Tichys Einblick

Zum Zustand der EKD

Anna-Nicole Heinrich ist Studentin der Philosophie. Sie hat das zweithöchste Amt der EKD inne: Seit 2021 steht Heinrich als Präses der EKD-Synode vor. Sie weiß, was gut und böse ist, und verbreitet mithilfe ihres kirchlichen Amtes ihre politischen Einseitigkeiten.

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Frau Heinrich ist eine ganz patente Frau. Sie weiß über Politik bestens Bescheid. Sie weiß genau, was gut und böse ist. Und sie verbreitet mithilfe ihres kirchlichen Amtes ihre politischen Einseitigkeiten:

Jetzt sind gerade Aufzüge „gegen Rechts“ angesagt. Die EKD-Doppelspitze ist natürlich auch da engagiert und geht mit der Zeit. Die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, spricht in Hamburg auf der Demo. Präses Heinrich auf der Demo in Berlin; dort schreit sie am 3. Februar 2024 ins Mikrofon: „Menschenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz. Jesus würde kotzen.“

Die Heinrich-EKD ist sprachlich – man kann es leider nicht anders sagen – in der Gosse angelangt. Leider aber auch inhaltlich-theologisch. Insofern passen Form und Inhalt perfekt zusammen:

Mit „Menschenfeindlichkeit“ meint Frau Heinrich natürlich nicht ihre eigene EKD, obwohl Anfang 2024 die große Studie zum sexuellen Missbrauch in der EKD veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse sind erschütternd, weil sie zeigen, dass Menschenfeindlichkeit in der EKD sehr wohl ihren Platz hat. Aber für Frau Heinrich sind in bewährter pharisäischer Manier die Bösen immer die anderen; frei nach dem Motto von Lukas 18,11: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie diese AfD-ler da drüben, die zum Kotzen sind.“

Pegida und AfD sind für Präses Heinrich ganz klar faschistisch. Dass man dies differenzierter sehen kann, zeigt die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot. Sie betont, dass Faschismus nicht per se „rechts“ meine. Der Wortetymologie nach sei jede politische Strömung faschistisch, die alle gesellschaftlichen Institutionen um eine einzige Idee gleichschaltet und zusammenbündelt (lat. fasces = Bündel).

Während bisher die oppositionelle AfD gar nicht die Macht hatte, solch eine gesellschaftliche Gleichschaltung zu bewirken, fällt vielmehr bei den Themen Corona-Impfung, Klimaapokalypse und bei den „Demos gegen Rechts“ auf, wie sich alles an Firmen, Medien, Kirchen, Künstlern, Berufsvereinigungen, NGOs und Persönlichkeiten gleichschaltet und bündelt, was im deutschen Hauptstrom Rang und Namen hat.

Noch stärker irritiert Heinrichs Aussage über Jesus Christus.

Jesus ist in allen vier Evangelien auf Andersdenkende zugegangen. Jesus hat mit seinen Gegnern um die Wahrheit gerungen. Er hat um Verlorene geweint. Selbst noch am Kreuz betet er für seine Feinde: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34). Eine Vergebungsbitte ohne Vorbedingungen!

Mir erschließt sich nicht, wie Präses Heinrich zu der Aussage kommt, dass Jesus gegen Menschen kotzt. Jesus hat niemals mit Menschen gebrochen.

Die Heinrich-EKD scheint das evangelische Schriftprinzip und die Christuszentriertheit als Kompass bei der Wahrheitssuche aufgegeben zu haben.

Und überhaupt: Warum „würde“ Jesus kotzen? Ist Jesus nach der EKD-Synoden-Vorsteherin tot, so dass sie von ihm nur noch im Konjunktiv sprechen kann?

Die Heinrich-EKD macht aus Jesus von Nazareth den EKD-Jesus von Hannover. Dieser ist passend für den eigenen zeitgeistigen Bauchnabel zurechtgebastelt. Doch damit wird die EKD zu einer potemkinschen Kirche. Die Fassade steht noch; der Name Jesus kommt noch vor; einige ethische Modewörter flackern über dem Eingang. Doch hinter der Tür gähnen intellektuelle Bequemlichkeit und die unevangelische Substanzlosigkeit eines simplen politmoralistischen Fundamentalismus.

Es ist zum Weinen.

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