Tichys Einblick
Vorwort zum Sonntag

Gewalt als Mittel des Glaubens bei Jesus Christus und bei Mohammed

Die Theologie Jesu zur Gewalt ist eindeutig und klar und überzeugend. Genauso klar und eindeutig wie Mohammeds Lehre, die allerdings in eine ganz andere Richtung geht. Das beginnt damit, wie Mohammed mit Jesus umgeht.

Bei Jesus Christus muss man beim Thema Gewalt zwischen Staat und Glauben unterscheiden. Jesus Christus hat dem römischen Staat niemals das Recht abgesprochen, das Schwert zu führen. Er hat sich öffentlich dafür stark gemacht, dem Staat die ihm zukommenden Steuern zu zahlen, obwohl im imperialistischen Römischen Reich ein Großteil der Steuern in das Militär geflossen ist. „Jesus: Wessen Bild und Aufschrift ist auf einem Silbergroschen? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Markus 12,15-17).

Während Jesus dem Staat die Gewalt zubilligte, hat er Gewalt im Bereich des Glaubens strikt und konsequent abgelehnt. Selbst als er ungerechterweise gekreuzigt werden sollte, hat er ein gewaltsames Widerstandsrecht abgelehnt. Als ihn einer seiner Jünger bei seiner Gefangennahme mit dem Schwert verteidigen will, ermahnt er diesen: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52). Vor Pilatus bekennt Jesus: „Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Jünger für mich gekämpft“ (Johannes 18,36).

Das christliche Kreuz ist das fundamentale Symbol, dass Gewalt als Mittel der Religion im christlichen Glauben keinerlei Platz hat. Es gibt einen Jesusspruch, der diesem christlichen Grundgesetz auf den ersten Blick zu widersprechen scheint: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf diese Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Matthäus 10,34). Doch bei genauerem Lesen des Kapitels im Zusammenhang wird deutlich: Es ist an dieser Stelle nicht von dem Schwert die Rede, das Christen gegen andere erheben; es ist an dieser Stelle eindeutig die Rede von dem Schwert, das Andersdenkende gegen die Christen erheben. Jesus bereitet seine Jünger mit diesem Wort auf Christenverfolgungen vor: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Matthäus 10,16). Die Wölfe haben die Gewalt und das Schwert, nicht die Schafe. Jesus fordert also nicht dazu auf, das Schwert für die Sache des Glaubens zu ergreifen, sondern er fordert seine Jünger dazu auf, das Schwert für die Sache des Glaubens zu erleiden.

Die Jesusjünger Petrus und Paulus liegen ganz auf der Linie Jesu. Beide erkennen das Recht des Staates an, das Schwert zu tragen. Paulus schreibt in Römer 13,4: „Denn die Obrigkeit als Dienerin Gottes trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, indem sie das Strafgericht an dem vollzieht, der Böses tut.“ Petrus schreibt in 1. Petrus 2,14: „Die Obrigkeit ist von Gott gesandt zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun.“ Petrus und Paulus billigen wie Jesus dem Staat die Gewalt zu, allerdings auch mit einer klar definierten Aufgabe, diese gegen die Bösen und Übeltäter zu gebrauchen, um damit die Guten zu schützen.

Aber genau wie ihr Meister Jesus Christus verteidigen seine Jünger Petrus und Paulus ihren Glauben nicht mit Gewalt. sondern sind beide bereit, wie Jesus Christus am Kreuz ohne gewaltsamen Widerstand in Ohnmacht und Demut den Märtyrertod zu erleiden.

Die Theologie Jesu zur Gewalt ist eindeutig und klar und überzeugend. Genauso klar und eindeutig wie Mohammeds Lehre, die allerdings in eine ganz andere Richtung geht. Das beginnt damit, wie Mohammed mit Jesus umgeht. Jesus ist im Koran einer der großen muslimischen Propheten wie Adam, Abraham, Noah oder Mose, die allesamt ganz auf Mohammeds Linie liegen. Von daher verwundert es nicht, dass Jesus in Sure 61, die den Titel „Die Schlachtordnung“ trägt, zum Krieg für Allah aufruft: „Glaubt an Allah und seinen Gesandten und eifert in Allahs Weg mit Gut und Blut (!). Solches ist gut für euch, so ihr es wisset. Er wird euch eure Sünden verzeihen und euch in Gärten führen, durcheilt von Bächen und in gute Wohnungen in Edens Gärten. Das ist die große Glückseligkeit. Und andere Dinge wird er euch geben, die ihr mögen werdet, Hilfe von Allah und nahen Sieg! Und verkünde Freude den Gläubigen. O ihr, die ihr glaubt, seid Allahs Helfer, wie Jesus (!), der Sohn der Maria“ (Sure 61,11-14).

