Tichys Einblick
Närrisches zur Karnevalszeit

Die „Politische Korrektheit“ urteilt hart gegen Jesus Christus

Wegen mindestens fünf schweren Verfehlungen müsste Jesus Christus nach den Gesetzen der politischen Korrektheit in der untersten Museumsschublade toxischer Männer verschwinden. Ein imaginäres Gerichtsurteil

imago Images/Leemage

Der internationale Volksgerichtshof der „Political Correctness“ hat getagt. Nach kurzem Prozess wurde Jesus Christus für unverzeihliche Vergehen verurteilt:

Erstens: Jesus Christus war ein Sexist
Begründung: Jesus hat mit seinen 12 Jüngern als engstem Vertrautenkreis nur Männer um sich versammelt (Matthäus 10,1-3). Bei aller Freundlichkeit gegenüber Frauen an vielen Stellen hat Jesus mit dieser weichenstellenden Entscheidung fundamental gegen die Geschlechtergerechtigkeit verstoßen. Aber selbst wenn Jesus seine 12 Jünger aufgeteilt hätte in vier männliche, vier weibliche und vier diverse – weil er selber ein Mann war, ist das Christentum dadurch unüberholbar toxisch-männlich vergiftet.

Zweitens: Jesus Christus war ein Tierquäler

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Begründung: Jesus heilt am See Genezareth einen Mann mit unreinen Geistern. „Da fuhren die unreinen Geister aus und fuhren in die Schweine auf der Weide, und die Herde stürmte den Abhang hinunter in den See, etwa 2000 (!) Schweine und sie ersoffen im See“ (Markus 5,13). Das hätte Jesus unbedingt tierfreundlicher lösen müssen. So eine Schweinerei ist nicht nur für Veganer ein absolutes No-Go.

Drittens: Jesus Christus war ein Rassist
Begründung: Eine Frau aus Phönizien will von Jesus geheilt werden. Er aber weist sie ab mit den Worten: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 15,24). Auch wenn Jesus diese Frau dann doch geheilt hat, distanzierte er sich niemals adäquat von diesen rassistischen Worten.

Viertens: Jesus Christus war ein Umweltzerstörer
Begründung: Jesus findet an einem Feigenbaum keine Frucht. Daraufhin spricht er zum Baum: „Nun wachse auf dir niemals mehr Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte sogleich“ (Matthäus 21,19). In dieser Zeichenhandlung missbraucht Jesus die Natur für seine theologischen Zwecke. Von „Bewahrung der Schöpfung“ kann hier keine Rede sein, zumal betont wird: „Es war nicht die Zeit für Feigen“ (Markus 11,13).

Fünftens: Jesus Christus hat „Kontaktschuld“ auf sich geladen
Begründung: Jesus ist ein „Freund der Zöllner und Sünder“ (Matthäus 11,19). Sogar mit Samaritanern hat er verkehrt, die damals in Israel so verschrieen waren wie heute die AfD, die Kemmerichs, die Wetterleugner, die Euroskeptiker, die Impfdosenbeschaffungskritisierer, die Anti-Genderwahnsinnigen, die Lock- und Knockdown-Querulanten, die Netzwerkdurchsetzungsgesetzbekämpfer, die Verschwörungstheoretiker – und überhaupt dieses ganze elende Dunkeldeutschland.
Wer wie Jesus mit solchen Sündern spricht oder sich gar mit ihnen an einen Tisch setzt, der steht im krassen Gegensatz zur Ausgrenzung als wichtigem Instrument der „Politischen Korrektheit“. Darum ist Jesus Christus, der dermaßen intolerant gegenüber allen Unvereinbarkeits-Abgrenzungen gelebt hat, eine ernsthafte Gefahr für politisch korrekte Schwarz-Weiß-Denke.

Kirchliche Wortkonstruktion
"GOTT-Offenheit" – Kirche auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner
Wegen all dieser schweren Verfehlungen können wir nicht anders, als folgendes harte Urteil auszusprechen: Jesus Christus muss in der untersten Museumsschublade toxischer Männer verschwinden. Keiner darf ihn mehr ernst nehmen, egal was er sonst noch alles Gutes über Gott und die Welt gesagt haben sollte. Einem Sexisten, Tierquäler, Rassisten, Umweltzerstörer und Kontaktschuldigen darf man kein Podium bieten. Wir müssen ein Zeichen setzen. Wehret den Anfängen!

Skeptisch betrachten wir als Volksgerichtshof die verzweifelten Bemühungen der Kirchen, das Leben Jesu mit aller Gewalt durch das Sieb der „Political Correctness“ zu pressen, um dann am Ende doch noch einen gereinigten und zeitgemäßen Jesus Christus herauszubkommen. Sorry! Seine Verfehlungen gegenüber dem Zeitgeist sind einfach zu fundamental, als dass sie durch anbiedernde Kirchenklimmzüge korrigiert werden könnten.

Dieses Urteil ergeht im Namen der Vielfalt, der Toleranz und der Korrektheit als ultimativer Gerechtigkeit und Wahrheit. Denn die „Political Correctnes“ ist ¬dein(e) Herr*In und dein(e) diverse(r) Gott-Göttin; du sollst keine anderen Gött*Innen haben neben ihr/ihm/es*.

Anzeige
Die mobile Version verlassen