia kann uns noch retten. Nur eine Klima-Sharia ist in diesen Notzeiten liberal.“

Die Menschheit kann also auf die nächsten EKD-Synoden gespannt sein. Die evangelische Kirche hat genügend findige und übergriffige Theologen, Schwärmer und Klimatüftler. Für die Herbstsynode sind bereits vielversprechende Anträge eingegangen: einmal der Antrag auf ein Tempolimit von 750 Umdrehungen für den Schleudergang bei Waschmaschinen, weil ansonsten zu viel Mikroplastik freigesetzt wird; zum anderen ein Tempolimit von 120 km/h für Flugzeuge, damit wir offener werden für den Segen der Entschleunigung und der Stille. Dazu könnte noch ein Halteverbot für Katzen, Hamster, Zwergkaninchen, Schlangen (Genesis 3) und Kirchenmäusen kommen.

Das alles wird wahrscheinlich weltweit, aber ganz sicher für die deutsche Gesellschaft zu einem Klimawandel führen.

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