Ähnlich wird Jesus in Sure 9,112 als Befürworter des Glaubenskriegs beschrieben: „Sie kämpfen auf Allahs Weg. Sie töten und werden getötet. Das ist ein Allah bindendes Versprechen, gewährleistet in der Thora, im Evangelium (!) und im Koran.“

Verständlich, dass auf diesem Hintergrund Mohammed seine Schwierigkeiten mit der ohnmächtigen Kreuzigung Jesu hatte. So heißt es in Sure 4,156: „Sie kreuzigten ihn mit Gewissheit nicht. Ganz im Gegenteil: Allah erhöhte ihn zu sich; und Allah ist mächtig und weise.“

Für Mohammed ist eine Kreuzestheologie unmöglich, da die Ausübung von Gewalt im Namen Allahs geboten ist, wenn der muslimische Glaube geschmäht wird oder der Gläubige selber angegriffen wird.
Sure 5,37: „Wahrlich, der gerechte Lohn derer, welche Allah und Seinen Gesandten bekämpfen und auf Erden Verderben stiften, ist es, dass viele von ihnen getötet oder gekreuzigt oder dass ihnen Hände und Füße wechselseitig abgeschlagen oder dass sie aus dem Land verbannt werden.“
Sure 22,40: „Die Erlaubnis, sich zu verteidigen, ist denen gegeben, die bekämpft werden, wie ihnen Unrecht geschah.“

Für Mohammed ist sogar die Ausübung von Gewalt zur Expansion des eigenen Glaubens möglich. Sure 8 trägt den Namen „Die Beute“ und beschreibt, dass die zu erwartende reiche Beute zu Kriegen motivieren kann. Bekanntlich steht bei Verteidigungskriegen die Beute nicht im Mittelpunkt.

Sure 48, „Al-Fath“, was normalerweise mit „Der Sieg“ übersetzt wird, heißt eigentlich wörtlich übersetzt „Die Öffnung“. In der islamischen Theologie gibt es daher ganz offiziell den Begriff von „Öffnungskriegen“, was schlicht und einfach „Eroberungskriege“ bedeutet. Bereits mit dem Feldherrn und Krieger Mohammed kam die islamische Eroberungswelle innerhalb von Arabien ins Rollen, die bereits 100 Jahre nach seinem Tod ein neues Reich vom Indus bis nach Gibraltar schuf. Mit einer reinen „Theologie der Verteidigungskriege“ wäre das nicht möglich geween.

Nach der Einnahme eines Landes kann mit Härte, aber auch mit Güte vorgegangen werden. In der Geschichte gab es Beispiele für beides. Zugrunde liegt dabei Sure 9,5, die den harten und den weichen Weg skizziert: „Tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf. Wenn sie aber bereuen, das Gebet verrichten und die Abgabe entrichten, dann lasst sie ihres Weges ziehen. Siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig!“

Eine Reformation des Christentums führt zurück zu Jesus, der in Glaubensdingen die Gewalt konsequent bis in den eigenen Tod hinein abgelehnt hat. Der religiöse Absolutheitsanspruch Jesu (Johannes 14,6) ist für alle Andersgläubigen ungefährlich, sofern er mit der jesuanischen Gewaltlosigkeit einhergeht.

Eine Reformation des Islam führt zurück zu Mohammed, der die Gewalt in Glaubensdingen als eine Option gelehrt und das in seinem Koran als unfehlbares Wort Gottes verklärt hat. Der öffentliche Gebetsruf des Muezzin mit seinem Absolutheitsanspruch („Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“) wird bei vielen Andersgläubigen aversive Gefühle hervorrufen, solange der Islam sich in seinen vielfältigen Strömungen nicht radikal von seinen gewaltaffinen Fundamenten trennt und das Gewaltmonopol eines weltanschaulich neutralen Staates akzeptiert.

Wenn der Absolutheitsanspruch des christlichen Glaubens sich allerdings mit staatlicher imperialistischer Gewalt verbindet, dann ist solch ein Staats-„Christentum“ inhaltlich ganz nah dran an Mohammeds Lehren. In der Geschichte der Kirche können Kreuzzüge, Ketzerverfolgungen, Hexenwahn und Aufrufe zu christlichen Eroberungskriegen nur als theologische Irrlehren gegen den Geist Jesu und des Neuen Testamentes bewertet werden. Die Christenheit steht immer wieder vor der antichristlichen Versuchung, wie im Islam die Glaubensbotschaft mit staatlicher, persönlicher oder glaubensgemeinschaftlicher Gewalt zu vermischen.

PS. Versangaben aus dem Koran nach der Übersetzung von Max Henning.

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